Die Joghurt-Luege
und Verarbeitungsstufen bis hin zur Verpackung und Kennzeichnung lückenlos ein. Jeder Betriebsleiter ist verpflichtet, über seine Warenein- und -ausgänge exakt Buch zu führen und den |301| Kontrolleuren sämtliche Unterlagen zur Einsicht vorzulegen. Die Prüfer kontrollieren den gesamten Betrieb und stellen fest, ob auch wirklich nur die erlaubten Mittel und Zutaten verwendet werden. Haben sie Bedenken, nehmen sie Stichproben und lassen diese in Labors untersuchen. Seit In-Kraft-Treten der EU-Öko-Verordnung ist es für den Verbraucher einfacher geworden, Bioprodukte von anderen zu unterscheiden. Heute ist tatsächlich Bio drin, wo Bio draufsteht.
Nur wenigen Herstellern hat die EU Übergangsfristen eingeräumt, um die Bezeichnung »Bio« auf ihren Produkten zu streichen: Zum Beispiel ist der von Onken vertriebene »Bioghurt« kein ökologisches Produkt. Onken und die anderen Unternehmen haben für den Abverkauf der Bestände noch bis Juni 2006 Zeit, müssen aber bereits heute auf der Verpackung deutlich machen, dass es sich um ein konventionelles Produkt handelt.
Noch strenger als die EU sind die Verbandsrichtlinien der Landwirte, die schon vor der europaweiten Verordnung ökologisch wirtschafteten (Vergleich siehe Tabelle 33). Zum Beispiel versorgen Bioland- und Demeter-Bauern ihr Vieh mit 100-prozentigem Bio-Futter und importieren kein Billigfutter aus Entwicklungsländern. Ökologische Landwirtschaft hat eine lange Tradition. Im Lauf der Geschichte haben sich eine ganze Reihe entsprechender Bauernverbände zusammengefunden, die sich aber in den Grundlagen der Wirtschaftsweise und in ihrem Ziel, Pflanzen- und Tierproduktion als geschlossene Stoffkreisläufe miteinander zu verbinden, Ressourcen und Umwelt zu schonen, nur unwesentlich unterscheiden.
Konventionell wirtschaftende Unternehmen haben schnell erkannt, dass der Verbraucher Erzeugnissen aus ökologischer Landwirtschaft vertraut – und sie versuchen, auf den Zug aufzuspringen. Immer wieder sind Trittbrettprodukte mit Slogans wie »kontrolliert integriert« ausgezeichnet. Wenn es auch anders scheint: Solche Auslobungen haben mit ökologischem Landbau nichts zu tun. Der Schachzug der Marketingstrategen ist ebenso raffiniert wie fadenscheinig, denn ohne Kontrolle kann keine Landwirtschaft funktionieren – weder die ökologische, noch die industriemäßige. Der Begriff suggeriert eine Nähe, die es nicht gibt.
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Kriterium
Richtlinien der Anbauverbände (z. B. Bioland und Demeter)
EU-Öko-Verordnung
Bewirtschaftungsform
Gesamtbetriebsumstellung, ausschließlich ökologische Bewirtschaftung aller Betriebszweige
Teilumstellung möglich, ökologische und konventionelle Bewirtschaftung in einem Betrieb erlaubt
konventionelle Futtermittelkomponenten
nur wenige Ausnahmen zugelassen
vorgeschrieben ist die Verwendung von ökologischen Futtermitteln, mit einer Übergangsfrist bis Ende August 2005
sind auch bestimmte konventionelle Futtermittel zugelassen
Anteil des Futters vom eigenen Hof
über 50 % muss vom eigenen Betrieb stammen
Futtermittel »sollten möglichst« vom eigenen Hof stammen
Begrenzung der Anzahl an Tieren
140 Hennen, 280 Hähnchen, 10 Mastschweine pro Hektar und Jahr
230 Hennen, 580 Hähnchen, 14 Mastschweine pro Hektar und Jahr
Saatgut
chemisch gebeiztes Saatgut grundsätzlich verboten
unter bestimmten Umständen zugelassen
Düngung mit Gülle
konventionelle Gülle verboten
konventionelle Gülle zugelassen
Begrenzung der Stickstoffdüngung
Limit des Zukaufs: 40 Kilogramm je Hektar und Jahr; der Gesamtumsatz beim Gemüseanbau ist auf 110 Kilogramm begrenzt
Mist, Gülle, Jauche sind auf 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar limitiert; ansonsten gibt es keine ausdrückliche Begrenzung
Kennzeichnung von Lebensmitteln
»Bio« bedeutet, dass 95 Prozent der Zutaten aus ökologischem Anbau stammen
»Bio« darf verwendet werden, wenn 70 Prozent der Zutaten ökologischer Herkunft sind*
Tabelle 33: Unterschiede zwischen der EU-Öko-Verordnung und den Richtlinien der Anbauverbände
* Dies gilt nicht für die Verwendung des Bio-Siegels.
Quelle: Frankfurter Rundschau vom 22. Januar 2002
|303| Vorsicht ist daher geboten, selbst wenn, wie das Beispiel Capri-Sonne zeigt, große Namen ins Spiel kommen:
»Die neue Capri-Sonne trägt das bekannte und begehrte Qualitätssiegel von INSTITUT FRESENIUS. Dieses Siegel bestätigt: Capri-Sonne verwendet Früchte aus kontrolliert integriertem Anbau. Damit ist der Anbau besonders umweltschonend und nachhaltig. Die
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