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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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desorganisiert; während einige auf dem Rücken lagen und hilflos mit den Füßen um sich schlugen, rasten andere blind und ziellos umher. Der Himmel hatte sich ziemlich verdunkelt, woraus zu schließen war, daß eine beträchtliche Zeit vergangen war, vermutlich Stunden. Joan saß da und lauschte dem Auf und Nieder von tierischen Schreien, Seufzern und Geheul, das wieder und wieder zurückgeworfen wurde von den umgebenden Wäldern, und Paul konnte dieses Wehklagen durch ihre Ohren ebenfalls vernehmen. Er spürte ihren Gefallen an diesen Geräuschen, die sie als Musik wahrnahm, ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Leiden, die sie darstellten. In seinem Abscheu gegenüber dieser Falschheit löste er beinahe die Verbindung zu ihr, die ohnehin noch nicht gefestigt war.
      Es ist nicht meine Aufgabe, begriff er, über sie zu richten. Und da er dies erkannt hatte, wurde er sich erneut all dessen bewußt, was sie wahrnahm. Und dachte. Das stellte für ihn das Seltsamste dar; ihre Gedanken hätten die eines Wesens aus einer völlig anderen Welt sein können, so fremdartig wirkten sie.
      Ein Teil von mir ist genauso gewesen, überlegte er. Ein Teil von mir, der nur zusehen, niemals handeln will.
      Also gut, Joan, dachte er. Paß mal auf. Er sandte einen geistigen Befehl an die rechte Hand des Mädchens, wies sie an, sich zu heben. Sie zuckte ein wenig, blieb aber, wo sie war.
      Laß es geschehen, Joan, dachte er mit Nachdruck, legte tatsächlich seinen ganzen Willen dahinter.
    Sie ließ es geschehen; langsam hob sie ihre Hand, bis sie sich vor ihrem Gesicht befand. Sie starrte sie verwundert und verzückt an, dachte, sie hätte sich von selbst bewegt. Paul stieß auf keine Form von Widerstand in ihr; was immer er ihren Körper tun lassen wollte, das führte er aus, während sie sich einfach nur der Empfindung erfreute, von einem Geist besessen zu sein, der nicht ihr eigener war.
     Er befahl ihrem Körper, sich zu erheben. Er erhob sich. Er befahl ihrem Körper, auf die Höhle zuzugehen. Er ging auf die Höhle zu.
      Wie seltsam das ist, dachte Paul, die Wirklichkeit durch den Körper und das Wahrnehmungssystem einer anderen Person zu empfangen. Ich muß ständig auf ihre kleinere Größe und ihr geringeres Gewicht achten, ebenso wie auf diese besondere weibliche Gangart, die von den unterschiedlichen Beckengelen ken herrührt. Er erreichte jetzt die Höhle – und hielt inne, versuchte die tiefe Schwärze vor sich zu durchdringen. Als sich seine Pupillen weiteten, sah er etwas, was ihn mehr schockierte als alles andere, was er in diesen letzten Tagen gesehen hatte. Er sah sich selbst.
     Der Körper von Paul Rivers lag neben dem von Percy X. Aber der Körper von Paul Rivers atmete. Der Körper von Percy X nicht.
      Bin das tatsächlich ich? fragte sich Paul. Beide Körper waren mit noch immer feuchtem Blut überzogen, und nachdem der erste Schreck vorbei war, vermochte Paul sich zusammenzureimen, was geschehen war. Als die Maschine angelaufen war, hatte sich Paul an Percy festgehalten; als Paul dann um sich zu schlagen begann, um die Maschine zu zerstören, hatte er statt dessen Percy geschlagen und getreten – und zwar so heftig, daß er seinen Tod bewirkt hatte. Dabei war sich keiner der beiden Männer dessen bewußt gewesen, was geschehen war.
    Sein eigener Körper war dabei nicht ohne Verletzungen weggekommen; indem er Joans Körper benützte, beugte sich Paul darüber, um es sich genauer anzusehen. Alle Finger waren gebrochen, und die Arme waren von Schnitten und Aufschürfungen überzogen, da Paul sie wieder und wieder gegen den felsigen Höhlenboden geschlagen hatte.
     Er ging vorsichtig weiter, streckte die Hand aus und schaltete die Maschine ab.
    Und dann brachen die Schmerzen über ihn herein.
     Im gleichen Augenblick, als die Maschine zu funktionieren aufhörte, fand er sich in seinem eigenen, verletzten Körper wieder, und sein Bewußtsein wurde aus tausend verschiedenen Quellen gleichzeitig mit Schmerzsignalen bombardiert.
     Schon nach wenigen Augenblicken umfing ihn gnädig wohltuende Bewußtlosigkeit.
     »Sie sind tot«, sagte der Arzt-Creech und seufzte. »Alle Mitglieder der gliederlosen Elite sind tot.« Er starrte durch die Sichtluke zu den anderen Schiffen hinüber, die unweit von ihnen ziellos im Raum trieben. In der Ferne hing der Planet Erde, noch immer grün; er wirkte noch immer wie eine Pflaume, reif zum Pflücken, sollte irgend jemand den Wunsch haben, einen Planeten zu

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