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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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einem Tag tot sein kann und am nächsten wieder lebendig.«
    »Ein Mann ist von den T-Toten auferstanden?«, stammelte ich.
    »Nein«, antwortete Lizzie sanft. »Er war nie richtig tot. Die Kugel hat sein Herz verfehlt. Sie müssen das Herz treffen, wenn Sie einen Vampir töten wollen.«
    Sie nahm den Haken, erhitzte ihn im Feuer und schrieb mit der Asche auf der Spitze in krakeligen Buchstaben das Wort »DuCaral« auf den Stein des Herds. Dann schrieb sie den Namen erneut, wobei sie die Buchstaben vertauschte …
    » Dracula «,flüsterte ich wie vom Donner gerührt.
    »Der Graf ist niemals nach Aldercot gekommen«, versicherte sie in einem Tonfall, den sie wohl für beruhigend hielt. »Aber seine Cousins. Und die blieben.«
    Während ich wie betäubt auf das Anagramm starrte, das Lizzie auf den Stein gekritzelt hatte, lehnte sie sich wieder in ihrem Schaukelstuhl zurück und strickte weiter. Das Zischen des Feuers und das Klappern der Nadeln ließen mich umso intensiver wahrnehmen, welche Geräusche man in Lizzies Haushalt nicht hörte – das Summen des Kühlschranks, das Knacken der Zentralheizung, das Ticken einer Uhr, all die Hintergrundgeräusche, die ich mit dem normalen Leben verband. Aber ich war derart gefangen in der Atmosphäre des Anormalen, dass ich jeden Augenblick erwartete, Wolfsgeheul aus dem Tal oder das Kratzen von Fledermauskrallen an der Tür zu vernehmen. Als Lizzie etwas sagte, zuckte ich zusammen und vergoss Tee über die krakeligen Buchstaben, sodass der Ruß zu kleinen Rinnsalen zerlief, die aussahen wie Spuren schwarzen Bluts.
    »Halten Sie Ihre Söhne fern von Aldercot«, warnte sie erneut. »Sie finden sicherlich allein zur Tür.«
    »Ja, sicher.« Ich wandte meinen entsetzten Blick von der Feuerstelle ab und richtete mich unsicher auf. »Danke für … den faszinierenden Abend. Und für den Tee.« Ich wischte mir die teenasse Hand an der Jeans ab, stellte die Tasse in das Spülbecken, zog meine Jacke an und ging zur Tür.
    »Warten Sie«, sagte Lizzie. Sie legte ihr Strickzeug auf die Wollknäuel in dem Weidenkorb, erhob sich und löste einen Strang getrockneter roter Beeren von einem Haken an einem Deckenbalken. Sie verknüpfte den Strang zu einer Kette und hängte sie mir um den Hals. »Vogelbeeren«, sagte sie. »Die Untoten können Vogelbeeren nicht ausstehen. Ich pflanze sie um meine Felder herum, um meine Herden zu schützen.«
    Mein Blick wanderte zu den kleinen Fenstern. »Die Bäume, die sich um Ihre Fenster winden und um die Tür …?«
    »Vogelbeeren«, bestätigte Lizzie. Völlig unerwartet packte sie mich bei den Schultern und drückte mich an sich, bis sich unsere Wangen fast berührten. »Wenn Sie dorthin gehen, nur bei Tag«, flüsterte sie. »Dann sind sie am schwächsten.« Sie ließ mich los, drehte sich um und sagte über die Schulter: »Gute Nacht, Lori Shepherd.«
    »Gute Nacht.«
    Ich öffnete die Tür, zögerte kurz und trat hinaus. Gegenüber Bill, Kit oder der unheilbar vernünftigen Emma hätte ich es nie zugegeben, aber ohne die Kette aus Vogelbeeren hätte ich vielleicht nicht den Mut gehabt, mich der Dunkelheit zu stellen.

11
    WENIGE FAHRTEN HABEN mein Nervenkostüm derart strapaziert wie meine Rückfahrt an jenem Abend auf dem Feldweg. Bei jedem abgestorbenen Blatt, das gegen die Windschutzscheibe klatschte, quiekte ich wie eine ängstliche Maus. Die Scheinwerfer huschten über die Hecken und ließen groteske Figuren darauf erstehen – boshafte Gesichter mit böse funkelnden Augen, knotige Hände mit zitternden Fingern.
    Gerne wäre ich mit Lichtgeschwindigkeit nach Hause geflogen. Stattdessen war ich gezwungen, wie eine Schnecke voranzukriechen, Schlaglöchern auszuweichen und mich sachte durch die kleinen Krater zu manövrieren, die ich nicht umfahren konnte. Das Einzige, was mich davor bewahrte, in Panik zu geraten – und Annelises Auto vollends zu Schrott zu fahren –, war der vollkommen irrationale und doch beruhigende Gedanke, dass es sich bei den Bäumen am Rande der Straße vielleicht um Vogelbeerbäume handelte.
    Kaum hatte ich die asphaltierte Straße erreicht, drückte ich das Gaspedal durch, und ich nahm den Fuß nicht davon herunter, bis ich die Sicherheit unserer Auffahrt erreicht hatte und die erleuchteten Fenster sah, helles, elektrisches Licht. Da ich weder Annelise noch den Zwillingen Angst einjagen wollte, sammelte ich mich etwas, ehe ich ausstieg. Dann setzte ich ein gewinnendes Lächeln auf und spazierte über den Weg zur

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