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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Schätzchen«, wünschte er mir und beugte sich vor, um mich auf die Wange zu küssen.

    Mommy beobachtete uns aus ihrem Rollstuhl von der anderen Seite des Bettes. Einen Augenblick lang wirkte sie so distanziert, fast als befände sie sich außerhalb einer großen Glasglocke um mich herum. Ich wusste, dass sie einen ihrer Böser-Blick-Gedanken hatte, diese Befürchtungen, dass immer etwas Schreckliches passieren würde, wenn sie zu glücklich war. Anscheinend merkte sie das selbst und fing schnell an zu strahlen. Ich stand auf, um sie zu umarmen.
    »Was habt ihr beiden gemacht?«, rief ich, als das Karussell sich immer weiter drehte. »Dagesessen und darauf gewartet, dass ich aufwache? Wie lange seid ihr schon da?«
    »Wir haben dich die ganze Nacht beobachtet«, scherzte Daddy. »Wir haben uns abgewechselt, nicht wahr, Rain?«
    »Wirklich«, bestätigte Mommy. »Dein verrückterVater hat sich aufgeführt, als sei dies eher sein Geburtstag als deiner.« Im Scherz zog sie ein missbilligendes Gesicht. »In letzter Zeit führt er sich mehr und mehr wie ein Sechzehnjähriger auf.«
    »Das Kind in einem verschwindet nie ganz«, versicherte Daddy uns. »Ich möchte, dass du bei meinem neunzigsten Geburtstag die Kerzen ausbläst und Geschenke auspackst.Vergesst nicht, das zu arrangieren, ihr beiden«, befahl er und es klang, als stünde dieses Ereignis unmittelbar vor der Tür.
    Mommy schüttelte den Kopf und lächelte, als ob wir beiden Verbündete wären, die gezwungen waren, einen
weiteren närrischen Mann zu tolerieren. Für mich konnte Daddy niemals ein närrischer Mann sein.
    »Was für ein wunderschönes Karussell«, jubelte ich, als es stillstand.
    »Das«, sagte meine Mutter, »ist nicht einmal die Spitze des Eisbergs. Schau mal aus dem Fenster«, drängte sie mich.
    Mein Zimmer ging auf den See hinaus. Großmutter Megan hatte mir erzählt, dass es früher einmal ihr Zimmer gewesen war, und von Mommy wusste ich, dass sie es benutzt hatte, als sie hier einzog. Jetzt wohnten sie und Daddy in Großmutter Hudsons früherem Zimmer; sie hatten nur die Dekorationen geändert und die Möbel ersetzt. Das Badezimmer war an Mommys spezielle Bedürfnisse angepasst worden.
    Zu Anfang wollte Mommy keine dramatischen Veränderungen im Haus vornehmen lassen. Sie sagte, sie fühle sich Großmutter Hudsons Erinnerung verpflichtet, alles so zu belassen, wie es gewesen war, aber im Laufe der Zeit nutzten Teppiche sich ab, Wände mussten neu gestrichen, Lampen ersetzt, Armaturen ausgetauscht werden, und Daddy brachte einen Innenarchitekten mit, der dem Ganzen einen neuen Stil verlieh.
    Die Flure verströmten immer noch den Geist des neunzehnten Jahrhunderts mit Antiquitäten wie einer White-und-Dogswell-Uhr, die auf einem runden Spiegel aus dieser Epoche hing. Mommy war sehr stolz auf all die Antiquitäten, die meine Urgroßmutter Hudson hinterlassen hatte. Mommy hatte sie so sehr geliebt, dass
ich eifersüchtig war und wünschte, ich hätte sie auch gekannt.
    Urgroßvater Hudsons Arbeitszimmer war noch genauso wie immer, aber der Großteil des Hauses – das Wohnzimmer, die Küche, mein Zimmer und Daddys und Mommys Schlafzimmer – waren in helleren Farben und mit weicheren Materialien modernisiert worden. Kürzlich hatten meine Eltern das Dienstbotenquartier renovieren lassen; der Boden war mit einem dicken weißen Hirtenteppich bespannt und das Krankenbett durch ein übergroßes Bett aus Kirschholz ersetzt worden. Darüber freute Mrs Geary sich sehr.
    Nachdem Glenda Onkel Roy geheiratet hatte, waren sie und Harley aus dem Haupthaus ausgezogen. Mommy und Daddy engagierten Mrs Geary über eine Agentur. Damals war sie Anfang vierzig; mit Ende zwanzig war sie aus Irland gekommen, um in Amerika zu leben und zu arbeiten. Ihr mittlerweile von grauen Strähnen durchzogenes Haar war einst fast so rot gewesen wie Daddys. Sie hatte für entfernte amerikanische Verwandte gearbeitet, die sie so schlecht behandelten wie Aschenputtels Stiefmutter Aschenputtel.
    »Ich wurde einfach nicht respektiert. Alles, was ich tat, wurde einfach von mir erwartet. Kein Funke von Dankbarkeit! Ich war froh, dort herauszukommen«, erzählte sie mir.
    Daddy sagte, er mochte sie, weil sie über eine innere Stärke und ein Selbstvertrauen verfügte, was sie zu einem Gewinn für jeden Haushalt machen musste, in dem
die Hausherrin behindert war. Mommy und sie mochten einander sofort, und mittlerweile war sie für mich nicht weniger als ein Familienmitglied. Oft war

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