Die Jungfernbraut
war deine absurde Idee. Wenn ich an das erste Mal zurückdenke . . .«
»Das erste Mal, ha! Du hast mich gleich dreimal vergewaltigt!«
»Ich habe mich oft genug dafür entschuldigt, und wenn dein Gedächtnis dich nach dem Sturm der Lust, der soeben über dich hinwegbrauste, nicht völlig im Stich läßt, müßtest du dich daran erinnern, daß ich dir versichert habe, es würde nie wieder weh tun. Jetzt weißt du, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Heute morgen habe ich dir zu erklären versucht, daß wir Männer durchaus nützlich sein können. Aber wir eignen uns nicht nur als Beschützer, sondern auch als Lustspender. Möchtest du es jetzt vielleicht noch einmal versuchen, nachdem du erlebt hast, was es mit der sexuellen Lust auf sich hat?«
Obwohl sie immer noch wütend dreinblickte und ihre Augen zu Schlitzen verengt waren, sagte sie: »Einverstanden.«
Diesmal liebte er sie langsam, was für beide den Genuß nur noch erhöhte, und später, als sie wieder ruhig atmen konnten, murmelte sie: »Du hast insgeheim über mich gelacht, Colin, stimmt's?«
»Ein wenig. Deine feste Überzeugung, daß mein Körper nicht zu deinem passen könnte, amüsierte mich, aber ich litt auch darunter, weil ich dich sehr begehrte. Ah, auch jetzt begehre ich dich schon wieder. Was sagst du dazu? Nein, warte, das wäre ja jenes verhängnisvolle dritte Mal. Überleg dir deine Antwort gut, Joan.«
»Da gibt es nichts zu überlegen.« Sie küßte ihn leidenschaftlich.
Sie verspäteten sich zum Abendessen. Philpot und Rory servierten schon den Nachtisch — Heidel- und Johannisbeerbrötchen —, als sie endlich das Eßzimmer betraten. Philip und Dahling waren von Dulcie bereits zu Bett gebracht worden.
Serena, Sinjuns Brüder und Schwägerinnen saßen bei Tisch. Tante Arleth weigerte sich, ihr Zimmer zu verlassen, bis ihr Bruder sie mit einer Kutsche abholen würde.
Douglas hob eine Braue, hielt aber den Mund. Sinjun wunderte sich über seine Diskretion, bis sie merkte, daß ein großes Stück Torte ihn am Reden hinderte.
Bedauerlicherweise hatte Ryder keinen vollen Mund. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, faltete die Hände auf dem Bauch und bemerkte mit boshaft funkelnden Augen: »Sinjun, dein Gesichtsausdruck weckt in mir den Wunsch, Colin umzubringen. Du bist meine kleine Schwester. Du hast kein Recht, so auszusehen,, kein Recht zu treiben, was du unübersehbar getrieben hast.«
»Sei still«, zischte Sophie und piekste ihn mit ihrer Gabel in den Handrücken.
»Er hat aber recht«, sagte Douglas, der den Kuchen hinuntergeschlungen hatte und nun unbedingt auch seinen Kommentar abgeben wollte.
»Halt du dich da raus!« warmte ihn Alex. »Sie ist eine verheiratete Frau, kein zehnjähriges Mädchen mehr.«
»Das ist eine unwiderlegbare Tatsache.« Colin grinste seinem Verwandten zu, küßte seine Frau auf die Nasenspitze und rückte ihr den Stuhl zurecht. »Genauer gesagt, sind es sogar zwei Tatsachen.«
Er nahm am Kopfende des Tisches Platz und hob sein Weinglas. »Ich möchte auf meine Frau trinken, auf eine schöne und kühne Dame, die sich allerdings in eine fixe Idee verrannt hatte und . . .«
»Colin, halt den Mund!« Sinjun warf einen Suppenlöffel nach ihm, traf aber nur eine Blumenvase, weil der Tisch fast vier Meter lang war.
Philpot räusperte sich laut, aber niemand schenkte ihm Beachtung.
Serena blickte seufzend von Sinjun zu Colin. »So hat Colin weder Fiona noch mich je angesehen. Das ist nicht nur Begierde, sondern ein tieferes Gefühl. Er sieht wie ein Kater aus, der mehr Sahne genascht hat als ihm zusteht. Das ist sehr egoistisch, finde ich. Hoffentlich wird ihm von der vielen Sahne übel werden. Du hast ihn gründlich verdorben, Joan. Philpot, ich hätte gern noch ein paar Törtchen.«
Philpot stellte mit einem wahren Pokergesicht die Tortenplatte neben ihrem Teller ab.
»Ich bin sehr erleichtert, daß seine Gefühle sich nicht mehr lediglich in Begierde erschöpfen«, neckte Ryder seine Schwester. »Besitzt du vielleicht einen Zaubertrank, Sinjun? Hat Sophie dir das Rezept verraten? Sie ist so lüstern nach mir, daß ich meinen ganzen Edelmut aufbringen muß, um ihren Forderungen gerecht zu werden. Ich tue wirklich mein Bestes, um ihr zu einem zweiten Kind zu verhelfen, aber sie läßt mir einfach keine Ruhe. Nur hier bei Tisch bin ich halbwegs vor ihr sicher.«
»Wenn du nicht gleich den Mund hältst, wird sie dich diesmal mit der Gabel nicht nur pieksen, sondern aufspießen«, sagte Alex.
Weitere Kostenlose Bücher