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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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aber noch in diesem Jahr 13, hatte langes Blondhaar, das manchmal wie
Seide knisterte, und tiefblaue Augen mit dunklen Wimpern. Als Rückenschwimmerin
hatte sie schon viele Preise gewonnen; und ihr Vater, der aus Liebhaberei den
Schwimmklub ,Neptunia’ als Trainer betreute, nahm sie dreimal in der Woche hart
ran. In Französisch schrieb Gaby eine Eins nach der anderen; und machmal sprach
sie sogar mit Oskar Französisch. Oskar war ihr Hund.
    „Ich habe vielleicht ein Ding
erlebt“, meinte Tarzan, als sie die Treppe hochstiegen.
    „In der Penne?“ fragte Gaby.
    „Unterwegs. Aber — Pst! Ich
erzähl’s euch nachher. Das ist nur für dich und Karl und nicht für fremde Ohren.
Ist deine Mutter da?“
    „Sie ist bei Mayers im vierten
Stock, kommt aber gleich runter.“
    Als sie die Wohnung betraten,
stimmte Oskar ein Freudengeheul an. Er war in Tarzan vernarrt und sprang wie
ein Gummiball an ihm hoch.
    Minutenlang hatte Tarzan mit
ihm zu tun. Aber das tat er gern. Er mochte Tiere, Hunde besonders; und Oskar
war Spitze: Eine Mischung aus drollig, tapsig und frech.
    Vor zwei Jahren hatte Gaby ihn
aus dem Tierheim geholt. Er war ein schlappohriger Cockerspaniel, weiß mit
großen schwarzen Flecken und einem braunen Punkt auf der Nase. Das linke Auge
war blind, aber der trübe Schimmer fiel nur auf, wenn man ganz genau hinsah.
Herzlose Menschen hatten Oskar damals auf einem Rastplatz bei der Autobahn
ausgesetzt, ihn mit einem Strick an einer Mülltonne festgebunden.
    Tarzan kraulte ihn unterm Hals,
und Oskar verdrehte vor Entzücken die Augen. Aus Dankbarkeit knabberte er
Tarzans Schuhspitzen an.
    Karl Vierstein, genannt ,der
Computer’, saß in Gabys Zimmer auf dem Teppich, hatte den Kopfhörer auf und
hörte sich die neueste Platte einer Popgruppe an.

    Er grinste Tarzan zu und zeigte
seine schiefen, weit auseinander stehenden Zähne.
    Tarzan setzte sich in den
einzigen Sessel, den Gaby in ihrem Zimmer hatte.
    „Ich nehme an, er hört deine
Platten, seit er hier ist. Und wie lange soll das noch gehen? Ich denke, wir
wollen zum Volksfest.“
    „Beruhig’ dich! Wir gehen ja
gleich“, meinte Karl, der den Kopfhörer über dem linken Ohr etwas gelüftet
hatte. „Hey! Yeah! Yeah! Yeah!“ Er schnippte mit den Fingern und pumpte
rhythmisch mit den Armen wie ein startender Jungvogel. „Mann, die Scheibe ist
Klasse. Toller Sound.“
    Karl war lattendürr, schlacksig
und hatte zu lange Arme. Einer, mit dem er verfeindet war, hatte mal behauptet,
Karl könne sich — aufrecht stehend — in der Kniekehle kratzen. Aber das war
übertrieben.
    Karl trug eine Nickelbrille,
die sein Windhundgesicht noch spitzer machte. Oft nahm er sie ab, um sie mit
dem Taschentuch oder dem Saum seines T-Shirts zu polieren. Fensterputzen nannte
er das. Außerdem behauptete er, alle außergewöhnlich intelligenten Menschen
seien Brillenträger. Aber den Beweis blieb er schuldig; und er allein zählte
nicht, obwohl er ein unglaubliches Gedächtnis besaß. Wie ein Saugschwamm nahm
es alles auf, was Karl hörte, sah oder las. Diese Fähigkeit hatte ihm den
Spitznamen Computer’ eingebracht.
    Ist vererbt, meinten die
Mitschüler, denn Karls Vater war Mathematikprofessor an der hiesigen
Universität.
    Oskar rollte sich jetzt auf dem
Teppich zusammen, seufzte und schlief ein.
    Gaby setzte sich auf ihr Bett
und wickelte eine blonde Haarsträhne um den Mittelfinger.
    Karl trennte sich von Gabys
Kopfhörer und schaltete den Plattenspieler aus. „Ich habe Glück, daß ich noch
lebe“, sagte Tarzan in die Stille. „Der Verbrecher hatte sein Messer schon in
der Hand. Um ein Haar hätte er mich gefunden.“
    „Wovon redest du?“ fragte Karl.
    Gaby war blaß geworden und
machte große Augen.
    Oskar knurrte im Schlaf, als
hätte er Tarzans Worte verstanden.
    „Ich habe die Bilderdiebe
gesehen. Beinahe wäre ich ihnen in die Arme gelaufen.“ Tarzan erzählte.
    Staunend hörten die beiden zu.
    „Falls ich mich richtig
erinnere“, sagte Karl — und dabei grinste er, weil es ausgeschlossen war, daß
er sich mal nicht richtig erinnerte, „wurden bisher 52 Gemälde
entwendet. Der Gesamtschaden beläuft sich auf mehr als drei Millionen Mark. Von
der Polizei sind 10 000 Mark als Belohnung ausgesetzt. Dazu kommen mehrere
Summen von Privatleuten, die ihre Bilder gern wiederhätten. Tarzan, da biste
aber auf einer heißen Spur. Ein verdammter Mist, daß du die beiden Typen nicht
erkannt hast.“
    „O Gott!“ sagte Gaby aufgeregt
und schlang die Arme um

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