Die Jagd nach dem Vampir
einem abgenutzten Steinboden. Kaum hatte ich das Cottage betreten, als mich die warme Luft wie eine Decke umschloss. Es roch verführerisch nach frisch gebackenem Brot, gebratenem Fleisch und Kräutern. Der köstliche Duft brachte meinen Magen zum Knurren, aber der Blick auf die Einrichtung ließ mich meinen Hunger sofort wieder vergessen.
Der Raum wurde nicht von Kerzen, sondern von drei altmodischen Kerosinlampen mit bauchigen Behältern, verzierten Sockeln und flötenförmigen Zylindern erhellt. Verblichene Teppiche bedeckten den unebenen Boden, und von den geschwärzten Deckenbalken hingen Schinken, Kräutersträuße, Stränge getrockneter roter Beeren und Garne herab.
Die beeindruckende Feuerstelle, die die Nordseite beherrschte, bestand aus einem Küchenherd aus schwarzem Graphit, wie ich ihn nur einmal gesehen hatte – in einem Museum für Heimatkunde. Auf der einen Seite bestand er aus einem Ofen, auf der anderen war ein Boiler angebracht, und in dem Kamin dazwischen brannte ein offenes Feuer. Über dem Feuer hing an einem schwenkbaren Kesselhaken ein Teekessel, und gewebte Topflappen baumelten von Eisenhaken, die man in den Kaminsims geschlagen hatte.
In der Nähe der Feuerstelle stand ein hölzerner Schaukelstuhl gegenüber einem dreibeinigen Stuhl und einem ausgewachsenen Spinnrad. Eine hohe Anrichte aus Kiefernholz war vollgestopft mit Büchern und nicht zusammenpassendem, aber wunderschönem alten Porzellangeschirr.
An der südlichen Wand befand sich eine tiefe Steinspüle mit einer Handpumpe und einem hölzernen Abtropfbrett. Die anderen Wände waren von Regalen gesäumt, die mit allzu vielen Dingen bestückt waren, um sie auf einen Blick zu erfassen.
Die Mitte des Raums nahm ein Eichentisch ein, auf dem ein brauner Teepott, ein blauweiß gestreifter Becher und ein Teller mit einem verräterischen Rest Soße standen, daneben lagen ein Stück Brot und ein Apfelkerngehäuse.
»Es tut mir leid«, sagte ich, als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. »Ich habe Sie beim Essen gestört.«
»Kein Problem«, sagte Lizzie. »Ich war schon fertig.« Sie räumte den Tisch ab und stellte den Teller in die Spüle. »Wärmen Sie sich am Feuer. Ich brühe frischen Tee auf.«
Ich zog meine Jacke aus, setzte mich auf den Stuhl und legte die Jacke auf den Schoß. Lizzie bereitete den Tee auf die traditionelle Weise zu: Sie spülte die Kanne mit kochendem Wasser aus, bevor sie drei Teelöffel Teeblätter aus einer Teedose hineintat und sie mit kochendem Wasser auffüllte. Dann rührte sie die Mixtur kräftig um und ließ den Tee einige Minuten lang ziehen. Als er fertig war, goss sie meine Tasse voll, fügte, ohne mich zu fragen, Milch und Zucker hinzu und reichte sie mir. Dankbar nahm ich sie entgegen, in der Hoffnung damit meinen knurrenden Magen zu besänftigen.
Sich selbst schenkte Lizzie keinen Tee ein. Stattdessen setzte sie sich in den Schaukelstuhl, nahm ein Paar Stricknadeln aus einem Weidenkorb voller Wollknäuel und begann so geschwind zu stricken, dass ich meinen Tee vergaß und ihr gebannt zuschaute.
»Wow«, entfuhr es mir, nachdem sie durch die ersten fünf Reihen gehuscht war. »Sie sind schnell.«
»Das muss ich auch sein«, entgegnete sie mir. »Mit Stricken und ein paar anderen Dingen verdiene ich meinen Lebensunterhalt.«
»Tun Ihnen nicht die Augen weh, wenn Sie abends arbeiten?«, fragte ich angesichts der Kerosinlampen.
»Ich muss gar nicht so genau hinsehen. Meine Hände wissen, was sie tun müssen.«
»Sieht so aus«, sagte ich bewundernd, und da sie meine erste Frage beantwortet hatte, wagte ich eine zweite. »Wo verkaufen Sie Ihre Strickwaren?«
»In einem exklusiven kleinen Laden in Upper Deeping. Die Besitzerin kommt einmal im Monat vorbei und holt ab, was ich geschafft habe.« Schalk blitzte in ihren Augen auf. »Das letzte Stück geht sie immer zu Fuß. Sie möchte die Stoßdämpfer ihres Wagens nicht ruinieren.«
»Kluge Frau«, murmelte ich.
Die Nadeln klapperten, während Lizzies Blick vom Spinnrad zu den Garnsträngen wanderte, die über ihr hingen. »Ich züchte Schafe und schere sie, ich spinne die Wolle und stelle die Färbemittel aus Beeren, Zwiebelhäuten und Flechten her. Die Menschen, die einen meiner Pullover tragen, fühlen sich der Natur verbunden, und heutzutage zahlen sie viel Geld dafür, sich mit der Natur verbunden zu fühlen.«
»Es ist ja auch harte Arbeit«, sagte ich.
»Harte Arbeit hält mich gesund«, entgegnete sie. »Ich bin fünfundsiebzig
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