Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
erkennen." antwortete Kittoo. Seine Frau erschien neben ihm. "Wo ist unser Sohn?" fragte sie. "Kommt er heil zurück?" Kittoo schloss kurz die Augen. "Sie sind zu dritt." wiederholte er. "Und sie ziehen den vierten hinter sich her." "Nein." Die Frauen wollten loslaufen, aber die Männer hielten sie auf. "Wartet hier. Bitte." sagte Kittoo mit fester Stimme. "Wir werden ihnen helfen." Zusammen mit Setanoo ging er den Rückkehrern und der Wölfin entgegen. Er ging er mit Angst im Herzen, denn er hatte zwar keine Zeichen zu Anatoo erhalten, aber auch zu keinem der anderen. Die Geister der Ahnen hatten ihn nicht davor gewarnt, dass einer der Jäger verletzt oder tot zurückkehren würde. Wer war es?
Ihn überkam eine große Erleichterung, als er Anatoo erkannte. Sein Sohn lebte und schien gesund. Er trug seine Ausrüstung sowie ein halbes Dutzend gefüllter Beutel und sah erschöpft aus. Nicht mehr als seine beiden Begleiter. Menoo und Minoo trugen ebenfalls ihre Ausrüstung und zogen eine große Trage hinter sich her, auf der ein großes Bündel lag. Das musste also Sketoo sein, dachte Kittoo schwermütig. Da der Körper gänzlich umhüllt war, vermutlich tot. Ein großer Verlust für die Sippe. Die drei jungen Jäger hielten an. Sie sahen müde und verloren aus. "Sketoo ...." begann Menoo leise. "Er ist bei den Ahnen." Kittoo ging zu der Trage, und sah unter die Felle. "Der Bär ..." wollte Anatoo ergänzen. "Sketoo hat uns gerettet." Kittoo beruhigte ihn. "Schon gut. Es ist gut." Er nahm Anatoo einige Bündel ab und Menoo seine Seite der Trage aus der Hand. Setanoo nahm Minoos Seite und sie liefen weiter zum Lager. "Irgendwann geht jeder Jäger zu den Ahnen." sagte Kittoo. "Es ist gut, wenn es bei der Verteidigung der Sippe geschieht." ergänzte Setanoo. "Ihr müsst euch ausruhen. Dann könnt ihr uns von seinen Taten erzählen."
Als sie sich dem Lager näherten und für alle erkennbar wurde, was geschehen war, hörte man ein paar unterdrückte Schreie. Pinaa lief erleichtert auf Minoo zu und fiel ihm um den Hals, Anatoos Mutter atmete einige Male laut durch und Menoos Vater Katanoo umarmte seine Frau überschwänglich. Ilanaa aber brach lautlos im Schnee zusammen. Sanaa nahm ihr das Söhnchen aus den Armen und richtete sie auf. Wie in Trance wankte Ilanaa langsam auf die Trage zu. Sie schlug die Felle beiseite und enthüllte Sketoos friedliches bleiches Gesicht. Sie fiel auf die Knie und begann laut zu weinen und zu klagen, dabei strich sie immer wieder über Sketoos Gesicht. Die Wölfin setzte sich ans Ende der Trage und begann ebenfalls laut zu heulen. Alle Sippenmitglieder bedeckten ihre Gesichter mit den Händen und Pinaa und Minoo hielten sich ganz fest.
Der nächste Sonnenaufgang tauchte das Lager in einen goldenen Schein. Es war ungewöhnlich ruhig, alle schienen sich mit Zurückhaltung und Bedacht zu bewegen. Anatoo, Menoo und Minoo saßen mit Kittoo und den Jägern zusammen und schilderten alle Details ihres Kampfes mit dem Bären. Einerseits war es aufregend, die Jagd noch einmal zu durchleben, andererseits verstörend, den Tod des Jägers Sketoo zu schildern. Die Männer befanden, dass die Jagd richtig vorbereitet und gut durchführt worden war. Sketoos Tod hätten sie nicht verhindern können, die Ahnen würden ihn mit offenen Armen empfangen, da er in einem Kampf gestorben und dabei Katanoos Sohn gerettet hatte.
Danach verbreitete sich die Geschichte nach und nach durch das Lager. Pinaa wollte mit Minoo unter vier Augen über seine Erlebnisse sprechen und zog ihn mit sich ein Stück in die Höhle hinein. "Ist alles in Ordnung?" fragte sie. "Du machst dir doch keine Vorwürfe, oder?" "Nein." Er sah zu Boden und schüttelte den Kopf. "Nein. Es ist nur alles so unwirklich. Sketoo ... er hielt das Vorhaben für gefährlich, aber wir wollten unbedingt einen Bären töten. Anatoo hat keine guten Zeichen gesehen, aber es war wichtiger, dass wir große Jäger sind. Wir wollten genau so stark sein wie Lantan und Tisgar. Und jetzt? Ist der Bär tot und Sketoo auch. Und ich glaube nicht, dass es das wert war." Er schien innerlich aufgewühlt, blieb aber ruhig. Pinaa nahm seine Hand. "Was für Zeichen hat Anatoo gesehen?" Er sah sie entsetzt an. Einerseits, weil er Niemandem von Anatoos Visionen hatte erzählen wollen. Und andererseits ... "Das ist es, was dich interessiert?" Jetzt klang er doch aufgebracht. "Ein Jäger ist gestorben, ich frage mich, ob dieses Opfer sein musste und du fragst nach Anatoos
Weitere Kostenlose Bücher