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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Herzschlags, brannte durch meine Adern, sengte auf meiner Haut.
    Ich schluchzte. Ich hätte mit ihnen sterben sollen. Ich hätte sterben sollen, als ich Olivia beschützt hatte, indem mein Körper sie vor dem Feuer abschirmte – nicht umgekehrt.
    Ich hob den Kopf und starrte auf die geschwärzten Leiber, spürte die Wut erneut in mir aufwallen, heiß wie Feuer und bitter wie Galle.
    Dann richtete ich den Blick zum aufhellenden Himmel.
    Es reichte nicht. Es würde niemals reichen.
    Langsam stand ich auf. Vor meinem geistigen Auge sah ich Olivia und mich selbst auf der Veranda. Ich hielt sie in den Armen, roch den Duft ihres Haares, spürte die Weichheit ihrer Haut und hörte das Jauchzen Jaers und Pallins, die vergnügt miteinander spielten …
    Eingehüllt in schmerzlich süße Erinnerungen drehte ich mich um, watete hinein in die Streitkräfte der Chorl und zog eine Schneise aus Feuer und Tod durch ihre Reihen.

    Ich erwachte keuchend und mit einem Schmerz in der Brust, der sich anfühlte, als würde eine unbarmherzige Hand langsam das Leben aus mir herauspressen. Als ich frische Tränen auf der Zunge schmeckte, erkannte ich, dass ich im Schlaf geweint hatte. Meine Muskeln waren steif vor Anspannung, mein Körper erschöpft vom Kampf gegen einen Kummer, der nicht zu besiegen war.
    Doch es war nicht mein eigener Kummer, sondern der eines anderen – des Mannes aus dem Traum.
    Ein Mann, den ich kannte.
    Cerrin.
    Ich tauchte in den Fluss. Hoffnung keimte in mir auf. Der dunkle Raum vor mir veränderte sich leicht, wurde grau und war nun mithilfe der Sicht schemenhaft erkennbar. Ich konnte die Umrisse des Bettes ausmachen, in dem ich schlief, und das Sofa, auf dem mich Marielle – eine wahre Dienerin, eine Begabte – in Schreiben und Rechnen unterwies. Ich konnte die Tische und Stühle sehen und die Schale, die Wasser enthielt, damit ich mir das Gesicht waschen konnte. Eine Brise, die nach Meer und Frühlingsnächten roch, wehte die Vorhänge von der Balkontür zurück. Von dem Balkon aus hatte man einen Blick über ganz Amenkor.
    Mein Amenkor, denn ich war die Regentin dieser Stadt.
    Wir hatten den Winter und einen Angriff der Chorl überlebt, wenn auch zu einem hohen Preis.
    Ich schloss die Augen und entsandte mein Bewusstsein zum Geisterthron, dem Symbol der Macht Amenkors. Cerrin war ein Teil des Throns gewesen, eine der darin gefangenen Wesenheiten, einer der ursprünglichen sieben Adepten, die den Thron vor fast eintausendfünfhundert Jahren beim ersten Angriff der Chorl erschaffen hatten. Immer wenn ich von Cerrin geträumt und eine seiner Erinnerungen durchlebt hatte, dann …
    Die Hoffnung, die mein Blut in Wallung versetzt hatte, erstarb.
    Der Thron war nicht mehr da. Ich konnte ihn nicht berühren und fühlte deshalb nicht, wie er mich mit seiner Macht umhüllte.
    Weil er tot war. Weil ich ihn einst zerstört hatte, um Amenkor vor den Chorl und vor deren Anführerin zu retten, der Ochea.
    Ich öffnete die Augen, setzte mich auf und rutschte zur Bettkante vor. Der Schmerz in meiner Brust hatte ein wenig nachgelassen. Ich wusste, dass ich nicht mehr einschlafen würde; deshalb stand ich auf, ging durchs Zimmer zu den Vorhängen und trat hinaus auf den Balkon.
    Wie in meinem Traum erhellte das erste Licht des neuen Morgens den Himmel. Hätte der Balkon nach Osten gelegen, hätte ich die Berge sehen können, die vom Morgenlicht mit goldenem Schimmer überzogen wurden.
    Stattdessen blickte ich auf die traurigen Überreste dessen, was einst Amenkor gewesen war, und beobachtete, wie sich mit fortschreitendem Sonnenaufgang immer mehr Einzelheiten der von den Chorl angerichteten Schäden offenbarten. Die Wachtürme an den beiden lang gezogenen Landvorsprüngen, die das Hafenbecken wie zwei Arme zu umschlingen schienen, waren nur noch Geröllhaufen. Die Chorl hatten diese Türme als Erstes zerstört. Steine und Splitter waren hoch in die Dunkelheitgeschleudert worden – eine erste Warnung, dass Amenkors Todfeinde erschienen waren. Ich schauderte bei der Erinnerung an die brutale Kraft, die entfesselt worden war, um die Türme zu vernichten – eine solch ungeheure Macht, dass davon tagelang Strudel in den Strömungen des Flusses zurückgeblieben waren.
    Dann waren die schwarzen Schiffe der Chorl im Hafen erschienen, wo sie von unseren Handelsschiffen erwartet worden waren, und die eigentliche Schlacht hatte begonnen. Was nach dem Angriff noch an Schiffen übrig war, lag nun an den beschädigten Piers vor Anker –

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