Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
nach. Sie hatte sich nicht einmal von Minoo verabschiedet. Was, wenn er nicht zurück kam? Oder wenn er so zurück kam wie Sketoo? Sanaa nahm sie fest in den Arm und drückte sie. "Er wird gesund zurückkehren." versicherte sie ihr. Aber beiden war schwer ums Herz.
Battoo sah Anatoo zweifelnd an. "Ich weiß nicht." sagte er. "Meinst du nicht, die schöpfen Verdacht?"
"Wir vergraben den Leichnam irgendwo im Wald." entgegnete Anatoo. "Und wissen von nichts. Die könnte doch jederzeit wieder abhauen wollen. Zurück zu Ihresgleichen." "Aber wenn jemand sie ausbuddelt? So tief kommen wir ja nicht." warf Battoo ein. "Ich meine andere Raubtiere. Oder sogar andere Wölfe. Und dann sehen sie, dass sie durch einen Pfeil getötet wurde." "Wer sollte das sehen?" fragte Anatoo genervt. "Wenn andere Tiere sie ausbuddeln, fressen die sie doch auch. Oder schleppen sie weg. Da sieht niemand irgendwas." "Niemand wird glauben, dass sie abgehauen ist." beharrte Battoo. "Vor allem Pinaa nicht. Sie werden nach ihr suchen. Und wir haben nicht genug Zeit, sie so gut zu verstecken." Anatoo seufzte. "Na gut, wie wäre es damit, Battoo? Wir erschlagen sie mit einem Stein. Und dann packen wir noch mehr Steine drauf. Und dann finden sie sie und denken, dass sie von einem Abbruch erschlagen worden ist." er schlug die Hände aufeinander. "Bäng, bumm, einfach so, zerquetscht." Battoo dachte über diesen neuen Vorschlag nach. "Aber wie stellen wir das an?" fragte er. "Wölfe sind nicht so dumm." "Doch, ich glaube schon." sagte Anatoo. "Sie vertraut uns ja. Ich locke sie in eine Enge. Dann halte ich sie dort - zur Not mit dem Feuer. Und du setzt die Steine in Bewegung." Battoo nickte langsam. "Und wie machst du es, dass die Wölfin bei dir bleibt und Pinaa nicht da ist? Und trotzdem später niemand dich beschuldigt, nicht aufgepasst zu haben?" "Da habe ich schon eine Idee." entgegnete Anatoo. "Mach dir keine Sorgen." "Ein bisschen gemein ist das schon." warf Battoo noch leise ein. "Und wenn wir einen magischen Begleiter töten ..." "Das ist er nicht." unterbrach ihn Anatoo scharf. "Mein Vater glaubt das. Aber es kann nicht sein. Ein magischer Begleiter kommt nur zu einem Beschwörer." Anatoo legte einen Arm um ihn. "Dieses Mädchen hat schon zu viel Einfluss auf meinen Vater. Nur wegen des Wolfs. Sie bringt die ganze Ordnung durcheinander." Battoo nickte erneut und Anatoo fuhr fort. "Wenn der Wolf beseitigt ist, ist das vorbei. Ich kann nichts dafür, dass er nicht freiwillig wieder geht. Aber ich bringe ja nicht das Mädchen um. Alles muss wieder den normalen Lauf nehmen. Ich werde irgendwann der Nachfolger meines Vaters und du wirst der erste Jäger sein. Und wir beide werden uns die besten Frauen auswählen." Battoo lächelte. Anatoo war ein guter Freund. Und zum Feind wollte er ihn lieber nicht haben.
Also ging er los und suchte eine geeignete Stelle für den Hinterhalt aus.
Als alle noch schliefen schlich Anatoo im Dunkeln sehr vorsichtig zum Lagerplatz der Wölfin. Einige Schritte von ihr entfernt hielt er inne, hockte sich hin, machte ganz leise "Schsch." und hielt ihr seine Hand entgegen. Vermutlich hatte sie ihn längst gewittert und auch erkannt, aber sie blieb tatsächlich ruhig. Er atmete durch, kroch näher heran und begrüßte sie. Er hatte frisches Wasser und Fleisch dabei. Die Wölfin bekam gelegentlich bei Sonnenaufstieg eine kleine Mahlzeit, daher lehnte sie nicht ab, obwohl es ungewöhnlich früh war. Anatoo zog sich leise zurück und ließ sie trinken und futtern.
Als Pinaa bei Sonnenaufgang aufstand schlief die Wölfin tief und fest. Das war ungewöhnlich, aber da sie nun nicht mehr angebunden wurde, konnte es sein, dass sie vielleicht manchmal nachts durch den Wald zog, dachte sich Pinaa. Als sie zum Aufbruch an den Bach fertig war, der ein Stück entfernt aus den Bergen kam, versuchte sie, die Wölfin sanft zu wecken, merkte aber, dass diese wohl noch schlafen wollte. Sie ging zwar ungern ohne sie irgendwohin, wollte sie aber auch nicht unbedingt zwingen. So füllte sie ihr frisches Wasser von ihrem Beutel nach und ließ sie weiterdösen.
Die Männer waren bereits früh zur Jagd aufgebrochen. Die Frauen verließen es gerade in zwei Gruppen. Das Lager war fast menschenleer und das war Anatoos Chance. Battoo und er hatten angeboten, im Lager zu bleiben, Pfeile herzustellen und Ordnung zu schaffen. Die Pfeile hatten sie schon ein paar Tage vorher immer wieder heimlich zusammengebaut. Menoos Bruder Ibanoo war ebenfalls
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