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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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den Rücken zuwandte.
    »Sie macht sich einfach Sorgen um uns alle, Beni. Sie meint nicht, dass du nicht so gut bist wie ich«, sagte ich. Ich ging zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sei doch nicht so, Beni. Nicht jetzt, bei allem, was Ken ihr und uns antut«, bat ich.
    Sie kehrte mir weiter den Rücken zu und sprach gegen die Wand.
    »Sie hat immer mehr auf dich geachtet als auf mich, Rain. Es ist so, als ob sie …« Sie drehte mir das Gesicht zu. »... als verdanke sie dir mehr als mir oder irgendjemandem.«

    »Das ist doch albern, Beni.«
    »Nein, ist es nicht«, entgegnete sie steif. »Da ist irgendetwas.« Sie nickte, fest überzeugt. »Es gibt einen Grund dafür.«
    In der Dunkelheit reflektierten ihre Augen den schwachen Schein des Flurlichtes und funkelten wie neue Münzen.
    »Ich weiß, dass du weißt, was ich meine, Rain«, sagte sie mit sanfterer Stimme. »Du tust so, als gäbe es keinen Unterschied, aber ich weiß, dass du es weißt.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir wollen einander nicht anlügen, Rain«, bat sie. »Zumindest das lass uns nicht tun.«
    Ich schwieg.
    Sie hatte nicht ganz Unrecht. Ich hatte immer das Gefühl, Mama schaute mich anders an. Ich wusste nicht warum und wollte es auch nicht herausfinden. Ich hatte Angst. Ich weiß nicht, warum in meinem Hinterkopf ständig ein Strom von Furcht floss, aber er plätscherte dahin, dünn und silbrig, wie ein Faden Licht, den ich Angst hatte zu berühren. In der Dunkelheit war ich sicherer.
    Ich ging zu Bett, lag dort still und schaute zur Decke hinauf.
    »Ich hasse ihn«, murmelte Beni. »Ich hasse ihn für das, was er uns antut. Du nicht?«
    »Nein. Ich hasse ihn nicht. Ich kann ihn nicht hassen. Ich verstehe ihn nicht, aber ich will ihn nicht hassen. Er ist unser Vater, Beni.«
    »Es ist mir egal, wer er ist. Ich hasse ihn«, sagte Beni. »Manchmal hat Mama Unrecht. Manchmal fühlst du dich besser, wenn du hasst. Es macht dich … stärker. Das ist etwas,
das du lernen solltest, Rain. Das ist etwas, das du von mir lernen solltest.«
    Sie schwieg einen Augenblick, dann schaute sie zu mir herüber.
    »Vielleicht macht sich Mama deshalb mehr aus dir«, sagte Beni und klang so, als löste sie ihr eigenes Dilemma.
    »Vielleicht weiß sie, dass du schwächer bist als ich und mehr Schutz brauchst. Ja«, sagte sie und legte sich auf ihr Kissen zurück, »ich wette, das ist es.«
    Ihr gefiel diese Vorstellung. Ich konnte fast hören, wie sie befriedigt lächelte. Es half ihr, die Augen zu schließen und wieder einzuschlafen.
    Vielleicht hatte sie Recht, dachte ich. Vielleicht bin ich schwächer. Vielleicht hatte Beni aufgrund ihrer Art eine bessere Chance, in dieser harten Welt zu überleben.
    Ich drehte mich um und reiste auf einem anderen Weg in die gleiche Dunkelheit.

KAPITEL 1
    Der Anfang vom Ende

    S olange ich mich erinnern kann, wohnten wir in einer Wohnung in einem Gebäudekomplex, den jeder The Projects nannte. Selbst als kleines Mädchen konnte ich den Namen nicht ausstehen. Er hörte sich nicht an wie ein Zuhause, wie ein Ort, an dem eine Familie wohnen konnte. Es hörte sich an wie ein Behördenunternehmen, ein Versuch, sich um die Armen zu kümmern, das Programm eines Bürokraten. Beni nannte ihn Die Käfige , was mir das Gefühl gab, als würden wir wie Tiere behandelt.
    Vermutlich sahen die Gebäude irgendwann einmal sauber und neu aus. Zu Anfang waren keine Graffiti auf jede freie Fläche gesprüht worden. Die Straßen davor waren noch nicht schmutzig und die kleinen Rasenflächen wirkten nicht heruntergekommen und kränklich. Jetzt sah die ganze Anlage aus wie ein großer Aschenbecher.
    Unsere Wohnung war im ersten Stock: zwei-fünfzehn. Wir hatten Glück, weil wir die Treppe benutzen konnten, wenn der Aufzug kaputt war, was häufig der Fall war, und weil sie nicht im Erdgeschoss war, wo häufiger eingebrochen wurde. Einige der Mieter im Erdgeschoss hatten sich Gitter vor den Fenstern anbringen lassen, weshalb Beni die Anlage Die Käfige nannte. Es nutzte nichts, ihr zu sagen, dass die Gitterstäbe in Käfigen dazu dienten,Tiere einzusperren,
nicht Leute auszusperren. Sie behauptete, die Behörden wollten uns dort einsperren.
    »Wir sind wie ein hässlicher Pickel im Angesicht der Hauptstadt. Ich wette, die Leute in der Regierung wollen nicht, dass ausländische Gäste uns sehen. Deshalb führen sie sie auch nicht durch unsere Straßen«, plapperte sie eine von Kens häufigen, vor Selbstmitleid triefenden Reden

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