Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Halten Sie sich fest!«
Der zehn Kilometer lange Flug zum Raumhafen via VIP Highway oder die Flugbahn darüber dauerte normalerweise ein paar Minuten, aber Arundez' verquerer, hakenschlagender Anflug über Berge und Täler und zwischen Bäumen hindurch bereicherte den Flug um zusätzliche aufregende Minuten. Der Konsul drehte den Kopf und betrachtete Berghänge und die Elendsviertel brennender Flüchtlingslager zur Rechten. Männer und Frauen duckten sich an Felsen und unter niederen Bäumen und bedeckten schützend die Köpfe, als der Gleiter über sie hinwegraste. Einmal sah der Konsul eine Schwadron FORCE-Marines, die sich auf einem Berggipfel verschanzt hatten, aber deren Aufmerksamkeit war auf einen Hügel nördlich gerichtet, von wo unerbittlich Laserfeuer herunterprasselte. Arundez sah die Marines im selben Augenblick und riß den Gleiter heftig nach links, so daß dieser Sekunden, bevor die Bäume auf der Hügelkuppe über ihnen wie von einer unsichtbaren Schere abgeschnitten wurden, in eine schmale Kluft sank.
Dann brausten sie wieder nach oben und über einen letzten Kamm hinweg, und endlich waren die westlichen Tore und Zäune des Raumhafens voraus zu erkennen. An der Umzäunung waberten violett Sperrfelder und Schutzschirme, und sie waren immer noch einen Klick entfernt, als ein sichtbarer Richtstrahllaser aufleuchtete, sie fand, und eine Stimme im Funkgerät sagte: »Nicht identifizierter Gleiter, landen Sie unverzüglich, andernfalls werden Sie vernichtet.«
Arundez landete.
Die zehn Meter entfernte Baumgrenze schien zu schimmern, und plötzlich waren sie von Phantomen in aktivierten Chamäleonpolymeren umgeben. Arundez hatte die Cockpitblasen aufgeklappt, jetzt waren Gefechtsgewehre auf ihn und den Konsul gerichtet.
»Treten Sie von dem Fahrzeug zurück«, sagte eine körperlose Stimme hinter dem Tarnflimmern.
»Wir haben den Generalgouverneur bei uns«, rief der Konsul. »Wir müssen rein.«
»Was Sie nicht sagen!« sagte eine Stimme mit eindeutigem Netzakzent. »Raus!«
Der Konsul und Arundez lösten hastig die Sitzsicherungen und wollten gerade hinausklettern, als eine Stimme vom Rücksitz schnauzte: »Leutnant Mueller, sind Sie das?«
»Äh ... ja, Sir.«
»Erkennen Sie mich, Leutnant?«
Das Tarnflimmern wurde depolarisiert, ein junger Marine in vollem Gefechtspanzer stand einen Meter vom Gleiter entfernt. Sein Gesicht bestand nur aus einem schwarzen Visier, aber die Stimme klang jung. »Ja, Sir ... äh ... Gouverneur. Tut mir leid, ich habe Sie ohne Brille nicht erkannt. Sie sind verletzt, Sir.«
»Ich weiß, daß ich verletzt bin, Leutnant. Darum haben mich diese Herren hergebracht. Erkennen Sie den früheren Hegemoniekonsul von Hyperion nicht?«
»Tut mir leid, Sir«, sagte Leutnant Mueller und winkte seine Leute unter die Baumgrenze zurück. »Der Stützpunkt ist abgeriegelt.«
»Selbstverständlich ist der Stützpunkt abgeriegelt«, sagte Theo mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich selbst habe diesen Befehl gegengezeichnet. Aber ich habe auch die Evakuierung allen wichtigen Hegemoniepersonals angeordnet. Diese Gleiter haben Sie doch durchgelassen, oder nicht, Leutnant Mueller?«
Die gepanzerte Hand fuhr nach oben, als wollte sie Helm und Visier kratzen. »Äh ... ja, Sir. Äh ... definitiv. Aber das war vor einer Stunde, Sir. Die Evakuierungslandungsboote sind fort und ...«
»Um Gottes willen, Mueller, wenden Sie sich über den taktischen Kanal an Oberst Gerasimov, lassen Sie sich Erlaubnis geben und lassen Sie uns durch.«
»Der Oberst ist tot, Sir. Ein Landungsboot hat die östliche Begrenzung angegriffen und ...«
»Dann Kapitän Llewellyn«, sagte Theo. Er schwankte und stützte sich an der Lehne des Sitzes des Konsuls ab. Unter dem Blut war sein Gesicht totenblaß.
»Äh ... die taktischen Kanäle sind ausgefallen, Sir. Die Ousters blockieren das Breitband mit ...«
»Leutnant«, rief Theo in einem Tonfall, wie ihn der Konsul noch nie bei seinem jungen Freund gehört hatte, »Sie haben mich persönlich gesehen und mein ID-Implantat konsultiert. Und jetzt lassen Sie uns entweder ins Raumhafengelände oder erschießen Sie uns.«
Der gepanzerte Marine sah zur Baumgrenze, als überlegte er, ob er seinen Leuten befehlen sollte, das Feuer zu eröffnen. »Die Landungsboote sind alle fort, Sir. Es kommt nichts mehr herunter.«
Theo nickte. Blut war auf seiner Stirn getrocknet und verkrustet, aber jetzt strömte ein frisches Rinnsal vom Haaransatz. »Das beschlagnahmte Schiff
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