Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
schien. »Ein Vorhaben, zu dem du einige von uns brauchst? Lass hören.«
Pompeo nickte selbstzufrieden, bedeutete aber Conradth trotzdem, zu warten. »Nicht nur einige«, sagte er dann entschlossen. »Alle!«
Conradth zuckte zusammen. »Alle zehn Lancer-Männer?«
»Richtig. Ich will nichts anderes als mit euch zusammen die Milchstraße in schnellere Rotation versetzen!«
»Eine Kleinigkeit für zehn Lancer-Studenten.« Conradths Lächeln war unübersehbar halb sarkastisch, halb ungläubig. »Etwas Geringeres genügt Euch nicht, mein Fürst?«
»Ich bin nicht für Halbheiten.«
»Verständlich. Habe nichts anderes erwartet.« Blois begann seine Brillengläser zu putzen; dass er dieses archaische Instrument trug, schien bestenfalls sentimentale Gründe zu haben. Ringsherum tobte das Fest; vor einer Nische öffnete sich ein schwerer Vorhang und enthüllte in düsterem Licht ein Konstrukt aus tausend kleinen Schrottfetzen, in dessen Mitte ein Rotationsmotor arbeitete. Daneben stand ein Maag von GNI’Buarts II. Gleichzeitig hallten die Fanfaren und erstickten jede Konversation; wieder schwangen die Torflügel auf. Der Bass dröhnte:
»Peet Malinowski, Freund des Edlen Pompeo! Seine Heimat ist Victa im zweiten entdeckten System von Delta Pegasi. Willkommen, edler Gast.«
Peet schien nicht im Mindesten überrascht. Sein hallendes Lachen war ansteckend, während er auf Pompeo und Conradth zuging, die Männer stürmisch umarmte und nach einem Glas griff. Conradth lehnte sich zurück und versuchte, Veränderungen oder Altersspuren an der hünenhaften Gestalt des Freundes zu entdecken. Peets kupferfarbene Haut und sein schulterlanges Haar, das sich wie Fäden reinen Goldes über die spitzen Wolfsohren in den Nacken wellte, kontrastierten mit den rotglühenden, großen Augen. Peet strahlte Pompeo, Inca und Blois an; im wechselnden Licht wirkte er in der Kleidung aus selbstleuchtendem Gewebe wie ein brennender Riese, wie eine erstarrte Kupferflamme.
»Wohin geht der Flug, Fürst? Gestehe – du planst etwas Unvergessliches?«
»Noch kein Flug. Lange Beratungen hier – als meine Gäste.«
»Sind alle neun Freunde eingeladen?«
»Selbstverständlich. Ich denke, wir sind noch heute Nacht vollzählig.«
Peet nickte Conradth und Pompeo zu. »Ich habe viel zu tun gehabt und bin im letztmöglichen Augenblick gestartet. Hab meine Triebwerke fast überfordert; geflogen wie ein Irrer. Hierher, Schönste!«
Er griff nach einer Frau, die ihn seit einiger Zeit hingerissen beobachtete, zog sie an sich und nahm ein volles Glas. »Mein Arm ist stark genug für ein halbes Dutzend deiner schönen Gäste, Pompi!«
»Und dein Verstand?«, fragte Blois mit schräggelegtem Kopf.
»Erinnere dich an die Abschlussexamina!«
Peets Einwand ließ Conradth verstummen.
Pompeo meinte: »Ich hoffe, dass alle Freunde meiner Einladung so zuverlässig nachkommen wie ihr beide. Ich habe ein wahrhaft funkelndes Projekt im Kopf und hoffe, dass alle mitmachen. Oder irre ich?«
»Meinetwegen.« Peet deutete auf die Schrottansammlung und den reglosen Maag. »Gehört dieses Zeug zu deiner Idee?«
»Ein kleiner Teil meiner Vorbereitungen«, antwortete Pompeo. »Eine Art Happening.«
»Greift diese kapitalistische Unsitte schon nach den glücklichen Arbeitern, Bauern und Ölsammlern deines verruchten Planeten-Paradieses?«
»Nur nach dem degenerierten Fürsten dieser Welt«, sagte Pompeo und heftete seinen Blick auf Peets kurze Waffe; sie sah aus wie ein großer Dolch oder ein Schwert. Wieder verhallte der Lärm von Non-Ecum-Bremstriebwerken.
»Wilyam Iove Siccine, Freund des Edlen Pompeo«, verkündete der Herold. »Sein Heimatplanet ist die unvergessliche Erde; Terra im System Sol der Äußeren Welten. Willkommen auf Kestrel, Meister.«
Siccine empfand sich als Künstler; welche Kunst er repräsentierte, blieb unklar. Die Kunst, sich wirkungsvoll in Szene zu setzen, beherrschte er indes: Er trug weiße Lackleder-Stulpen-Reiterstiefel zu einer anliegenden weißen Hose, dazu eine schimmernde Litevka, auf deren Brust ein Raumhelm-Hologramm mit den Initialen W.S. langsam zwei prachtvolle Adlerflügel bewegte. Ein wenig affektiert sah sich Siccine um, tänzelte auf Pompeo zu und rief:
»Hach! Welche Massen hochillustrer Gäste! Und die vulgären Ex-Studenten von Lancer haben sich schon versammelt.« Er starrte die kleine Versammlung an, als wolle er sie in Öl malen. »Kommen etwa die anderen Abscheulichen auch noch ...?«
Peet schüttelte
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