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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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ging an die Geldwechsler, bei denen er noch Schulden hatte, weitere hundert Morgen an einen Geschäftspartner aus einer bankrottgegangenen Pferdezucht. Der Rest, und das war das Erniedrigendste von allem, wurde dem Herzog Hynde zugesprochen, dem ranghöchsten Adligen in den nördlichen Gebieten Abrogans. Brynns Vater hatte ihn tödlich beleidigt, indem er bei der Hochzeit seiner Tochter Alta nicht erschienen war. Der ortsansässige Richter, ein Cousin von Hynde, hatte ihn der Obrigkeitsbeleidigung in besonders schwerem Fall für schuldig befunden und die verbliebenen Ländereien Herzog Hynde zugesprochen. Den von Zornflecks blieben nur noch ein fünf Morgen großes Fleckchen und das aus Steinen erbaute Familienanwesen, vor allem um den Schein zu wahren. Doch ohne die Pacht der Bauern ging auch das Geld schnell zur Neige. Weitere Besitztümer wurden verkauft, darunter Brynns Pony, und bald war von ihrer Adligkeit nur noch das »von« vor dem »Zornfleck« übrig.
    Und jetzt wollte Brynns Vater, so behauptete zumindest die geschwätzige Köchin, auch noch seine Tochter verkaufen.
    Wex hatte gerade die Schlachtreste auf die Straße gekippt. Er blickte auf und sah die Tochter des Grafen von Zornfleck, die anscheinend zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, um die dampfenden Fleischabfälle zu bemerken.
    »Heda!«, rief Wex, und als sie ihn weiter ignorierte, brüllte er: »Vorsicht!«
    Doch es gelang ihm lediglich, ihre Aufmerksamkeit für einen Augenblick von der Straße abzulenken. Verärgert schaute sie kurz auf und trat mitten in die breiigen Schweineinnereien, während Wex noch ganz hingerissen war vom Anblick des bezaubernden Mädchens in den bezaubernden Hermelinstiefeln.
    Brynn blieb wie angewurzelt stehen. Sie schaute nicht nach unten, sondern ließ den Blick stur auf Wex gerichtet, während sie mit einem schmatzenden Geräusch ihren Stiefel aus der Brühe zog. Er tropfte nur so von halb geronnenem Blut.
    In Brynns Gesicht spiegelten sich starke Gefühle wider, aber Wex vermochte nicht zu sagen, welche. Wut vielleicht? Er wartete darauf, dass sie ihn anschreien würde. Ihr Vater war der Graf von Zornfleck, und wenn sie wütend auf Wex war, würde das Konsequenzen haben. Auf Schweinefleisch könnte eine höhere Steuer erhoben werden, oder ihre Familie könnte ab jetzt woanders einkaufen. Wex bereitete sich gedanklich auf diese und andere Möglichkeiten vor, aber anstatt ihn anzuschreien, brach Brynn in Tränen aus. Damit hatte Wex nicht gerechnet. Er blickte sich kurz um, ob irgendjemand in Sichtweite war.
    »Brynn …?« Er probierte es mit ihrem Vornamen. Sie war erst siebzehn, so alt wie er selbst und damit noch nicht alt genug, um mit »Dame von Zornfleck« oder gar »Gräfin« angesprochen zu werden. Außerdem war Wex mit ihr aufgewachsen. Sie mochten vielleicht nur ein- oder zweimal miteinander gespielt haben, aber Wex fand diese lockere Form der Anrede dennoch angemessen.
    »Lass mich in Ruhe …«, stammelte Brynn und schaute weg.
    »Komm doch rein«, bot Wex an. »Ich werde deinen Stiefel saubermachen. Mit kaltem Wasser lässt sich Schweineblut gut abwaschen, aber man muss schnell machen.« Vorsichtig legte er ihr eine Hand auf die Schulter, und sie ließ sich von ihm ins Haus führen.
    Wex schob Brynn in das bescheidene, strohgedeckte Haus, in dem bereits eine Wanne voll sauberen Wassers für ein Bad bereitstand. Er bot ihr eine einfache Holzbank als Sitzgelegenheit an, kniete sich hin und zog dem schniefenden Mädchen den verdreckten Stiefel aus. Es ging ganz leicht, und Brynn ließ es geschehen. Sie war vollkommen versunken in ihrem Elend.
    Welches Mädchen regt sich denn derart über einen schmutzigen Stiefel auf? , fragte sich Wex. Die mit schlanken Füßen , wie ihm sogleich auffiel, und nicht einer einzigen Blase daran . Die ein sorgloses Leben in einem großen Steinhaus außerhalb der Stadt führen . Wex hockte da, Brynns nackten Fuß in der Hand. Etwas Derartiges hätte er sich bis vor einer Stunde nicht einmal vorzustellen gewagt.
    Als würde Brynn erst jetzt bemerken, dass er ihre Haut berührte, blickte sie ihn durch einen Schleier blonder Haare wie vom Donner gerührt an.
    Wex ließ den Fuß los, der mit einem dumpfen Knall auf den Dielenboden schlug. »Verzeih«, sagte er. »Ich mache mich wohl besser an die Arbeit.« Er griff sich den Stiefel und drehte sich nach der Wanne um.
    »Ich heirate in fünf Tagen«, erklärte Brynn unvermittelt. »Es ist bereits alles

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