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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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nur der Anfang. Und die Aussicht, in einem fremden Land von vorn zu beginnen mit nichts als seinem Namen, behagte ihm überhaupt nicht.
    Wenn er jetzt verschwand, würde er für immer arm bleiben. Er war nicht dafür bestimmt, arm zu sein. Er war für die schönen Dinge des Lebens bestimmt. Und der Schlüssel dazu war zum Greifen nah. Er musste wenigstens sehen, was sich am Ende des Gangs befand. «Wir bringen diese Sache zu Ende», sagte er. «Vertraue mir. Es wird niemals herauskommen.» Er nickte Faisal ermutigend zu, drehte sich um und ging weiter. Er wusste, dass der Mann schwach war, dass er einknicken und ihm folgen würde.
    Und genau das tat er auch.

Kapitel 56
    I
    Knox legte Gaille auf den Boden und strich ihr das Haar aus der Stirn. Auf ihrer Wunde am Kopf war das Blut geronnen, ihr Gesicht hatte wieder Farbe bekommen, und sie atmete regelmäßiger. Er stand auf, ließ sich von Lily die Taschenlampe geben, leuchtete in der neuen Kammer umher und ging zur linken Wand. Sie war verputzt, und unter der dicken Staubschicht konnte er Zeichnungen erkennen. Er zog sein durchnässtes Hemd aus und wischte die Wand ab. Eine nächtliche Szene kam zum Vorschein: Menschen lagen in ihren Betten, während Räuber ihre Häuser durchstreiften und draußen Löwen, Schlangen und Krokodile umherschlichen.
    Er ging hinüber zur gegenüberliegenden Wand und reinigte auch diese. Eine Tagesszene. Echnaton und Nofretete verteilten von einem Palastbalkon goldene Ketten, während im strahlenden Sonnenlicht Bauern ihrer Arbeit nachgingen, Vieh auf den Feldern graste, Enten über das Schilf flogen und Fische im See herumsprangen.
    «Das ist die ‹Hymne an Aton›», murmelte er. «Echnatons Ode an seinen Sonnengott.» Er richtete die Taschenlampe auf die linke Wand. «Das ist die Welt bei Nacht», sagte er. «Löwen kommen aus ihren Verstecken, Schlangen suchen nach Beute.» Er zeigte nach rechts. «Und das ist der Tag. ‹Rinder und Schafe begrüßen dich im Morgengrauen, Vögel steigen in die Lüfte bei deinem Erscheinen. Boote stechen in See, alle Wege öffnen sich durch dich.›»
    «Was bringt uns das?», fragte Lily mit brüchiger Stimme. «Wir müssen hier raus.»
    Die aufgemalten Sonnenstrahlen liefen alle auf die untere, linke Ecke der Wand zu, bemerkte Knox, stießen aber nicht zusammen. Bevor sie ihren Brennpunkt erreichten, trafen sie auf die angrenzende Wand, auf der ihr Verlauf nicht weiter gezeichnet worden war. Als er die Taschenlampe auf diese Wand richtete, fiel ihm etwas auf, das ihm zuvor entgangen war. Sie hatte keine ebene Oberfläche, wie er zuerst angenommen hatte. In der Mitte war eine V-förmige Vertiefung, die sich um ungefähr anderthalb Zentimeter vom Rest absetzte. Und genau an der unteren Spitze des Vs endete der goldene Strich auf dem Boden.
    Er legte eine Hand auf die Wand. Sie war kälter, glatter und irgendwie metallischer, als er erwartet hatte. Er trat ein paar Schritte zurück und erleuchtete die gesamte Wand und den goldenen Strich am Boden. Das Bild erinnerte ihn an etwas. «Es sieht aus wie ein Wadi», sagte er und machte Lily auf das talförmige V aufmerksam. «Wie das Wadi, über dem die Sonne aufgeht, um das Zeichen von Aton zu formen.»
    «Und wo ist dann die Sonne?»
    «Gute Frage», sagte Knox. Er ging wieder zur Wand, klopfte dagegen und lauschte. Er klopfte erneut. Ja, keine Frage. Die Wand war hohl.

II
    Naguib, Tarek und die
ghaffirs
schlichen vorsichtig über das Plateau und duckten sich immer wieder hinter Felsvorsprünge, um nicht gesehen zu werden.
    «Haut ab!», schrie eine panische Stimme aus der Dunkelheit. «Keinen Schritt näher!»
    Schüsse peitschten links von Naguib durch die Nacht, das Mündungsfeuer blendete ihn. «Aufhören!», rief er. Er drehte sich zu Tarek um. «Er hat Informationen. Wir brauchen ihn lebend.»
    Tarek befahl seinen Leuten, das Feuer einzustellen. Stille setzte ein.
    «Hör zu», rief Naguib. «Ich bin Inspector Naguib Hussein. Ich war vorhin bei euch. Wir wissen, was hier los ist. Wir wissen alles. Du bist umstellt. Wirf deine Waffe weg. Leg die Hände hinter den Kopf und steh auf.»
    «Haut ab! Lasst mich in Ruhe!»
    Die Aufforderung war so absurd, dass die Männer zu lachen begannen. «Willst du sterben?», rief Naguib. «Ergib dich lieber. Du bekommst einen Anwalt und einen fairen Prozess. Ich werde dem Gericht sagen, dass du uns am Ende geholfen hast. Das wird sich zu deinen Gunsten auswirken. Denn sonst   … hast du keine Chance.»
    «Er wird

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