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Die Insel des Schreckens

Die Insel des Schreckens

Titel: Die Insel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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»Wir müssen fahren«, rief er. Er packte Mythor an der Fellweste. Er schüttelte ihn heftig. »Wir müssen das Segel hissen und den Kurs ändern. Ganz gleich wohin. Wir dürfen nicht unter dem Kreis und den gelben Wolken bleiben!«
    »Was er wohl hat?« murmelte Nottr verständnislos.
    Sadagar warf ihm einen verzweifelten Blick zu. Dann sprang er zum Mast und versuchte die vollkommen verwirrten Taue zu ordnen. »Helft mir!« bat er. »Beim Kleinen Nadomir, ich flehe euch an!«
    »Das Segel ist zerrissen«, sagte Mythor ruhig.
    Der Steinmann fuhr zusammen und blickte nach oben. Nur noch ein kleiner Fetzen Leinwand hing lose an der Mastspitze.
    »Es weht auch kein Wind«, warf Kalathee ein.
    Ein verzweifelter Seufzer entrang sich der Brust des Steinmanns, als er die Lage begriff. Er stemmte sich mit der Hand am Mast ab. »Wir hätten den Ratten folgen sollen«, murmelte er.
    Mythor ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Was weißt du?« fragte er ruhig. »Was bedeuten der Ring und die Wolken? Es ist ein Zeichen, und du verstehst es. Sag uns, was uns bevorsteht!«
    Sadagar drehte sich langsam um. Sein sonst so sehniger, straffer Körper war zusammengefallen. Seine Schultern waren kraftlos nach vorn gesunken, seine Brust eingefallen. Sein pfiffiges Gesicht schien plötzlich um Jahre gealtert. Er sah hoch und blickte Mythor ins Gesicht. Seine Augen hatten jeden Glanz verloren.
    »Ein magischer Regen«, sagte er tonlos.
    Nottr lachte verächtlich. »Damit erschrecken die Lorvaner ihre Kinder«, höhnte er. »Die Geschichten von magischem Regen sind Hirngespinste alter Weiber und Märchenerzähler!«
    Sadagar sah ihn mitleidig an. »Du wirst es bald am eigenen Leib erfahren. Dieses Hirngespinst wirst du nicht überleben!«
    »Ich habe einmal davon gehört«, sagte Kalathee nachdenklich. »In manchen Hafenstädten wird davon erzählt. Meistens sind es Seeleute, die Nachrichten von magischem Regen mit nach Hause bringen!«
    »Seemannsgarn«, polterte Nottr. »Unsinniges Zeug!«
    Mythor war nachdenklich geworden. »Was wird in den Hafenstädten erzählt?«
    »Geschwätz!« knurrte Nottr. Er verschränkte die Arme vor der Brust, brummte ärgerlich und schlenderte zum Heck der Kurnis.
    »Es klingt alles sehr unwahrscheinlich«, sagte Kalathee etwas unsicher. »Vielleicht hat Nottr recht.«
    »Mit Sicherheit«, rief der Lorvaner dazwischen.
    »Erzähl!« forderte Mythor.
    »Es wird berichtet, dass manche Wolken in großer Höhe von den ewigen Winden weit über unsere Welt getrieben werden«, begann Kalathee. »Sie sollen nicht nur Wasser über das Land tragen, sondern auch andere Dinge, feste Stoffe!«
    »Welcher Art?«
    Kalathee senkte den Kopf. »Ich erzähle nur, was ich gehört habe«, entschuldigte sie sich. »Ich selbst habe solch einen Regen noch nie erlebt! Aber...«
    »Froschregen«, unterbrach sie Nottr. »Es soll Frösche geregnet haben. Kleine grüne Hüpfer!« Mit beiden Beinen gleichzeitig sprang er im Kreis auf dem Deck herum und versuchte die Sprünge der Frösche nachzumachen. »Quaak, quaak«, sagte er.
    »Stimmt das?« fragte Mythor.
    Kalathee nickte und zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls wird es erzählt!«
    »Es ist die Wahrheit«, schaltete sich Sadagar mit leiser Stimme ein. »Es hat Unwetter gegeben, in denen Frösche zu Tausenden vom Himmel gefallen sind. Ganze Dörfer sind unter den weichen, glitschigen Körpern begraben worden, ganze Landstriche wurden völlig vernichtet.«
    »Hast du so etwas selbst erlebt, Steinmann?« fragte Nottr. »Mit eigenen Augen gesehen?«
    »Nein«, antwortete er. »Und dafür danke ich dem Kleinen Nadomir. Aber es gibt geheime Schriften, in denen von magischem Regen berichtet wird.«
    »Unsinn!« behauptete Nottr.
    Der Steinmann ließ sich nicht beirren. »Diese Ereignisse kündigen sich immer auf die gleiche Art an. In den Büchern war von einem gewaltigen roten Ring die Rede, in dem sich gelbe Wolken sammelten. Er wurde genau beschrieben, und er war so wie die Erscheinung dort oben am Himmel!«
    »Und dann fallen plötzlich die Frösche auf die Erde«, spottete der Lorvaner.
    »In der Runenbotschaft der Königstrolle ist alles Wissen über den magischen Regen gesammelt«, fuhr Sadagar unbeirrt fort. »Fahrna hat, wie ihr wisst, versucht, die Botschaft zu entschlüsseln. Es ist ihr nicht gelungen, aber das, was sie erfahren hat, ist Wissen genug!«
    »Lügen einer alten, bösen Hexe«, behauptete Nottr.
    »Und es sind immer Frösche, die vom Himmel

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