Die Jäger des Roten Mondes
springend, den Berg hinauf.
Überraschung – Bestürzung – lähmte Dane eine Sekunde lang, bevor er ihm folgen konnte. Allein von der Armwunde her, müßte die Kreatur verbluten! Und der Stich in die Kehle – es war überhaupt keine Frage. Das hätte ihr den Rest geben müssen. Das hatte ihr den Rest gegeben. Und doch … und doch … da war das Wesen, rannte den Abhang hinauf und wurde nicht einmal langsamer.
Die Kreatur – der Jäger? – duckte sich hinter einen Felsen. Vorsichtig, das Schwert immer noch blank gezogen in der Hand, folgte ihm Dane, immer auf der Hut vor einem Hinterhalt.
Aber da war nichts hinter dem Felsen. Nichts. Keine Katzenkreatur. Kein abgetrennter Arm. Nichts.
Kein Blut. Nicht ein einziger Blutfleck auf dem Boden. Dane ging zurück zum Ort des Kampfes, die Lippen gekräuselt, und stieß einen leisen Pfiff der Verwunderung und des Erstaunens aus. Er hatte das Ding am Kopf bluten sehen. Blut – Blut, das genauso aussah, wie normales Blut – war aus dem abgetrennten Arm geströmt.
Es gab hier auch Blut auf dem Boden. Aber nicht viel. Weniger als zwei Meter von dem Ort entfernt, an dem Dane den Arm des Wesens abgetrennt hatte, verringerten sich die Blutflecke bis auf ein paar Tropfen und hörten dann ganz auf.
Nachdenklich steckte Dane sein Schwert in die Scheide zurück. Das erste Blut, dachte er. Was war das für ein Ding gewesen? Es war so sicher wie das Amen in der Kirche kein Mekhar. Er hatte Cliff bluten sehen. Aber ebenso sicher hatte es ausgesehen wie ein Mekhar.
Eine Abart der Protofelinen?
War es das, was die Jäger waren, nur abgewandelte Protofelinen? Na sicher. Protofelinen. Intelligente Katzen, die ihren Arm aufheben konnten, den man ihnen abgetrennt hatte – nach dem sie einen Schwertstoß genau in die Halsschlagader bekommen hatten – und mit ihm wegrannten und sich dann in Luft auflösten.
Er begann langsam den Abhang hinunterzusteigen zu der Stelle, wo er seine Freunde zurückgelassen hatte. Aratak und Rianna rannten auf ihn zu; offensichtlich hatten sie den letzten Schrei des Wesens gehört. Mit einem benommenen Gefühl stellte er fest, daß er sie vor weniger als fünf Minuten verlassen hatte.
Rianna fragte: »Was war los? Ein Jäger? Ich dachte einen Augenblick lang, es sei Cliff …«
»Das dachte ich auch zuerst«, antwortete Dane grimmig, »bis ich sah, daß er ein Schwert hatte.«
»Und ich sah, daß der Mekhar noch bei uns war. Wir rannten los – Dane, hast du ihn getötet?«
»Eigentlich ja.« Dane erzählte ihnen die Geschichte. Einer nach dem anderen kamen sie herauf, um das Blut zu sehen; aber keiner von ihnen hatte eine Erklärung. Cliff zeigte offenes Mißtrauen; es war offensichtlich, daß er kein Wort von Danes Geschichte glaubte.
»Dein letzter Schlag hat ihn offensichtlich nicht getroffen«, sagte er, »und er rannte einfach hinter den Felsen und …«
»Und ging geradewegs durch die Bergwand hindurch?«
»Wahrscheinlich hat er sich hinter Büschen versteckt. Es könnte irgendwo einen Höhleneingang geben, und er hat sich seinen Weg hinunter gebahnt, als du ihn nicht beobachtet hast.«
Dane sah den Mekhar böse an. »Könntest du deinen Arm aufheben und damit wegrennen, wenn ich ihn dir abgetrennt hätte, Cliff?«
Cliff schüttelte den Kopf. »Vielleicht dachtest du nur, du hättest ihm die Hand abgeschlagen. Es war dein erster Kampf. Vielleicht warst du zu sehr erregt«, sagte er gönnerhaft. »Wenn du ihn getötet hättest, wäre sein Körper hier. So einfach ist das.«
Dane antwortete nicht. Er konnte es sich nicht leisten, mit der Katze zu streiten, und er wußte, wenn er ihm diesmal antwortete, würde er es tun. Ruhig drehte er sich um und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. »In jedem Fall halte ich es für besser, wenn wir aus diesem Tal herauskommen«, sagte er. »Wenn einer der Jäger sich hier befindet, ist anzunehmen, daß es noch andere hier gibt.«
Aber sie sahen kein weiteres Lebewesen, als sie sich zum Rande des Tales hinaufquälten und eine lange, mit Steinen übersäte Ebene erreichten. Die Sonne ging hinter den Ruinen der Stadt unter, und die schattenhaften Umrisse erhoben sich gegen das Licht wie gezackte Zähne, die aus einem zerbrochenen Schädelknochen hervortreten. »Was ist das?« fragte Dallith und deutete auf ein Licht am Horizont.
»Der Mond – Verzeihung, die Welt der Jäger – geht auf«, sagte Rianna.
Dane schüttelte den Kopf. »Nein, das Licht ist gelb«, sagte er. »Neutrales Gebiet, und die Sonne
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