Die Jungfernbraut
»Ich hoffe nur, Sophie, daß dir wenigstens einmal so richtig übel wird, sobald du schwanger bist.«
»O nein«, erklärte Sophie im Brustton der Überzeugung. »So etwas passiert mir nicht. Bei dir muß es wohl an deinem Magen liegen, Alex. Er macht dich krank.«
Alle drei Ehefrauen lachten.
Douglas warf seiner Schwägerin einen grimmigen Blick zu.
Ryder warf sich in die Brust. »Nein, Sophie wird nicht die geringsten Beschwerden haben, weil ich es ihr nämlich streng verbieten werde.«
Alex wandte sich kopfschüttelnd an Sophie. »Manchmal vergesse ich ganz wie sie sind, und wenn ich dann wieder daran erinnert werde, stelle ich fest, daß das Leben einfach herrlich ist, sogar noch köstlicher als diese Törtchen, an denen Douglas sich überfrißt.«
»Nachdem du jetzt endlich ein wahres Wort gesprochen hast, holdes Weib, bitte ich dich herzlich, nicht gleich wieder mit grünem Gesicht hinauszurennen.«
»Vielleicht könnten wir das Thema wechseln«, schlug Sinjun vor.
»Einverstanden«, sagte Ryder. »Nachdem Douglas und ich nun gesehen haben, daß dein Mann dir durchaus zusagt, können wir uns anderen Themen zuwenden. Douglas und ich haben gründlich über diese Situation nachgedacht, Colin, und wir glauben, daß die Person, die dich bei Robert MacPherson verleumdet hat, selbst den Mord an deiner ersten Frau begangen hat.«
»Aber welches Motiv hätte jemand für den Mord an Fiona haben können?« fragte Sinjun. »Es muß ein ausgeklügelter Plan gewesen sein, und der Verdacht sollte auf Colin fallen, der bewußtlos auf der Felsklippe lag und sich später an nichts erinnern konnte. Serena, kennst du jemanden, der deine Schwester gehaßt hat und sich mit Zaubertränken auskennt?«
Serena blicke von ihrem Törtchen auf, lächelte Sinjun zu und erklärte mit sanfter Stimme: »Fiona war ein treuloses Luder. Ich habe sie selbst gehaßt, und ich weiß über die Wirkung von Opium, Bilsenkraut und ähnlichem sehr gut Bescheid. Ich hätte es ganz leicht bewerkstelligen können.«
»Oh . . .«
»Gehen wir einen Schritt weiter«, sagte Douglas. »Serena, wer hat Colin gehaßt?«
»Sein Vater. Sein Bruder. Tante Arleth. Zuletzt hat auch Fiona ihn gehaßt, weil sie so eifersüchtig war und er sie nicht liebte. Sie war sogar auf mich eifersüchtig, obwohl ich dich damals nie angerührt habe, Colin. Dazu war ich viel zu vorsichtig.«
Colin legte seine Kuchengabel auf den Teller. Seine ruhige Stimme verriet nichts von dem Schmerz, den Serenas Worte in ihm ausgelöst haben mußte, wie Sinjun wußte. »Mein Vater hat mich nicht gehaßt, Serena. Er wußte mit mir nur nichts anzufangen. Mein Bruder war der zukünftige Graf, und alles drehte sich nur um ihn. Ich war völlig unwichtig. Natürlich war das sehr ungerecht, und ich litt darunter. Auch mein Bruder Malcolm hatte eigentlich keinen Grund, mich zu hassen, denn er bekam ja alles, was er wollte. Viel eher hätte ich ihn hassen können. Was Tante Arleth betrifft, so liebte sie meinen Vater und haßte meine Mutter, ihre Schwester. Nach dem Tod meiner Mutter wollte sie, daß mein Vater sie heiratete, aber das tat er nicht. Es stimmt, daß sie mich verabscheut und meinen Bruder für einen Halbgott gehalten hat. Vielleicht sah sie in mir eine Bedrohung, weil immerhin die — wenn auch geringe — Möglichkeit bestand, daß ich Graf werden könnte.«
»Ich hasse dich nicht, Colin.«
»Danke, Serena. Was Fiona kurz vor ihrem Tod für mich empfand, weiß ich nicht. Ich hoffe aber, daß sie mich nicht gehaßt hat. Ich habe ihr nie Böses gewünscht.«
»Ich würde dich niemals hassen, Colin. Ich wünschte nur, ich wäre die reiche Erbin gewesen, denn dann hättest du Joan nicht heiraten müssen.«
»Aber ich habe sie nun mal geheiratet, und du wirst in Zukunft bei deinem Vater in Edinburgh leben, meine Liebe, und Bälle und andere Veranstaltungen besuchen. Du wirst viele nette Männer kennenlernen. Es ist nur zu deinem Besten, Serena.«
»Das sagen alle Erwachsenen, wenn sie ihr Verhalten rechtfertigen wollen.«
»Du bist doch selbst erwachsen«, sagte Sinjun, »und ich kann mir nicht vorstellen, daß du in Vere Castle bleiben möchtest.«
»Nein, da hast du recht. Colin wird nie mit mir schlafen, das ist mir jetzt klar, und deshalb ist es besser, wenn ich gehe.« Sie erhob sich abrupt und verließ das Zimmer.
»Du hast sehr seltsame Verwandte, Colin«, kommentierte Douglas.
»Und was ist mit deiner Mutter, Douglas, und der Art, wie sie mich behandelt?«
»Also
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