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Die Jungens von Brug Schreckenstein

Die Jungens von Brug Schreckenstein

Titel: Die Jungens von Brug Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Stephan Breuer.
    „Du bist dran!“ rief Strehlau ihm zu, und alle schauten hin, als er auf den Ring zuging.
    Wie immer in Augenblicken der Gefahr, oder wenn es darauf ankommt, durchzuckten blitzschnelle Gedanken seinen Kopf.
    Muskelprotz mit Spatzenhirn! Muskelprotz mit Spatzenhirn! hämmerte es in ihm vor Wut und Ärger.
    Das war die Lösung! Nicht aus der Kraft, sondern aus der Konzentration mußte er die Kugel stoßen! Er trat in den Ring, die Umwelt verschwamm vor seinen Augen, nur die Traumgrenze blieb klar, die Traumgrenze in weiter, traumhaft weiter Ferne.
    „Bange machen gilt nicht!“ sagte er noch einmal zu sich selbst und legte ruhig die Kugel an den Hals. Selbst im Gras hätte man jetzt eine Stecknadel fallen hören können.
    „Jetzt oder nie!“ Stephan holte tief Luft, beugte sich vorwärts... automatisch ruderte das linke Bein... schwang zurück... riß das rechte nach vorne... der Oberkörper streckte sich aus der Hüfte... sein Arm schnellte in der Verlängerung nach vorne, drehte sich leicht, bis zur völligen Streckung... ein letzter Drall mit den Fingerspitzen... kurzer Kampf um das Gleichgewicht... dann brach ein unbeschreiblicher Jubel los, der nicht enden wollte.
    Die Kameraden umringten ihn, er hörte nur noch etwas von „Traumgrenze“, „Sieg“ und „Ritter“, nahm jedoch nichts mehr richtig wahr. Wie aus einem Nebel tauchten Gesichter vor ihm auf, der Rex, Rolle, sein Vater, Ottokar, die Mutter. Man schüttelte ihm die Hand, klopfte ihm auf die Schulter und trug ihn schließlich im Triumphzug zur Burg. Nur eines sah er auf dem Weg dorthin ganz klar, wie zuvor die Traumgrenze — ein Häufchen Elend, am Wegrand sitzend, ein kräftiges, aber gebrochenes Häufchen... Dampfwalze.
     
     
     

Ein Freßpaket mit Folgen
     
    Wenn Stephan jedoch glaubte, mit seinem Stoß über die Traumgrenze alle Widerstände und Hindernisse beseitigt zu haben, so irrte er sich. Die kleineren Jungen bewunderten ihn jetzt zwar restlos, aber je weiter hinauf es ging, desto schmaler wurde sein Ruhm. Gewiß, man betrachtete ihn auch da als Ritter, wenngleich mit Vorbehalten, doch bei Dampfwalze und seinen Getreuen war er nicht mehr als ein guter Kugelstoßer, dem eben mal ein Zufallstreffer geglückt ist.
    Nach außen hin gehörte er dazu, doch drinnen gab es noch sehr viel Mißtrauen. Zum Beispiel gegen sein Akkordeonspiel! Im Wohnzimmer stand ein Klavier, aber darauf konnte außer Strehlau keiner spielen, auch nicht Stephan. Denn erstens hat ein Akkordeon links immer Knöpfe, auch wenn rechts Klaviertasten sind, und zweitens gibt es Instrumente, die sogar auf beiden Seiten Knöpfe haben.
    „Und genau so eines habe ich!“ hatte Stephan geantwortet, als Mücke ihn einmal drankriegen wollte. Das allgemeine Mißtrauen war dadurch natürlich nicht beseitigt worden. Nur Ottokar hatte ihn verteidigt. Ottokar war überhaupt der einzige, der ihn wirklich verstand und zu dem er ganz offen sein konnte. Selbstverständlich hatten sie nie darüber gesprochen, aber Ottokar und er waren Freunde geworden.
    Mit solchen Gedanken beschäftigt, stand Stephan vor seinem Klappbett und futterte aus der offenen Schublade Marzipan, das ihm seine Mutter neben anderen Leckereien anläßlich des Sportfestes mitgebracht hatte. Ein richtiges Freßpaket.
    Da ging die Tür auf, und Dampfwalze trat mit seiner Leibgarde ein. Stephan wollte schnell noch die Schublade zumachen, was ziemlich sinnlos war, weil er gerade ein besonders großes Stück Marzipan im Mund hatte. „Sieh mal an!“ sagte Dampfwalze mit einem hämischen Unterton in der Stimme, „unser Zufallsrekordler frißt heimlich aus der Schublade!“

    Frechheit, dachte Stephan, während Dampfwalze die Schublade herauszog und hineinschaute. Stephan zuckte es in allen Gliedern:
    Wenn er jetzt was nimmt, kriegt er einen Tritt, daß er sich überschlägt!
    Aber Dampfwalze war doch Ritter genug, um nichts zu nehmen. Er schob die Schublade wieder hinein und fragte nur ziemlich barsch:
    „Schon mal was davon gehört, daß wir unsere Freßpakete teilen?“
    Stephan ließ sich nicht einschüchtern:
    „Mit wem?“ fragte er dagegen, „ist ja niemand da!“ Dampfwalze blieb die Spucke weg. Man konnte zwar sehen, wie sich seine Muskeln strafften, aber gerade dadurch wurde die Leitung zum Gehirn zusammengedrückt, so daß es sehr lange dauerte, bis er eine Antwort fand.
    „Niemand da?“ wiederholte er immer wieder, um Zeit zu gewinnen, „und was sind wir?“
    „Ihr gehört nicht zu

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