Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen

Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen

Titel: Die Terranauten 018 - Odyssee der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
Vom Netzwerk:
Keiner von uns, glaube ich, hat während unseres ersten Aufenthalts auf Rorqual großartige Gedanken daran verschwendet, wie viele unterschiedliche Kulturen sich auf einem Planeten entwickeln, der vom gewohnten Universum abgeschnitten ist. Und wir hatten während unserer Irrfahrt durch einen relativ kleinen Teil dieser geheimnisvollen Welt nur die Bekanntschaft der wenigsten dieser seltsamen Völker und Gesellschaftssysteme gemacht. Auf Rorqual konnte man alles finden: kleine, von Kaufmannsgilden regierte Stadtstaaten; Feudalreiche, in denen Alleinherrscher oder Familien das Sagen hatten; sogar Gruppierungen, die in einer Art Urkommunismus zusammenlebten, gehörten der Tagesordnung an.
    Am meisten überraschte uns jedoch die Tatsache, daß es den geschäftstüchtigeren Charakteren aus dem irdischen Machtbereich auch hier wieder gelungen war, sich binnen kurzem erneut zu etablieren. Treiber, denen es gelungen war, sich in wichtige Positionen zu hieven, waren weit und breit nirgendwo auszumachen.
    David terGorden äußerte, als wir darüber sprachen, folgendes: Er vermutete, einem Treiber müsse es auf diesem Planeten ähnlich ergehen wie einem Fisch auf dem Trockenen. Ein Treiber, der gewohnt sei in Lichtjahren zu denken und die unendlichen Sternenräume als sein Zuhause ansieht, könne sich auf einer vergleichsweise winzigen Welt wie Rorqual offenbar nicht entfalten. Da es auf Rorqual etwas gab, daß die PSI-Sinne eines Treibers hemmte oder bei vielen sogar völlig ausschaltete, fehlte den gestrandeten Treibern zudem eine Fähigkeit, auf die sie gelernt hatten, sich in allen Gefahren zu verlassen. Sie wurden unsicher, hilflos; einige legten sogar ein fast paranoides Verhalten an den Tag. Wir haben uns oft gefragt, ob der halbverrückte Debussy nicht selbst ein ehemaliger Treiber war. Um so erstaunlicher war für uns die Entdeckung, daß trotzdem PSI-Aktivitäten auf Rorqual möglich waren.
    Die verwilderten Grauen Garden (oder besser: deren Nachkommen), auf die wir während unserer Suche nach den entführten Frauen stießen, waren ungleich länger auf Rorqual gewesen als wir. Bereits ihre Vorfahren waren der Einwirkung dieser Welt ausgesetzt gewesen und hatten sich geistig verändert. Daß die auf der Insel im Roten Fluß lebenden Wilden allerdings von einem Mann beherrscht wurden, dessen Intelligenzquotient ungleich höher war als der ihre, lies nur die Vermutung zu, daß Markham und seine Familie von ihnen akzeptiert wurde, weil er eine rudimentäre PSI-Strahlung aussandte und von den Wilden als einer der ihren erkannt wurde, auch wenn sie kaum intelligenter als Höhlenmenschen waren. Markham mußte von Grauen Treibern der Garde abstammen.
    Claude Farrell: Havarie auf Rorqual Band I, 2518 A.D.
     
    *
     
    David terGorden taumelte durch einen brüllenden Sturm. Nebelwände umgaben ihn. Er versuchte, mit den Händen den Weg zu ertasten, fühlte metallene Wände und Kälte. Verzerrte Fratzen tauchten vor ihm auf. Ein glühendes Augenpaar musterte ihn mit einem höhnischen Blick. Eine große Hand, die mehr eine Kralle war, deutete auf einen abgerundeten Tisch und schwenkte vor seiner Nase ein Stück Papier hin und her. Die Umgebung war unwirklich. David sah graue Wände und eine Einrichtung, die nicht richtig zu der Welt zu passen schien, auf der er sich momentan aufhielt.
    Es ist unmöglich, dachte er. Rorqual ist eine mittelalterliche Welt. Ich bin … Er sah sich um. Ich bin in einem – Raumschiff.
    Der Sturm hielt an. Es brauste und heulte in seinen Ohren. Der Mann hinter dem Schreibtisch bedeutete ihm Platz zu nehmen. Fragen prasselten auf ihn ein. Sie dröhnten so stark in Davids Ohren, daß sie das Heulen der Winde noch überlagerten. Die weißen Nebel, die er durch die Kleidung bis auf die Haut spürte, reizten seine Lungen, und er mußte Husten. Ja, das Raumschiff befindet sich im Orbit. Nein, wir brauchen ein Landungsboot, um es zu erreichen.
    Warum beantwortete er diese Fragen? Warum hielt ihn niemand zurück? Der alte Mann, der da vor ihm saß, hätte nichts von dem Schiff im Orbit erfahren dürfen. Andere Angehörige unserer Gruppe haben sich aufgemacht, um die notwendigen Metalle heranzuschaffen, die wir für die Reparatur unseres Landungsbootes brauchen. Ja, im Norden.
    Es kamen noch mehr Fragen. Dann verzogen sich die Nebel, und David terGorden stand auf. Er sah jetzt merkwürdig klar, durchschritt einen engen Gang, dessen Wände einwandfrei aus bearbeitetem Metall bestanden und näherte sich einer

Weitere Kostenlose Bücher