Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
gedacht und sehr gehofft hatte, dass seine Sippe zum See kommt. "Ich habe dich auch vermisst." sagte Tisgar und nahm ihre Hand. "Du hast so viel erlebt. Bei uns war es nicht so aufregend, aber das erzähle ich dir ein anderes Mal." Er strich ihr über die Wange. "Ich möchte lieber über uns reden." Pinaa spürte wieder das Kribbeln. Über uns reden? War sie darauf vorbereitet? Sicher hatte sie gehofft, dass er sie noch liebte, aber sie hatte nie über die Folgen nachdenken wollen. Gerade wollte sie das Gespräch auf den nächsten Tag verschieben, da sah er sie mit seinen himmelblauen Augen an, nahm sie sanft in die Arme und küsste sie. Und in diesem Moment war Pinaa sicher, dass sie immer bei ihm bleiben wollte. "In der Zeit ohne dich hat mir etwas gefehlt. Ich wünsche mir, dass du immer bei mir bist." begann Tisgar. "Ich will euren Beschwörer bitten, uns zu verbinden. Mein Vater unterstützt meine Wahl. Ich möchte aber vorher wissen, ob du deine Sippe verlassen würdest." Pinaas Herz machte einen Hüpfer. Er wollte sie wirklich zur Frau. Und er wollte vorher sogar wissen, was sie darüber dachte. Ihr Herz forderte laut nach Zustimmung. Ihr Verstand aber lenkte ihre Gedanken plötzlich zu dem, was Renaa gesagt hatte - "Es ist wegen der Wölfin." - liebte Tisgar sie? Oder wollten er und sein Vater den magischen Begleiter in ihrer Sippe haben? "Ich meine, du kannst bei uns weiter die Heilkünste lernen und sie auch ausüben." fuhr Tisgar fort, als er ihr Zögern bemerkte. "Du müsstest natürlich unsere Götter annehmen." Die Götter waren nicht das Problem dachte Pinaa, und dass Tisgar ihren Wunsch, der Sippe als Heilerin zu dienen, unterstützte, hatte sie erwartet, aber wie konnte sie wissen, dass es um sie und nicht um die Wölfin ging. Sie musste ihm etwas vorspielen, um zu sehen, wie er reagierte. "Ich wäre gern an deiner Seite, ..." sagte sie langsam und Tisgar lächelte. "... aber es gibt etwas, dass du wissen musst. Die Wölfin wird nicht mehr lange bei mir sein." Sie wartete auf seine Reaktion, aber er sah sie nur bedauernd an. "Das tut mir leid. Sie wird dir sicher sehr fehlen." sagte er und legte einen Arm um sie. "Wieso wird sie euch verlassen?" Pinaa überlegte. "Ich weiß nicht so genau. Aber sie ist nicht mehr oft bei uns, sie geht lieber in den Wald. Sie frisst kaum noch, was ich ihr gebe und spielt mit niemandem mehr. Und sie heult immer wieder und dann ..." Plötzlich konnte sie nicht mehr weitersprechen, sie hatte einen Kloß im Hals. Ihr Magen fühlte sich wie ein kalter Klumpen an. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass die Wölfin sie wahrscheinlich wirklich bald verlassen würde. All die Dinge, die sie aufgezählt hatte, waren wahr, aber sie hatte nie darüber nachgedacht. Sie war so mit anderen Sachen beschäftigt gewesen, ihre Gedanken meistens bei Tisgar, dass ihr gar nicht klar geworden war, dass die Wölfin sich von ihr löste. Sie begann zu weinen und Tisgar drückte sie fest an sich. "Sie heult und dann antwortet immer einer." schluchzte sie. "Aus dem Wald." "Sie hat einen Partner gefunden." sagte Tisgar. "So wie du." Pinaa vergrub ihr Gesicht ganz tief in seiner Bärenfelljacke und weinte hemmungslos.
"Ich werde Kilaa zu meiner Frau nehmen." erzählte Minoo freudestrahlend. "Wir werden morgen verbunden." Sie saßen zu dritt an heimischer Feuerstelle und naschten geröstete Nüsse. "Und Lantan hat zugestimmt, sich mit mir zu verbinden." berichtete Ilaa glücklich. "Wir werden ..." "Du hast ihn gefragt?" unterbrach Minoo sie verwundert. "Ja, nun ja ..." Ilaa wurde etwas verlegen. "... ich dachte, ich versuch es einfach, er redet ja nicht viel, da hätte ich ewig warten müssen." Minoo lachte. Pinaa freute sich für ihre Freunde. "Das ist wirklich schön. Ich bin sicher, dass ihr beide sehr glücklich werdet." sagte sie. "Na bei dir gibt es doch bestimmt auch gute Neuigkeiten, oder nicht?" fragte Ilaa neckend. "Oder will er dich etwa nicht mehr?" "Doch. Tisgar will Kittoo fragen, ob wir uns verbinden dürfen. Er hat mich sogar vorher um Zustimmung gebeten." antwortete Pinaa ein bisschen stolz und bei dem Gedanken an Tisgar auch lächelnd. "Ich habe Kilaa auch vorher gefragt. Ich finde, das macht es doch einfacher." meinte Minoo. "Und Lantan hatte ja wohl sowieso nichts zu melden." Ilaa kicherte und zwickte ihn in den Arm: "Na, dann ist doch alles gut, oder?" Pinaa schüttelte den Kopf. "Leider nicht alles." gestand sie. "Ich glaube, die Wölfin wird uns verlassen." Sie zählte alle
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