Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Sperrfeldern und Suspensionsfeldkugeln, die durch die Wolken sanken wie Spreu von einem soeben abgeernteten Feld.
»Theo, alles in Ordnung?«
Der Generalgouverneur nickte, wollte die Brille an der Nase hinaufschieben und hielt verblüfft inne, als er feststellte, daß seine Brille nicht mehr da war. Blut war auf Theos Stirn und Armen verschmiert. »Kopf angeschlagen«, sagte er benommen.
»Wir müssen dein Komlog benützen«, sagte der Konsul. »Jemand muß herkommen und uns abholen.«
Theo nickte, hob den Arm und betrachtete stirnrunzelnd sein Handgelenk. »Fort«, sagte er. »Das Komlog ist fort. Muß im Gleiter nachsehen.« Er versuchte aufzustehen.
Der Konsul zog ihn wieder nach unten. Sie befanden sich im Schatten einiger ausladender Bäume, aber der Gleiter lag im Freien und ihre Bruchlandung war vielleicht nicht unbemerkt geblieben. Der Konsul hatte mehrere bewaffnete Soldaten gesehen, die die Straße entlanggelaufen kamen, während der Gleiter zur Bruchlandung ansetzte. Es konnte sich um SST oder Ousters oder sogar Marines der Hegemonie handeln, aber der Konsul stellte sich vor, welchem Herrn sie auch immer dienten, sie würden schießwütig sein.
»Vergiß es«, sagte er. »Wir suchen ein Telefon. Rufen im Konsulat an.« Er sah sich um und identifizierte das Viertel der Lagerhäuser und Steinbauwerke, wo sie gelandet waren. Ein paar hundert Meter flußaufwärts stand eine verlassene alte Kathedrale, deren Sakristei verfallend über den Fluß hing.
»Ich weiß, wo wir sind«, sagte der Konsul. »Nur einen oder zwei Blocks von Cicero's entfernt. Komm mit!« Er zog Theos Arm über seinen Kopf auf die Schulter und wuchtete den Verletzten auf die Füße.
»Cicero's ist gut«, murmelte Theo. »Könnte einen Drink gebrauchen.«
Das Knattern von Projektilfeuer und als Antwort ein Zischen von Energiewaffen ertönte aus der Straße im Süden. Der Konsul verlagerte soviel von Theos Gewicht, wie er aushalten konnte, auf sich selbst und ging halb laufend, halb taumelnd den schmalen Weg neben dem Fluß entlang.
»Oh, verdammt«, flüsterte der Konsul.
Cicero's brannte. Die alte Bar samt Gasthaus – so alt wie Jacktown und älter als der überwiegende Teil der Hauptstadt – hatte drei der vier windschiefen Gebäude am Flußufer an die Flammen verloren, und lediglich eine entschlossene Eimerkolonne von Stammgästen konnte das verbliebene noch halten.
»Ich sehe Stan«, sagte der Konsul und deutete auf die hünenhafte Gestalt von Stan Leweski, der weit vorne in der Eimerschlange stand. »Hier.« Der Konsul brachte Theo unter einer Ulme am Weg in eine sitzende Haltung. »Was macht der Kopf?«
»Tut weh.«
»Ich komme gleich mit Hilfe zurück«, sagte der Konsul und ging, so schnell er konnte, den schmalen Weg entlang auf die Männer zu.
Stan Leweski sah den Konsul an, als wäre der ein Gespenst. Ruß und Tränen waren im Gesicht des großen Mannes verschmiert, seine Augen waren weit aufgerissen, fast verständnislos. Das Cicero's gehörte seiner Familie seit sechs Generationen. Es regnete jetzt ein wenig, und das Feuer schien unter Kontrolle zu sein. Männer schrien auf, als einige Balken der ausgebrannten Teile in die Glut des Kellers stürzten.
»Bei Gott, er ist hin«, sagte Leweski. »Sehen Sie? Der Anbau von Großvater Jiri? Er ist hin.«
Der Konsul packte den riesigen Mann an den Schultern. »Stan, wir brauchen Hilfe. Theo ist da drüben. Der Gleiter mußte notlanden. Wir müssen zum Raumhafen ... dein Telefon benützen. Es ist ein Notfall, Stan.«
Leweski schüttelte den Kopf. »Das Telefon ist hin. Komlogkanäle sind überlastet. Der verdammte Krieg hat angefangen.« Er deutete auf die ausgebrannten Flügel des alten Gasthauses. »Sie sind hin, verdammt. Hin!«
Der Konsul ballte von hilfloser Frustration erfüllt die Fäuste. Andere Männer lungerten herum, aber der Konsul kannte keinen. Es waren keine Befehlshaber von FORCE oder dem SST zu sehen. Plötzlich sagte eine Stimme hinter ihm: »Ich kann Ihnen helfen. Ich besitze einen Gleiter.«
Der Konsul wirbelte herum und sah einen Mann Ende Fünfzig, Anfang Sechzig, dessen hübsches Gesicht und strähniges Haar von Ruß und Schweiß gezeichnet waren. »Prima«, sagte der Konsul. »Ich bin Ihnen sehr verbunden.« Pause. »Kenne ich Sie?«
»Dr. Melio Arundez«, sagte der Mann, der schon auf den Weg zuging, wo Theo ausruhte.
»Arundez«, wiederholte der Konsul und beeilte sich, aufzuholen. Der Name hallte ihm seltsam im Gedächtnis. Jemand,
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