Die Jahre des Schwarzen Todes
Eichenstamm gestützt stehen, dann ließ sie ihn los und richtete sich auf.
»Ich habe alles aufgezeichnet«, sagte sie. »Alles, was geschah.«
Wie John Clyn, dachte er. Sein Blick streifte ihr verfilztes, abgeschnittenes Haar, das schmutzige Gesicht. Eine wahre Historikerin, die in der leeren Kirche, umgeben von Gräbern, ihre Aufzeichnungen machte. Und damit nicht Geschehnisse, die erinnert sein sollten, mit der Zeit untergehen und aus dem Gedenken derer verschwinden, die nach uns kommen sollen, habe ich, der so viele Übel gesehen hat, und die ganze Welt gleichsam in den Klauen des Bösen, all die Dinge, deren Zeuge ich geworden bin, schriftlich niedergelegt.
Kivrin drehte ihre Handflächen nach oben und sah in der Dunkelheit auf ihre Handgelenke. »Pater Roche und Agnes und Rosemund und alle anderen«, sagte sie. »Ich habe alles aufgezeichnet.«
Sie zog mit dem Finger eine Linie über ihr Handgelenk. »Io suiicien lui dami amo«, murmelte sie. »Du bist hier anstelle der Freunde, die ich liebe.«
»Kivrin«, sagte Dunworthy.
»Kommen Sie schon!« sagte Colin. »Es geht los. Hören Sie die Glocke?«
»Ja«, sagte Dunworthy. Es war Mrs. Piantini an der Tenorglocke, die den Auftakt zu »Wenn endlich mein Erlöser kommt« gab.
Kivrin kam herüber und stellte sich neben Dunworthy auf. Sie legte die Hände wie im Gebet zusammen.
»Ich sehe Badri!« sagte Colin aufgeregt. Er legte die Hände an den Mund, rief: »Sie ist da! Wir haben sie gerettet!«
Mrs. Piantinis Tenorglocke ertönte laut, und die anderen Glocken stimmten freudig ein. Die Luft begann zu glitzern, wie Schneeflocken im Licht.
»Apokalyptisch!« sagte Colin mit strahlendem Gesicht.
Kivrin ergriff Dunworthys Hand und drückte sie fest.
»Ich wußte, daß Sie kommen würden«, sagte sie, und das Netz öffnete sich.
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