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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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musterte sie, offensichtlich erfreut über das, was er sah.
    »Das ist die Tochter des Grafen von Zornfleck, Brynn«, murmelte Wex.
    »Ist mir eine Ehre«, sagte Lothario lächelnd. »Mein Name ist Lothario, und dies ist mein zweiter Hauptmann, Fretter.« Er fixierte sie mit dunklen Augen.
    Brynn lächelte zurück, und einen Moment lang schienen die beiden alles um sich herum zu vergessen.
    »Wir müssen weiter«, beendete Fretter das Intermezzo. »Wir haben einen Auftrag zu erfüllen. Der Rest der Expedition wartet bereits auf uns, und wir haben schon einen halben Tag verloren.«
    »Wohin geht die Reise?«, fragte Brynn hastig. »Wenn ich das erfahren darf.«
    »In die Berge«, erklärte Wex knapp. »Ich reite mit ihnen.«
    Er wendete sein Pferd, und Brynn erblickte das Tuch, das er um den Rücken gebunden hatte. Das Ferkel darin strampelte und streckte den Kopf heraus.
    »Ah. Ich verstehe«, sagte Brynn mit einem Nicken. »Du versorgst die edlen Soldaten unterwegs mit Fleisch.« Sie versuchte, Bewunderung in ihre Stimme zu legen, doch Wex ließ sich zu keiner freundlichen Erwiderung hinreißen. Wortlos griff er über die Schulter und stopfte das Ferkel zurück in die Trageschlinge.
    »Nein. Ich werde nur jeden Tag ein bisschen von seinem Blut abzapfen. Es ist dick, lässt sich gut verteilen und gibt eine kräftige Farbe.«
    Brynn verzog das Gesicht, und Lothario lachte. »Er verwendet das Blut als Tinte«, erklärte er. »Dein Freund hier ist unser neuer Kartograph. Weißt du, was das ist?«
    »Ein Kartenzeichner?«
    »Oho! Was für ein schlaues Weib.«
    Brynn wirkte überrascht. Und beeindruckt. Wex überkam ein Gefühl von Stolz.
    »Ich werde für sie zeichnen.«
    »Natürlich«, sagte Brynn. »Aber warum reitet ihr in die Berge? Ist das nicht viel zu nahe am Schleier?«
    »Um eine vollständige Karte des gesamten Gebiets zu erstellen«, antwortete Lothario. »Wenn sie fertig ist, bringen wir sie zum Palast.«
    »Der Palast?« Brynn warf das Haar zurück und blinzelte Lothario mit langen Wimpern an. »Ich glaube, dort muss ich auch einmal wieder hin. Das letzte Mal liegt schon so lange zurück. Ich würde eine Eskorte brauchen …«
    Lothario warf Fretter einen fragenden Blick zu.
    »Nein«, erklärte er. »Wir können kein Mädchen im Kleid mitnehmen. Die Tochter eines Grafen, obendrein.«
    »Ich habe einen Reiserock«, entgegnete Brynn.
    »Habt Ihr auch ein gutes Pferd?«
    »Ich kann mir eins aussuchen. Der örtliche Pferdehändler ist recht gut auf mich zu sprechen.«
    »In der Tat«, brummte Wex.
    »Können wir einer edlen Dame wirklich einen so kleinen Gefallen abschlagen?«, fragte Lothario. »Wo bleibt da die Ritterlichkeit, Fret?«
    »Vor uns liegen zehn Tage harter Arbeit in unmittelbarer Nähe des Schleiers und in wenig höfischer Gesellschaft, bevor die Dame eins der Palastbetten auch nur zu Gesicht bekommt.« Er funkelte Lothario an, um keinen Zweifel daran zu lassen, was er von der Idee hielt.
    Lothario verdrehte die Augen. »Sicherlich ist ein guter zweiter Hauptmann in der Lage, eine Verwendung für so ein reizendes Dämchen zu finden.«
    Wex gefiel nicht, wie Lothario Brynn ansah. »Musst du nicht erst diesen Heiratsantrag ausschlagen, bevor du dich einfach so davonmachen kannst?«, platzte er unvermittelt heraus.
    Brynn schoss einen verärgerten Blick in seine Richtung und lachte gezwungen. »Welchen genau meinst du denn? Es sind so viele.«
    »Dieses Gerede über Freier ist müßig!«, erklärte Fretter mit fester Stimme. »Bei allem Respekt, meine Dame, wir müssen jetzt weiter. Ihr habt kein Pferd, keinen Reitrock und keine Aufgabe, die Ihr bei unserer Expedition erfüllen könntet. Bedaure. Ich bin sicher, Euer Vater ist in der Lage, eine Eskorte zusammenzustellen, die Euch zum Palast bringt.«
    Mit einem entschuldigenden Lächeln beugte Lothario sich den zwingenden Argumenten seines beflissenen zweiten Hauptmanns. Fretter wendete sein Pferd, und Lothario tat es ihm gleich.
    Wex war hin- und hergerissen. Mit Brynn von Zornfleck auf eine einwöchige Expedition in die Wälder zu gehen war eine aufregende Vorstellung. Aber nicht, wenn sie dabei Lotharios persönlicher Gast war. Da sollte sie lieber bei dem hässlichen alten Gavel bleiben.
    »Leb wohl, Brynn«, sagte Wex mit großer Geste und wendete sein Pferd. »Ich muss jetzt los, um den Schleier zu kartographieren. Vielleicht sehen wir uns ja in zehn Tagen wieder.«
    »Oder vielleicht auch nicht«, erwiderte sie.

4
    Wex folgte Lothario und

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