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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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dir, Katie?«, fragte er.
    »Nichts.«
    »Es war nur ein Kuss. Mehr nicht.«
    »Aber du hast jemanden getötet.«
    »Ist das der Grund, weshalb du mir aus dem Weg gehst?«
    »Ja. Mit einem Mörder will ich nichts zu tun haben.«
    Sie spürte, wie er erstarrte.
    Dabei wusste er genauso gut wie sie, dass die Dinge nicht so einfach lagen.
    Nicht mehr.
    Aber sich mit Paul einzulassen – das war etwas, was völlig unmöglich war.
    Sie hatte Sebastien dreimal besucht und jedes Mal hatte er sie aus diesen starren Augen angesehen. Seitdem verfolgten sie sie überallhin. Und sie wusste, was es bedeutete. Er, Sebastien, hatte das Leben vielleicht losgelassen. Aber nicht sie, nicht Katie.
    Er hielt sie fest und sei es auch nur mit seinem Blick und mit seinen letzten Worten. Denn als sie unten angekommen war, bei ihm, am Fuß des Brückenpfeilers, da war er noch bei Bewusstsein gewesen, fast, als hätte er auf sie gewartet. Und seine letzten Worte waren gewesen: »Lass mich nicht allein.«
    Eine kalte Windböe fuhr Katie über das Haar, und als sie sich umdrehte, war Paul verschwunden.

    Katies Schlaf wurde von einem Geräusch gestört, das ihr vertraut war und sie dennoch irritierte. Irgendetwas passte hier nicht zusammen. Vielleicht war sie einfach noch in einem absurden Traum gefangen, jedenfalls klang es, als ob sich ein Hubschrauber näherte. Über dem Penthouse ihrer Eltern im Washingtoner Regierungsviertel hatten ständig Hubschrauber gekreist. Mehr Hubschrauber als Vögel hatten sie und Sebastien immer gescherzt. Jedenfalls war Katie in ihrer Kindheit besser bewacht gewesen, als es in einem Hochsicherheitstrakt der Fall gewesen wäre.
    Bewacht, dachte sie, nicht behütet.
    Die schäbige Matratze unter ihr, die Geräusche um sie herum – nein, sie lag weder in ihrem Zimmer in D.C. noch befand sie sich in ihrem Bett im Grace College. Egal, wie seltsam das Gefühl auch war, Katie empfand nur eines, als sie die Augen aufschlug – und das war Erleichterung.
    Erleichterung, obwohl sie die Nacht über jeden einzelnen Knochen im Leib gespürt hatte.
    Das grelle Licht der Sonne traf sie wie ein Laserstrahl. Plötzlich hellwach richtete sie sich auf und sah sich um. Juli-as Schlafsack neben ihr war leer und dahinter, da wo Paul geschlafen hatte, lag nicht einmal mehr sein Schlafsack.
    Dafür drangen aufgeregte Stimmen zu ihr nach oben. Hastige Schritte. Klappern. Stühle wurden gerückt. Eine Tür schlug zu. Jemand rief etwas.
    Und das Rattern des Helikopters wurde zunehmend lauter. Wie spät war es?
    Zu spät!
    Verflucht. Sie hatten früh nach Fields aufbrechen wollen. Paul hatte versprochen, sie zu wecken, sobald die Sonne aufgegangen war. Nun – die Sonne war aufgegangen. Und wie!
    Katie wühlte sich aus dem Schlafsack und rannte im T-Shirt die Treppe nach unten. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass der Raum leer war. Die Tür stand offen und Katie lief auf bloßen Füßen nach draußen, wo sie auf David und Julia traf, die laut rufend in die Luft sprangen, winkten und sich anschließend in die Arme fielen.
    Und dann sah Katie einen Hubschrauber über dem Dach der Hütte direkt auf sie zukommen. Der Pilot senkte die Maschine über ihren Köpfen und machte sich daran, etwas abseits von ihnen im Geröllfeld neben der Hütte zu landen.
    Und dieser Moment war so – überwältigend, dass auch Katie nicht anders konnte, als immer wieder zu schreien: »Hier! Hier sind wir!«
    Als hätte der Pilot sie nicht bereits gesehen. Drei Verrückte in Unterwäsche, die nicht aufhörten, in die Luft zu springen.
    »Ich wusste es. Ich wusste es einfach. Chris und Ben haben uns nicht im Stich gelassen!« Julia strahlte. »Siehst du, sie haben einen Hubschrauber geschickt.«
    Katie schüttelte den Kopf. Schon war Julia wieder drauf und dran, alles, was Chris getan hatte, zu verzeihen. Aber was sollte es – in diesem Moment spielte das keine Rolle. Auch ihr fiel eine Last von den Schultern. Sie hatte die anderen dazu gebracht, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und – das hatte sie ans Limit gebracht. In jeder Beziehung. Doch sie hatte es auch geschafft, sie wieder von diesem verfluchten Berg herunterzubringen.
    Ihr Blick ging hinüber zum Ghost, dessen weiße Kuppe in der Sonne glänzte. Und ihr Blick suchte den steil aufragenden Felsgrat, den sie gestern hochgestiegen war.
    »Wir haben es geschafft, Leute!«, versuchte sie, den Lärm des Hubschraubers zu übertönen, doch es gelang ihr nicht. Sie sah nur Davids breites Grinsen und

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