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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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ist noch immer rot«, murmelte ich.
    »Wie auch immer«, sagte Emma und ignorierte meinen Kommentar, »ich glaube kaum, dass in der Morningside irgendwelche Boulevardblätter ausliegen.«
    »Wahrscheinlich nicht, aber vielleicht haben die Jungs Gebrauch von den Schimpfwörtern gemacht, die sie letzten Sommer in Colorado gelernt haben. Bill und ich haben mit ihnen darüber gesprochen, aber es kann ihnen natürlich was rausgerutscht sein.« Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. »Miss Archer glaubt wahrscheinlich, dass Bill und ich fluchen wie die Kesselflicker.«
    »Was ihr nicht macht«, sagte Emma. »Ihr seid ein gutes Beispiel für eure Kinder. Sie haben die Schimpfwörter zufällig aufgeschnappt, und wenn ihnen dann und wann eines rausrutscht, ist ihre Klassenlehrerin sicherlich in der Lage, damit umzugehen, ohne gleich zur Rektorin zu laufen.« Sie schob mir die Hände aus dem Gesicht und sah mich ermutigend an. »Du wirst sehen, Lori, alles ist in Ordnung.«
    »Meinst du?«, fragte ich ohne Hoffnung.
    »Natürlich«, meinte Emma besänftigend. »Ich bin sicher, dass Miss Archer euch nur persönlich über die Fortschritte der Jungen informieren will. Vielleicht bittet sie euch, einem Komitee beizutreten, oder erklärt euch, dass die Schule dringend Spendengelder braucht. Sie macht einfach ihren Job, Lori, und dazu gehört es keinesfalls, hysterisch zu werden, weil ein paar Schimpfwörter gefallen sind. Genauso wenig übrigens, wie das Blut der Schüler zu trinken.«
    Ich wünschte mir, Emma hätte recht. Ich wollte daran glauben, dass Miss Archer mich und Bill nur deshalb eingeladen hatte, um über irgendwelche Komitees und Spenden zu sprechen. Trotzdem wurde ich das mulmige Gefühl nicht los, das mich seit dem Telefonat beschlichen hatte. »Du hast ihren Anruf ja nicht entgegengenommen«, sagte ich schaudernd. »Du hast ihre Stimme nicht gehört. Sie klang … beängstigend.«
    »Beängstigend?« Eine Weile betrachtete Emma mich schweigend, dann lehnte sie sich zurück und nickte wissend. »Ach, jetzt verstehe ich.«
    Ich sah sie voller Unbehagen an. »Was verstehst du?«
    »Ich verstehe, warum du Angst vor Miss Archer hast«, sagte Emma.
    »Ich habe keine Angst vor Miss Archer«, entgegnete ich.
    »Doch«, widersprach Emma. »Du hast so viel Angst vor ihr, dass du die Jungen lieber aus der Schule nehmen würdest als dich mit ihr zu treffen. Und ich weiß auch, warum.« Ein selbstzufriedenes Lächeln umspielte Emmas Lippen. »Wegen deiner Mutter.«
    »Was hat meine Mutter damit zu tun?«, fragte ich verblüfft.
    »Deine Mutter war nicht nur deine Mutter«, begann sie mit einem triumphierenden Unterton. »Sie war auch Lehrerin. Und auch wenn sie nun schon seit vielen Jahren tot ist – Gott hab sie selig –, hast du noch immer Angst davor, was sie sagen würde, wenn sie erführe, dass du ins Büro der Direktorin beordert worden bist.«
    Mit einem Schlag wurde ich durch die Zeit geschleudert, zurück zu dem albtraumhaften Nachmittag, an dem ich als Elfjährige wie ein Häufchen Elend auf dem harten Stuhl in Mr Shacklefords Büro saß, während meine Mutter mit ernstem Gesicht der Liste von Vorwürfen lauschte, die er gegen mich angehäuft hatte. Ich war auf dem Flur gerannt, hatte während des Unterrichts Zettelchen weitergereicht und, das Schlimmste, dem Lehrer widersprochen. Der folgende Heimweg wurde der längste, der je in der Menschheitsgeschichte zurückgelegt wurde. Meine Mutter war nicht laut geworden. Sie hatte mich nicht ausgeschimpft. Sie hatte kein einziges Wort gesprochen, bis wir unsere Wohnung betraten. Dann sagte sie leise und deutlich: »Ich möchte dich nie, nie mehr in Mr Shacklefords Büro sehen.«
    Das musste sie auch nicht.
    »Habe ich recht?«, fragte Emma.
    Ihre Frage katapultierte mich wieder in die Gegenwart. Ich sah auf den Tisch und nickte.
    »Ich bin nur ein einziges Mal im Büro des Direktors gewesen«, gestand ich schamvoll. »Es war schlimmer als ein Termin beim Zahnarzt.«
    »Hatte dein Rektor rotes Haar und trug er eine Lesebrille?«, fragte Emma nach.
    »Nein.« Ich sah Mr Shackleford vor mir. »Er hatte welliges schwarzes Haar und trug keine Brille.«
    »Aber er hat dir Angst gemacht.«
    »Er war der Rektor, mein Gott«, entfuhr es mir. »Ist das nicht beängstigend genug?«
    »Vielleicht für ein Kind«, antwortete Emma streng. »Aber du bist kein Kind mehr, Lori. Du bist eine erwachsene Frau, die selbst Kinder hat. Mittlerweile solltest du deine Furcht vor Rektoren –

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