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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Wobei eine Jagd zu Pferde die junge Frau bestimmt gereizt hätte. Hier auf Jamaika verbot Nora ihrer Tochter allerdings die Teilnahme an vergleichbaren Veranstaltungen. Man jagte rund um Kingston kein Wild, sondern kleine schwarze Jungen, die sich einen Spaß daraus machten, den Reitern zu entwischen. Die Kinder mochten das lustig finden, aber Nora erkannte es als menschenverachtend. Und Doug dachte dabei an die Sklavenjagden, an denen sein Vater stets gern teilgenommen hatte. Man hetzte entflohene Schwarze mit Hunden und Pferden – um sie dann drakonisch für ihren Fluchtversuch zu bestrafen. Die spielerischen »Reitjagden« dienten auch dazu, die Tiere dafür zu trainieren.
    »Ich heirate jedenfalls keinen Mann, dem ich eine schüchterne, dumme Gans vorspielen muss, die nicht mal reiten kann!«, fuhr Deirdre fort. »Mein Gatte wird mich nehmen müssen, wie ich bin.«
    Amali lachte beklommen. Sie wusste einiges von Deirdres Geschichte – in den Sklavenquartieren waren viel mehr Einzelheiten über Nora Fortnams Entführung und ihr Verhältnis zu Deirdres leiblichem Vater Akwasi bekannt als in der feinen Gesellschaft rund um Kingston. Deirdre konnte von Glück sagen, wenn sie überhaupt unter den jungen Männern der weißen Backras wählen konnte. Sie hätte ebenso gut als Dienerin im Sklavenquartier enden können. Vor dem Gesetz galt die Tochter eines entflohenen Sklaven als Schwarze – bis vor wenigen Jahren war es den Plantagenbesitzern nicht einmal erlaubt gewesen, ihren Leuten Freibriefe auszustellen. Inzwischen hatte sich das geändert. Kwadwo und Adwea waren frei – und auch für Deirdre lag irgendwo in den Truhen ihres Ziehvaters Doug Fortnam ein vom Gouverneur unterzeichnetes Dokument, das sie als freie Schwarze auswies. Es gab Deirdre Sicherheit – aber es machte sie nicht unbedingt interessanter als Heiratskandidatin für junge Männer wie Quentin Keensley.
    Amali bedeutete ihrer jungen Herrin aufzustehen und begann, sie zu schnüren. Es ging leicht, Deirdre war sehr schlank und hätte der künstlichen Hilfestellung eigentlich gar nicht bedurft. Doch die mittels Fischbein geformte extreme Wespentaille war nun einmal Mode. Deirdre stöhnte, als Amali die Schnüre energisch anzog.
    Schließlich halfen ihr die Mädchen in einen Reifrock und ein leichtes reinweißes Kleid, über das eine mit hellgrünen Schleifen besetzte Mantille gezogen wurde. Trotz des noch unfrisierten Haares sah Deirdre atemberaubend aus.
    Amali lächelte ihrer Freundin und Herrin zu. Zum Glück war sie schön. Ein Ausspruch Mama Adwes … Die Männer würden nicht an Deirdres Abstammung denken, wenn sie die junge Frau ansahen und um ihre Gunst warben. Und ihre Familien würden es nicht wagen, Doug Fortnam von Cascarilla Gardens zu brüskieren, indem sie seine Ziehtochter kategorisch ablehnten.Das zumindest hofften die Fortnams – und ihre Dienerschaft. Es gab niemanden auf Cascarilla Gardens, der Deirdre Böses wünschte.
    »Also, zum Schminken haben wir jetzt aber wirklich keine Zeit mehr!«
    Es hatte lange gedauert, Deirdres widerspenstige Locken zu einem lockeren Zopf zu flechten und Orangenblüten hineinzuwinden. Deirdre wehrte ab, als Genet zum Abschluss noch zu den Schminktöpfen greifen wollte.
    »Aber Missis Nora meinte …«
    Genet schaute zweifelnd und machte Anstalten, etwas einzuwenden, allerdings halbherzig. Den schwarzen Mädchen erschien es als völlig unsinnig, die ohnehin hellen Gesichter der Weißen auch noch zu pudern. Zumal es Deirdre in keiner Weise schmeicheln würde. Keine Schminke der Welt konnte sie schöner machen, als sie es jetzt schon war. Ihre Haut war glatt und rein, und ihr natürlicher Teint passte viel besser zu dem weißen Debütantinnenkleid als die künstliche Blässe.
    »Ach, Mommy meint das nicht ernst!«, behauptete Deirdre und stand auf. »Ihr habt das wunderbar gemacht!«, lobte sie die Mädchen. »Geht jetzt runter und sagt dem Zeremonienmeister Bescheid, dass ich komme, ja? Und Mommy natürlich. Es wird ein ganz großer Auftritt werden!«
    In den hochhackigen eleganten Seidenschuhen bewegte sie sich nun wirklich so kokett, wie sie es ihrer Mutter zuvor demonstriert hatte. Den ganzen Abend darin herumzulaufen würde furchtbar werden … aber Deirdre wusste, dass sie sich nicht davor drücken konnte. Sie kicherte, als sie daran dachte, wie es wäre, barfuß auf ihrem Debütantinnenball zu erscheinen.
    Deirdre folgte den Mädchen in ihrem Feststaat auf den Korridor, und während die

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