Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
Vom Netzwerk:
auch nicht empfänglich. Sie haben Angst, das sehe ich, und ich möchte wissen, warum.«
    »Es heisst«, sagte Loderer, »das Leben geht weiter. Es gibt keinen grausameren Satz. Nicht für die Toten und nicht für die Überlebenden.«
    »Schauen Sie mir in die Augen.«
    Loderer schaute der Kanzlerin in die Augen.
    »Sie wollen immer alles im Griff haben, nicht wahr, Herr Loderer? Aber Sie kriegen sich nicht. Sie entgleiten sich. Sie brauchen eine Fassung. Die Redevorlage, die Sie Eisele geliefert haben, hat mich beeindruckt. Ab sofort arbeiten Sie für mich.«
    Das Gespräch schien beendet, Loderer stand auf, bedankte sich und wollte gehen.
    »Herr Loderer, auch wenn mich Ihr Privatleben, wie gesagt,überhaupt nicht interessiert: Kann es sein, dass Sie ein Problem mit Frauen haben? Wäre das nämlich so, dann hätten Sie auch ein Problem mit mir. Und das wäre dann nicht nur Ihre Privatsache.«
    Die Kanzlerin winkte ab, bevor Loderer dazu etwas sagen konnte.

» S aufrau Male, ich möchte dich ficken, jetzt, sofort, und hart.«
    »Hallo, Filip, geht es dir gut? Bin auf dem Sprung. Die Vorfälle häufen sich. Die Bandscheiben reissen, die Stadt ist wie betäubt und ich auch. Kann dir leider erst in zwei, drei Tagen wieder schreiben. Küsse dich innig, deine Jenny. PS: Deine Fragen zu Cookie & Co haben mir Angst gemacht. Hast du etwas damit zu tun, Controller?«

C ookie: »Die Kanzlerin hat Haxer gefeuert.«
    Jubilar: »Was?«
    Cookie: »Sie ist plötzlich bei ihm aufgetaucht und hat gesagt, sie habe von ihm geträumt. Sie habe kein Vertrauen mehr zu ihm. Regierungsumbildung. Er muss gehen.«
    Jubilar: »Sie ist nicht immer sehr klug, unsere Kanzlerin.«
    Cookie: »Was willst du tun?«
    Jubilar: »Gar nichts. Ich mache gar nichts. Sie ist naiv und wird es bereuen.«
    Cookie: »Loderer wird ihr neuer Redenschreiber.«
    Jubilar: »Prima. Es läuft alles prima, Cookie.«
    Cookie: »Kranich steht unter Verdacht.«
    Jubilar: »Armer Kerl.«
    Cookie: »Und Tricolor?«
    Jubilar: »Kennt das Geschäft. Er wird schweigen. Und er hateinen sehr guten Anwalt. Noch zwei oder drei Monate, dann sind wir aus den Schlagzeilen raus. Und das Problem mit Clara werden wir lösen.«
    Cookie: »Du löst jedes Problem.«
    Jubilar: »Du bist kein Problem, Cookie. Liebe Grüsse an deine Frau.«

D ie Stimmung im Kollegium des Schweizer Bundesrates war gedrückt. Diller, der Bundespräsident, hatte eine offene Aussprache angeregt, eine Stunde der Besinnung, nicht der Entscheidungen. Aber es war anders gekommen. Verteidigungsminister Kari Fässler hatte seinen Rücktritt erklärt, und die Kolleginnen und Kollegen der Regierung hatten das aus den Medien erfahren. Und so blieb es still, bis Fässler endlich das Wort ergriff:
    »Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, die Nachricht von meinem Rücktritt habe nicht ich in die Welt gesetzt. Aber sie stimmt. Ich werde als Verteidigungsminister zurücktreten.«
    Fabio Coradi, der Umwelt- und Verkehrsminister, erhob sich, bemüht, seine Emotionen zu verbergen. »Kari, es gibt für diesen Schritt überhaupt keinen Anlass. Es gibt bis jetzt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass dein Departement diesen furchtbaren Anschlag hätte verhindern können oder dass, als die Katastrophe ihren Lauf genommen hatte, noch irgendetwas hätte getan werden können für die Insassen der Säntisbahn. Es war ein teuflischer Plan, und er ist aufgegangen. Kari, du kannst doch nicht zurücktreten, nur weil ein paar dumme Journalisten zwei deiner Militärpiloten verantwortlich machen wollen für ein Geschehen, in dem auch keine Rettung mehr möglich gewesen wäre, wenn sie anders gehandelt oder von der Einsatzzentrale andere Befehle erhalten hätten. Wenn du zurücktrittst, dann überlege ich mir das auch. Weil ich nämlich der Verkehrsminister bin. Catherine, bitte sag auch etwas.«
    Aussenministerin Jaeger, die zu Kari Fässler ansonsten eher ein distanziertes Verhältnis pflegte und ihn auch schon sehr überheblich behandelt hatte, äusserte sich kurz, aber mit warmen Worten: »Ich bin sehr einverstanden mit dem, was Kollege Coradi eben gesagt hat. Niemand in diesem Raum ist verantwortlich für das schreckliche Attentat. Hingegen gibt es Hinweise darauf, dass die deutschen Nachrichtendienste Kenntnis hatten von Anschlagsplänen auf die Kanzlerin, die sie uns vorenthalten haben. Im Übrigen haben wir für diesen Besuch alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen – und das in Absprache mit den Deutschen. Dein

Weitere Kostenlose Bücher