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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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ausreichend um ihn, obwohl ich wiederholt mit ihm gesprochen habe.«
    Willy war groß und stark wie eine Eiche und sah für Erkältungen so anfällig wie eine aus. »Ich bin überzeugt, daß er auf sich achtgeben kann«, hatte er Mrs. Gaddson gesagt, was ein Fehler gewesen war, denn prompt hatte sie Dunworthy mit auf die Liste der Personen gesetzt, die sich weigerten, ihrem Willy die nötige Fürsorge angedeihen zu lassen, und von da an war sie alle zwei Wochen gekommen, um Vitamintabletten zu bringen und bei Dunworthy darauf zu bestehen, daß Willy aus der Rudermannschaft genommen werde, weil er sich überanstrenge.
    »Ich würde meine Sorge um Kivrin kaum in eine Kategorie mit Mrs. Gaddsons übertriebener Fürsorglichkeit einordnen«, sagte er. »Das 14. Jahrhundert ist voll von Halsabschneidern und Dieben. Und Schlimmerem.«
    »Das sagte Mrs. Gaddson über Oxford«, erwiderte Mary gleichmütig. Sie trank von ihrem Bier. »Ich sagte ihr, sie könne ihren Sohn nicht vor dem Leben schützen. Und Sie können Kivrin nicht beschützen. Sie sind nicht Historiker geworden, indem Sie sicher zu Hause bleiben. Sie müssen lernen, sie gehen zu lassen, selbst wenn es gefährlich ist. Jedes Jahrhundert hat eine Einstufung von zehn verdient, James.«
    »In diesem Jahrhundert gibt es keine Pest.«
    »Es hatte die Pandemie, die fünfundsechzig Millionen Menschen tötete. Und die Pest war 1320 nicht in England«, sagte sie. »Sie erreichte das Land erst 1348.« Sie stellte ihr Bierglas auf den Tisch, und die Marienfigur fiel um. »Aber selbst wenn die Pest schon 1320 in England verbreitet wäre, könnte Kivrin sie nicht bekommen. Ich habe sie gegen Beulenpest immunisiert.« Sie lächelte Dunworthy zu. »Wissen Sie, ich habe manchmal selbst Anwandlungen von Gaddsonitis. Außerdem würde Kivrin niemals die Pest bekommen, weil wir uns beide um sie sorgen. Außerdem geschieht fast niemals das, was einem Sorgen bereitet. Dafür passiert das, woran man nie gedacht hat.«
    »Sehr tröstlich.« Er stellte die blau-weiße Maria neben die Gestalt Josephs. Sie fiel wieder um. Er stellte sie sorgsam wieder auf.
    »Es sollte tröstlich sein, James«, sagte sie. »Denn es ist offensichtlich, daß Sie an jede nur mögliche Gefahr gedacht haben, die Kivrin zustoßen könnte. Was bedeutet, daß sie gut gerüstet ist. Wahrscheinlich sitzt sie schon in einer Burg und bekommt Pfauenpastete zum Mittagessen, obwohl ich annehme, daß dort nicht die gleiche Tageszeit sein wird.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es wird eine Verschiebung gegeben haben – Gott allein weiß, um wieviel, weil Gilchrist keine Parameterüberprüfungen vorgenommen hat. Badri meinte, sie würde mehrere Tage ausmachen.«
    Oder mehrere Wochen, dachte er, und wenn es Mitte Januar wäre, würde es keine Feiertage geben, die Kivrin zur Bestimmung des Datums heranziehen könnte. Sogar eine Diskrepanz von mehreren Stunden könnte sie mitten in der Nacht auf die Landstraße von Oxford nach Bath setzen.
    »Ich hoffe, die Verschiebung wird nicht bedeuten, daß sie Weihnachten versäumen wird«, sagte Mary. »Sie war so sehr daran interessiert, einer mittelalterlichen Christmette beizuwohnen.«
    »Dort sind es noch zwei Wochen bis Weihnachten«, sagte er. »Sie benutzen noch den Julianischen Kalender. Der Gregorianische Kalender wurde hier erst 1752 eingeführt.«
    »Ich weiß. Mr. Gilchrist ging in seiner Ansprache ausführlich auf das Thema des Julianischen Kalenders ein. Und auf die Geschichte der Kalenderreform und die Diskrepanz der Daten zwischen der alten Zeitrechnung und dem Gregorianischen Kalender. Einmal dachte ich schon, er würde ein Diagramm zeichnen. Welcher Tag ist dort?«
    »Der 13. Dezember.«
    »Vielleicht ist es ganz gut, daß wir die genaue Zeit nicht wissen. Deirdre und Colin waren ein Jahr in den Staaten, und ich war krank vor Sorge um sie, aber ganz unsynchronisiert. Ständig stellte ich mir vor, daß Colin gerade auf dem Schulweg von einem Auto überfahren würde, während es dort tatsächlich Mitternacht war. Sich Sorgen machen funktioniert erst richtig, wenn man sich das Unheil in alle Einzelheiten vorstellen kann, einschließlich des Wetters und der Tageszeit. Eine Zeitlang grämte ich mich, weil ich nicht wußte, worüber ich mir Sorgen machen sollte, und dann machte ich mir überhaupt keine Sorgen. Vielleicht wird es mit Kivrin genauso sein.«
    Sie hatte recht. Er hatte sich Kivrin vorgestellt, wie er sie zuletzt gesehen hatte, inmitten der umhergeworfenen

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