Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
Vom Netzwerk:
mich umbringen.»
    «Wer wird dich umbringen?»
    «Captain Khaled natürlich. Er ist verrückt. Er hat uns gezwungen, mitzumachen. Wir wollten das nicht. Es war alles seine Idee.»
    «Dann hilf uns, ihn aufzuhalten. Das Gericht wird Gnade mit dir haben. Aber jetzt leg dein Gewehr weg und ergib dich. Hast du gehört?»
    «Sie schießen auch nicht?»
    «Du hast mein Wort.»
    Hinter den Felsen klapperte etwas. Dann erhob sich ein Mann in der Dunkelheit, die Arme hinter den Kopf gelegt. Sofort stürzten sich Tareks Männer auf ihn und rissen ihn zu Boden. Naguib kniete sich neben ihn und wollte wissen, wo die anderen waren.

III
    Knox stemmte sich mit der Schulter gegen die Wand und versuchte, sie zur Seite zu schieben, sie anzuheben oder runterzudrücken. Nichts funktionierte. Aus dem Gang konnten sie herannahende Schritte hören. Nach Knox’ Schätzung blieb ihnen höchstens eine Minute. Und sie konnten sich nirgendwo verstecken und ihren Verfolger auflauern. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als durch die Wand zu kommen.
    «Schauen Sie!», sagte Lily. Sie richtete die Taschenlampe auf den Boden der Wand. Vor dem dunklen Hintergrund konnte man es nur schwer erkennen, doch dort unten befand sich ein Loch in der Form eines Anch-Kreuzes, das ungefähr so groß wie eine Hand war. Knox wurde flau im Magen. Das Anch-Kreuz war das ägyptische Symbol des Lebens. Es hatte sich aus einer Hieroglyphe entwickelt, die den magischen Schutz darstellte, obwohl es immer noch heftige Debatten darüber gab, was das Zeichen ursprünglich symbolisiert hatte. Einen zeremoniellen Knoten, meinten manche. Oder vielleicht eine Sandale. Andere behaupteten, dass es die über dem Horizont aufgehende Sonne repräsentierte oder sogar die Fusion aus männlichen und weiblichen Genitalien war, eine Art Zwittertum also. Doch als es Knox in diesem Moment betrachtete, kam es ihm vor allem vor wie ein Schlüsselloch.
    «Beeilen Sie sich», sagte Lily. «Sie kommen näher.»
    Mindestens fünfhundert Jahre vor Echnaton hatten die Ägypter mechanische Schlösser erfunden. Normalerweise waren es einfache Zylinderschlösser aus Holz, die an Türpfosten befestigt waren. Aber warum sollten sie nicht auch kompliziertere Modelle entwickelt haben? Er kniete sich hin, presste seine Wange auf den Kalksteinboden und richtete die Taschenlampe auf das Loch. Vielkonnte er nicht sehen, aber er erkannte eingekerbte Stifte sowie einen Zylinder von der Größe eines Kinderspielzeugs.
    Er musste an endlose Fahrten durch die Wüste mit seinem verstorbenen Freund Rick denken, einem Veteran der australischen Spezialeinheit. Um die Zeit totzuschlagen, hatten sie oft darüber gesprochen, wie man Schlösser knackte und welche Werkzeuge man dazu benötigte. Er holte seine Schere hervor und bog und drehte so lange an beiden Blättern, bis er sie auseinandergerissen hatte. Für ein modernes Schloss wären sie viel zu groß und unhandlich gewesen, nicht aber für dieses. Er presste ein Blatt gegen den Zylinder, wackelte mit dem anderen an den Stiften und lauschte aufmerksam, ob sie einrasteten.
    «Schnell», bat Lily. «Sie kommen immer näher.»
    «Bitte», sagte er. «Ich brauche Ruhe.»
    Nachdem der letzte Stift eingerastet war, versuchte Knox, den Zylinder im Uhrzeigersinn zu drehen, aber er wollte sich nicht bewegen. Er versuchte es gegen den Uhrzeigersinn. Widerwillig gab der Zylinder nach, als würde er sich ärgern, nach so langer Zeit gestört zu werden. Dreißig Grad, sechzig, neunzig. Und dann blieb er stehen, egal wie sehr Knox sich anstrengte.
    «Machen Sie doch!», jammerte Lily.
    Knox legte sich auf den Boden und trat mit beiden Füßen gegen die Wand. Nichts. Er trat erneut zu, ein drittes Mal, ein viertes Mal. Im Inneren klickte etwas. Vielleicht ein Schnappriegel. Der Boden begann zu beben, Staub wurde aufgewirbelt. Ein gequältes Ächzen von Metall auf Stein ertönte, als die Gegengewichte in Bewegung gerieten. Mit furchtbarer Langsamkeit begann sich die Wand wie der Vorhang eines Theaters zu heben. Ihre metallische Oberfläche funkelte im Licht der Taschenlampe gelblich und wurde immer heller. Zu golden für Silber, zu silbrig für Gold. Also musste es Elektrum sein, eine natürlich vorkommende Legierung aus dreiTeilen Gold und einem Teil Silber, die von den Ägyptern wegen ihres der Sonne ähnlichen Glanzes so sehr geschätzt wurde, dass sie die äußeren Steine der Pyramiden damit überzogen hatten. Und dann erschien plötzlich die Scheibe von Aton und kroch

Weitere Kostenlose Bücher