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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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rasch der Killingsworth-Street-Ausfahrt näherten, empfand Holly zunehmendes Unbehagen bei der Vorstellung, Ironheart am Flughafen abzusetzen. Die Journalistin in ihr hatte noch immer viele unbeantwortete Fragen. Außerdem: Er faszinierte die Frau namens Holly mehr als jeder andere Mann. Sie überlegte kurz, ob sie eine längere Nebenstraße zum Flughafen nehmen sollte; vielleicht kannte er die Gegend nicht gut genug, um Verdacht zu schöpfen. Dann stellte sie fest, daß bereits die ersten großen Schilder auf den Airport hinwiesen. Selbst wenn Ironheart ihnen keine Beachtung schenkte: sicher fielen ihm die Flugzeuge auf, die weiter vorn am dunkelblauen Himmel emporstiegen.
    »Was machen Sie dort unten in Kalifornien?« erkundigte sie sich.
    »Ich genieße das Leben.«
    »Ich meine: Womit verdienen Sie sich Ihren Lebensunterhalt?«
    »Was glauben Sie?« erwiderte Ironheart.
    »Nun, eines steht fest: Sie sind kein Bibliothekar.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie wirken irgendwie geheimnisvoll.«
    »Können Bibliothekare nicht geheimnisvoll sein?«
    »Ich habe nie einen kennengelernt, auf den diese Beschreibung zutrifft.« Widerstrebend lenkte Holly ihren Toyota zur Ausfahrt. »Vielleicht sind Sie eine Art Polizist.«
    »Was veranlaßt sie zu dieser Vermutung?«
    »Wirklich gute Polizisten sind völlig ruhig und cool.«
    »Lieber Himmel, ich dachte immer, ich sei umgänglich und offen. Sie halten mich für cool?«
    Auf der Zufahrt herrschte ziemlich dichter Verkehr. Holly nutzte die Gelegenheit, um noch langsamer zu fahren.
    »Sie sind sehr selbstsicher«, antwortete sie.
    »Seit wann arbeiten Sie als Journalistin?«
    »Seit zwölf Jahren.«
    »Immer in Portland?«
    »Nein. Ich bin erst seit einem Jahr hier.«
    »Und vorher?«
    »Chicago, Los Angeles, Seattle …«
    »Gefällt Ihnen Ihre Arbeit?«
    Holly begriff plötzlich, daß sie die Kontrolle über das Gespräch verloren hatte. »He, dies ist kein Quiz.«
    »Oh, wirklich nicht?« entgegnete Ironheart amüsiert.
    Holly ärgerte sich über die Sturheit des Mannes, über die undurchdringliche Barriere, die sie von ihm trennte. Sie war nicht daran gewöhnt, auf solche Hindernisse zu stoßen. Doch sie spürte weder Gehässigkeit in ihm noch eine ausgeprägte Fähigkeit, andere Menschen zu täuschen. Es ging ihm nur darum, seine Privatsphäre zu schützen. Als Journalistin, die immer mehr an ihrem Recht zweifelte, die Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken, verstand sie seine Zurückhaltung. Sie sah ihn an und lachte leise. »Sie sind gut.«
    »Sie auch.«
    Holly hielt vor dem Terminal. »Nein. Wenn ich gut wäre, hätte ich wenigstens herausgefunden, welcher Arbeit Sie nachgehen.«
    Ironheart lächelte bezaubernd. Einmal mehr bewunderte sie seine Augen. »Ich habe nicht behauptet, daß Sie so gut sind wie ich.« Er stieg aus, holte seinen Koffer und kehrte zur offenen Beifahrertür zurück. »Wissen Sie, ich bin nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Ein Zufall versetzte mich in die Lage, den Jungen zu retten. Es wäre nicht fair, wenn die Medien deshalb mein ganzes Leben unter die Lupe nähmen.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, räumte Holly ein.
    »Danke.« Es klang erleichtert.
    »Eines muß ich Ihnen sagen: Ihre Bescheidenheit ist erfrischend.«
    Er sah sie einige Sekunden lang an, musterte sie aus seinen hinreißenden blauen Augen. »Das gilt auch für Sie, Miß Thorne.«
    Dann schloß er die Tür, wandte sich um und betrat das Terminal.
    Holly wiederholte die letzten Worte in Gedanken.
    Ihre Bescheidenheit ist erfrischend.
    Das gilt auch für Sie, Miß Thorne.
    Sie starrte zum Flughafeneingang, durch den Ironheart verschwunden war. Er erschien ihr plötzlich zu gut, um wirklich zu existieren, und sie überlegte kurz, ob ein Phantom neben ihr gesessen hatte. Leichter Dunst filterte und trübte den Sonnenschein des späten Nachmittags, und Holly glaubte, ein goldenes Glühen wahrzunehmen. Es erinnerte sie an alte Gruselfilme, an das kurze Schimmern nach dem Erscheinen eines Geistes.
    Ein lautes Pochen brachte sie in die unmittelbare Realität zurück.
    Ruckartig drehte sie den Kopf und bemerkte einen Sicherheitsbeamten des Flughafens, der aufs Dach des Wagens klopfte. Als sie ihn ansah, deutete er auf ein Schild: PARKEN VERBOTEN.
    Holly fragte sich, wie lange sie stumm und erstarrt am Steuer gesessen hatte, hypnotisiert von ihren Gedanken an Jim Ironheart. Sie löste die Handbremse, legte den ersten Gang ein und gab Gas.
    Ihre Bescheidenheit ist

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