Die Insel Der Abenteuer
zuwarf.
Plötzlich schrie Dina auf und stieß Philipp von sich fort.
»Pfui! Du hast ja eine Maus im Kragen! Ich sah ihre Schnauze herausgucken. Wirf sie sofort weg, Philipp! Du weißt, ich kann Mäuse nicht leiden.«
»Ach, halt den Mund und sei nicht idiotisch«, sagte Philipp ärgerlich. Dina geriet sofort in Wut. Sie ergriff ihren Bruder beim Kragen, schüttelte ihn und versuchte, die Maus zu verjagen. Philipp gab Dina einen Schubs, so daß sie mit dem Kopf heftig gegen die Wagenwand bumste.
Wütend schlug sie auf Philipp ein. Jack und Lucy waren starr vor Entsetzen.
»Du Biest!« rief Dina. »Ich wünschte, du wärest gar nicht zurückgekommen! Nimm deine beiden blöden Freunde und fahr wieder zu Herrn Roy zurück!''
»Sie sind nicht blöde«, sagte Philipp und machte ein geheimnisvolles Gesicht, »das wirst du schon merken.«
Als er sah, daß Jo-Jo die Kinder nicht beachtete, näherte er seinen Mund Dinas Ohr und flüsterte: »Die beiden sind von Herrn Roy entflohen. Ich habe sie eingeladen. Ihr Onkel wird Tante Polly für ihren Aufenthalt bei uns Geld geben. Dann kann sie auch die Rechnungen bezahlen, von denen du schriebst. Was sagst du nun?«
Dina vergaß ihre Wut ebenso schnell, wie sie gekommen war. Sie sah die Geschwister neugierig an und rieb sich ihre Beule am Kopf. Was würde Tante Polly dazu sagen? Wo würden die beiden schlafen? Das war ja eine aufregende Geschichte!
Jo-Jo raste rücksichtslos über die holperige Straße, und Jack wunderte sich, daß der alte Wagen das aushielt.
Sie fuhren erst das Kliff hinauf und dann auf einem ge-wundenen Weg nach Felseneck hinunter.
Plötzlich hörten sie das Brausen des Meeres, und Felseneck stand, auf halber Höhe des Kliffs erbaut, finster vor ihnen. Der Wagen hielt an, und die Kinder stiegen aus. Jack sah das fremde Haus verwundert an. Es war ein merkwürdiges Gebäude. Früher hatte es zwei Türme gehabt, aber der eine war eingefallen, während der andere noch stand. Das Haus war aus großen grauen Steinen erbaut, plump und häßlich, aber doch auch wieder großartig. Es bot der See stolz und zornig die Stirn, als ob es dem tosenden Sturm und dem ruhelosen Meer trotzte.
Jack sah zum Wasser hinunter. Dort kreisten Hunderte von Seevögeln aller Art. Es war ein wahres Vogelpara-dies. Das Herz des Knaben sang vor Freude. Vögel zu Hunderten, Vögel zu Tausenden! Er würde sie nach Herzenslust beobachten können, ihre Nester finden und sie fotografieren. Was für eine herrliche Zeit lag vor ihm!
Da kam eine kleine magere Frau aus der Tür und blickte überrascht auf die vier Kinder. Ihre Haare waren fahl und wuschelig. Sie sah müde und verwelkt aus.
»Hallo, Tante Polly!« rief Philipp und lief die Treppen-stufen hinauf. »Da bin ich wieder.«
»Soso«, sagte die Tante und gab ihm einen flüchtigen Kuß auf die Backe. »Aber wer ist das?«
»Tante Polly, das sind meine Freunde«, sagte Philipp eifrig. »Sie konnten nicht nach Hause fahren, weil ihr Onkel sich das Bein gebrochen hat. Deshalb brachte ich sie mit. Der Onkel wird für ihren Aufenthalt bezahlen.«
»Philipp! Wie kannst du so etwas tun? Mich mit Besuch überfallen, ohne mir etwas zu sagen!« rief Tante Polly heftig. »Wo sollen sie denn schlafen? Du weißt ganz genau, daß wir keinen Platz haben.«
»Sie könnten doch im Turmzimmer schlafen«, schlug Philipp vor.
Das Turmzimmer! Wie wundervoll! Jack und Lucy waren begeistert.
»Da sind keine Betten drin«, sagte Tante Polly ungnädig. »Die Kinder müssen wieder fort. Sie können über Nacht hierbleiben und dann zurückfahren.«
Lucy sah so aus, als ob sie gleich anfangen wollte zu weinen. Wie unfreundlich Tante Polly sie empfing! Die harten Worte taten ihr weh, und sie fühlte sich ganz elend. Aber Jack legte beruhigend den Arm um seine Schwester und drückte sie an sich. Er war fest entschlossen, nicht wieder von hier fortzugehen. Der Anblick der kreisenden und segelnden Vögel erfüllte sein Herz mit Freude. Ach, auf dem Kliff zu liegen und sie zu beobachten! Er würde bestimmt nicht zurückfahren.
Endlich gingen alle ins Haus, und Jo-Jo trug die Koffer hinein. Tante Polly blickte mißbilligend auf Kiki. »Auch noch ein Papagei!« klagte sie. »So ein gräßlicher, krei-schender Vogel! Ich habe Papageien nie gemocht. Es ist schon schlimm genug mit all deinen Tieren, Philipp, und nun kommt noch dieser Papagei dazu.«
»Polly, armes Ding«, sagte da Kiki plötzlich ganz unerwartet.
Tante Polly sah den Vogel überrascht an.
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