Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
letzten Jahres in Rom hatte ich mich auf die Aufgabe konzentriert, das al-Iksir zu finden, hatte ich versucht, mit Cesare für den kurzen Rest meines Lebens glücklich zu sein. Nicht einen Augenblick lang hatte ich mir Gedanken gemacht, was ich tun würde, wenn ich es wirklich fand.
Wie Cesare musste ich noch vor dem nächsten Konklave den Vatikan verlassen. In Rom wollte ich nicht bleiben. Aber wohin ich gehen wollte, wusste ich noch nicht. Vielleicht nach Venedig, um ein paar Monate in der Serenissima zu verbringen? Während des Winters konnte ich ein Schiff nach Alexandria nehmen, um nach den Spuren der antiken Biblioteca Alexandrina zu suchen …
Es war ein Spiel gewesen zwischen Guido und mir: meine Abreise nach Alexandria am folgenden Tag. Ich hatte die Reise von einem Tag auf den nächsten verschoben … O Guido! Wie schön war die Zeit in Urbino gewesen. So viel Glück! So viel Freude!
Ganz in Gedanken schlug ich Giovannis Notizbuch auf, aber die Skizze von Guido und mir als zwei Liebende in inniger Umarmung hatte ich herausgerissen und im Feuer des Athanors verbrannt. Nichts blieb mir von ihm – bis auf seinen Ring. Er lag noch immer zwischen den Seiten des Notizbuches, wo ich ihn hineingelegt hatte, als ich ihn vom Finger zog, um Guido zu vergessen. Ich hatte ihn nie vergessen, nicht einen Tag lang …
Ich nahm den Ring und steckte ihn ein.
Dann schlug ich Giovannis Notizbuch zu und legte es auf den Stapel der anderen alchemistischen Werke in der Büchertruhe. Es war wie ein letzter Abschied von meinem geliebten Giovanni, von Gerbert und Albertus und Thomas, die mir in den letzten Jahren gute Freunde geworden waren, von all den anderen, die mich auf meinem langen Weg begleitet haben. Ich schloss die Truhe und erhob mich. Dann packte ich sie an einem der Griffe und zog sie aus dem Laboratorium – sie war zu schwer, um sie anzuheben. Ein Diener eilte herbei, und ich befahl ihm, die Büchertruhe in den Palazzo Medici schaffen zu lassen. Er wartete, während ich eine Nachricht für Gianni auf ein Pergament kritzelte, dann verschwand er mit der Truhe, dem Brief und der großzügigen Entlohnung.
Ich schloss die Tür hinter ihm, lehnte mich dagegen und betrachtete mein Laboratorium. Den Athanor. Die Glasgefäße, Phiolen, Destillierkolben, Solvierschalen, Mörser. Und die Flaschen im Regal an der gegenüberliegenden Wand. Spagyrische Heilmittel, tödliche Gifte, Parfums, Griechisches Feuer. Das alles konnte ich nicht zurücklassen – es war zu gefährlich, wenn es bei der bevorstehenden Plünderung in die falschen Hände fiel.
Ich ergriff den Schürhaken, schlug auf die Fläschchen und Phiolen ein und riss sie aus dem Regal. Sie fielen zu Boden und zerbarsten. Das Griechische Feuer spritzte über die Steinplatten.
Dann trat ich einen Schritt zurück, entzündete das Feuer und betrachtete mein Werk. Die Flammen schlugen hoch bis zur Decke des Raumes, fraßen sich wie ein Feuer speiender Drache durch den Raum und verbrannten meine Vergangenheit.
Es war gefährlich im Laboratorium, aber ich wollte noch nicht gehen und die Tür für immer hinter mir zuschlagen. Ich wollte es sehen, hören, fühlen: das Feuer der Separatio.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Cesare stürmte atemlos in den Raum. »Was, zum Teufel, tust du?«, rief er erschrocken und zog mich aus dem Inferno der Flammen.
Diener drängten sich an uns vorbei, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Aber mit dem Wasser, mit dem sie das Griechische Feuer löschen wollten, entflammten sie es nur heißer und vernichtender. Alle Versuche, die lodernden Flammen zu ersticken, waren sinnlos. Es würde aufhören zu brennen, wenn es ausgebrannt war – nicht früher.
»Und was, zum Teufel, tust du hier?«, fragte ich Cesare, als er mich ein paar Schritte mit sich fortzog.
»Ich kann nicht länger hier im Vatikan bleiben. Die Kardinäle bereiten sich auf das Konklave vor und haben mich aufgefordert, den Palast zu verlassen. Ich war gerade beim Packen, als ich die aufgeregten Rufe der Diener hörte, es brenne im Laboratorium.« Ich sah ihm an, wie schwach er noch war, wie zittrig, und doch hatte er keinen Augenblick gezögert, um mich aus den Flammen zu retten.
Ich strich ihm zart über das Gesicht. »Wohin gehst du, Cesare?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich breche heute noch nach Nepi auf. Dort warte ich ab, bis das Konklave beendet ist. Und dann? Keine Ahnung. Wohin wirst du gehen?«
»Ich weiß noch nicht. Es gibt etwas, was ich
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