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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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von den bisherigen Ermittlungen ausgeschlossen und wollte ab sofort federführend sein.
    »Dann veranlassen Sie bitte als Erstes ein Dementi«, sagte Flimm. »Dementieren Sie die Nachricht über eine Terrorgruppe Cookie & Co. Was? Nein, weder das BKA noch der BNDverfügen über entsprechende Hinweise. Jedenfalls über keine, mit denen wir derzeit hausieren gehen.«

    »Planet Tegel« nennen die Berliner ihre Justizvollzugsanstalt, die grösste in ganz Deutschland. 1571 Haftplätze, aber das Gefängnis ist mit Hunderten Insassen mehr belegt und die Atmosphäre generell so gereizt, dass die 850 Justizbeamten sehr vorsichtig sein müssen. Andreas Baader, der Bandenchef der Roten-Armee-Fraktion, sass hier, 1970, als Kaufhausbrandstifter, bis ihn Komplizen befreiten. »Was heute nicht mehr passieren könnte«, sagte Brack, und Auerbach zuckte die Schultern.
    Dreizehn Wachtürme, eine Mauer, fast eineinhalb Kilometer lang, Brack verspürte immer einen merkwürdigen Druck auf seiner Brust, wenn er hier zu tun hatte.

    Darwin Meixner stand allein im Verhörraum, den Rücken zum Einwegspiegel, durch den Jens Brack, Dexter Flimm und Kai Auerbach jetzt schauten. Aber Meixner, schlank, durchtrainiert, schüttere Haare, bewegte sich nicht.
    »Der Typ ist absolut ruhig«, sagte Brack. »Ich glaube, das wird nicht einfach. Hat er schon etwas gesagt?«
    Die beiden Verhörspezialisten von der Berliner Kripo schüttelten den Kopf.
    »Dann geh ich jetzt rein«, sagte Auerbach.

    »Gemäss Ihren Ausweispapieren heissen Sie Darwin Meixner. Ist das Ihr richtiger Name?«
    Meixner drehte sich um, und hinter dem Einwegspiegel zuckte Dexter Flimm zusammen. »Das ist Krohn! Verdammt noch mal, das ist Piet Krohn!« Auch Brack hatte ihn sofort erkannt – und Auerbach natürlich auch.
    »Piet Krohn. Leiter der Abteilung 4 desBundesnachrichtendienstes, bis vor zwei Jahren. Danach versetzt, dann haben Sie unseren Dienst verlassen. Herr Krohn, wir haben Sie am Flughafen nach einem anonymen Hinweis vorläufig festnehmen lassen. Wollen Sie sich dazu äussern?«
    »Sie stehen unter dem Verdacht, mitgewirkt zu haben am Terroranschlag auf die Säntisbahn. Wollen Sie dazu eine Erklärung abgeben?«
    »Sind Sie Mitglied einer Terrororganisation namens Cookie & Co?«
    »Herr Krohn, Sie sind ein Profi. Und weil das so ist, wissen Sie auch, dass Sie es ebenfalls mit Profis zu tun haben. Ich mache Ihnen nichts vor. Ich sage Ihnen nicht, dass es für Sie von Vorteil wäre, den Mund aufzumachen. Ich halte nur die Formalitäten ein und frage Sie noch einmal, ob Sie eine Aussage machen wollen.«
    »Herr Krohn, wir wissen, dass Sie sich die letzten Tage in St. Gallen in einer Wohnung aufgehalten haben, die von den Terroristen als Basis für ihren Anschlag benutzt wurde.«
    »Dann werden sich jetzt die Kollegen um Sie kümmern. DNA-Proben, das ganze Programm.«
    Dexter Flimm konnte sich nicht mehr zurückhalten. Als Verfassungsschutzchef Auerbach den Verhörraum verliess, stürmte er hinein.
    Noch nie war er von einem Menschen so hasserfüllt angeschaut worden. Er wartete ab, zündete sich eine Zigarette an. Die Minuten verstrichen, und hinter dem Spiegel beobachteten Brack und Auerbach einen wortlosen Machtkampf. Krohn, der ausgefuchste Geheimdienstler, ging mit ruhigen Schritten hin und her. Fünf Schritte hin, Drehung, fünf zurück. Nach einer halben Stunde sagte er, ohne Flimm anzuschauen: »Du bist ein Verräter, Flimm. Du bist eine Ratte. Und Ratten ekeln mich an.«
    »Piet, du hast dich selbst ins Abseits manövriert. Ich habe daraus nur die Konsequenzen gezogen. Sie waren unvermeidlich.«
    »Du hast unseren Dienst zerstört, Flimm. Weil du vom Ehrgeiz zerfressen bist.«
    »Und du hast das Leben von 25 Menschen ausgelöscht. Aus Rache.«
    »Du hast mich eliminiert, Flimm. Und du gibst das sogar zu. Sonst würdest du nicht mit dem Motiv Rache argumentieren. Im Übrigen bist du kein Profi. Du bist eine Ratte, die zu viele Akten gefressen hat.«
    »Krohn, machen wir es kurz, meine Zeit ist begrenzt. Hast du beim Attentat mitgewirkt? Hast du den Berliner Kripomann Schwarzer getötet? Hast du die Vermieterin der St. Galler Wohnung umgebracht? Bist du verantwortlich für den grössten Terroranschlag seit dem 11. September? Krohn, hast du den Verstand verloren?«
    »Mir geht es gut, Flimm.«
    Die beiden Männer standen jetzt so nah beisammen, dass Auerbach unruhig wurde. »Brack, die gehen sich an die Gurgel.«
    »Glaub ich nicht«, sagte Brack.
    In diesem

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