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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Ich muss das hier fertigmachen«, sagte sie.
    Inigo nickte, ging wieder zu seinem Schreibtisch und zog sich an, um nach draußen zu gehen. Jude konnte nicht anders, als fasziniert zu beobachten, wie er seine Tweedjacke über die passende Weste gleiten ließ, den Füllfederhalter in die Brusttasche steckte, die Seidenkrawatte zurechtrückte und sich mit den Fingern das Haar glatt strich, das noch immer so blond war wie bei einem Schuljungen. Es war eine Art Ritual.
    »Was Wichtiges vor, Inigo?«
    Er quittierte ihre Frage mit einem zufriedenen Lächeln. »Ich bin mit Lord Madingsfield im Chez Gerard verabredet«, flüsterte er und tippte sich an den Nasenflügel, um anzudeuten, dass es sich um vertrauliche Geschäfte handelte.
    »Schon wieder Lord Madingsfield?«, fragte sie überrascht. »Na dann, viel Spaß.« Jude wandte sich wieder ihrer Tastatur zu. Seit Monaten bereits kroch Inigo vor dem reichen Sammler auf den Knien herum. Insgeheim war Jude überzeugt, dass der gerissene alte Aristokrat ihn an der Nase herumführte.
    »Wir befinden uns gerade in einer ziemlich heiklen Verhandlungsphase«, sagte Inigo und schürzte seine engelsgleichen Lippen, als wäre es unter seiner Würde, an Spaß auch nur zu denken.
    Jude wechselte einen ironisch-beeindruckten Blick mit Suri, die ihr am selben Schreibtisch gegenübersaß und als Volontärin in der Katalogerstellung arbeitete. Suri sah rasch wieder auf ihre Arbeit hinunter, aber Jude konnte sehen, wie ihre Schultern vor unterdrücktem Lachen zitterten. Inigo nahm alles im Leben zu ernst, am meisten aber sich selbst. Er schloss die Schubladen seines Schreibtisches ab, griff nach seiner handgefertigten ledernen Aktentasche und machte sich auf den Weg. Die Freigabetaste an der Tür zur Eingangshalle betätigte er mit der üblichen umständlichen Geste. Durch das Glas beobachteten die Frauen, wie er mehrmals heftig auf den Fahrstuhlknopf drückte. Die elegante Erscheinung wirkte so zappelig wie ein Hund mit einem Floh. Erst als der Fahrstuhl ankam und ihn verschluckte, ließen die beiden Frauen ihrem Gelächter freien Lauf.
    »Was er wohl sagen würde, wenn er sich in einem Video sehen könnte?«, brachte Suri zwischen ihrem Gekicher hervor. Sie stand auf, rückte die Spange in ihrem glänzenden schwarzen Haar zurecht und schwang sich die Handtasche über die Schulter.
    »Der arme Kerl, bestimmt würde er sich verlieben«, sagte Jude, während sie tippte. »Lass es dir schmecken.«
    »Soll ich dir was mitbringen?«, fragte Suri. »Ich komme bei ›Clooney’s‹ vorbei, falls du ein Sandwich willst.«
    »Danke, ich komm schon klar«, erwiderte Jude und lächelte Suri an. »Ich bring den schlimmsten Teil von diesem Manuskript hinter mich, dann schlüpf ich vielleicht selbst noch raus.«
    Als Suri weg war, trank Jude einen Schluck Mineralwasser aus der Flasche, die sie unter dem Schreibtisch versteckt hatte. Das Mittagessen musste ausfallen. Es gab zu viel zu tun. Außerdem war ihre neue Hose am Bund zu eng, und sie konnte nicht riskieren, dass die Knöpfe heute beim Abendessen absprangen.
    Sie nahm einen muffigen Band vom ersten Stapel, untersuchte ihn schnell und legte ihn auf dem zweiten ab. Kalbslederband, schrieb sie, rebacked mit echten Bünden. Buchdeckel mit Blindprägung. Gutes, sauberes Exemplar eines bedeutenden zeitgenössischen Werkes.
    In diesem Moment schlug die Hand des Schicksals zu.
    Das Telefon auf Inigos Schreibtisch schrillte, und das Geräusch bohrte sich in ihre Konzentration, hartnäckig, wichtigtuerisch wie sein Besitzer. Sie starrte auf den Apparat, wollte ihn zum Schweigen bringen. Bestimmt rief eine zittrige liebenswürdige alte Dame an, die darauf hoffte, mit ihrer Agatha-Christie-Sammlung voller Eselsohren ein Vermögen zu machen. Oder ein rechthaberischer Antiquariatsbuchhändler, der eine Privataudienz verlangte. Reine Zeitverschwendung. Es klingelte acht Mal, wechselte dann auf Suris Apparat und klingelte wieder acht Mal, bevor der Anrufbeantworter ansprang. Jude riss den Hörer ihres eigenen Telefons hoch und drückte auf den Knopf.
    »Bücher und Manuskripte, guten Tag.«
    »Inigo Selbourne, bitte«, erwiderte eine vornehme männliche Stimme.
    »Er ist leider gerade zu Tisch«, sagte Jude, und für den Fall, dass der Anrufer sie für Inigos Sekretärin hielt, was entmutigend oft passierte, fügte sie hinzu: »Ich bin Jude Gower, ebenfalls Taxatorin. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Wenn Sie so freundlich wären. Mein Name ist Wickham. Ich

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