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Die Katastrophe

Die Katastrophe

Titel: Die Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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das wusste sie auch. Sie würden ihn nur ohne Anas Führung nicht finden. »Ist der etwa auf deiner Superkarte eingezeichnet?«, fragte sie sarkastisch.
    Paul zuckte mit den Schultern. »Ihr habt es immer noch nicht verstanden, oder?«
    »Was?«
    »Diese Karte ist über dreißig Jahre alt...«
    Als Katie etwas sagen wollte, hob Paul die Hand. »Und ich habe sie in Fields entdeckt. Die letzte Originalkarte aus den Siebzigern, versteht ihr?«
    Katie dachte an den Brustbeutel, den sie unter ihren Kleidern trug. Noch immer hatte sie den anderen nichts von der mumifizierten Leiche in der Gletscherspalte erzählt. Und noch immer war sie sich nicht sicher, ob sie auf einen der verschollenen Studenten von damals gestoßen war.
    Jetzt wäre der Moment, es ihnen zu sagen, dachte sie.
    Aber sie konnte nicht. Sie konnte einfach nicht. Nicht, solange sie den Inhalt des Beutels nicht kannte. Vielleicht würde sie dort einen Hinweis darauf finden, warum ihre Mutter auf diesem Foto gewesen war. Irgendeine Erklärung.
    Eine Erklärung auch für das, was sie an der Leiche in der Gletscherhöhle entdeckt hatte? Das Schrecklichste, Grausamste, was sie je gesehen hatte?
    Julia schien die Sache mit der Karte keine Ruhe zu lassen. »Wenn es die Originalkarte ist, warum ist sie dann so fehlerhaft?«, fragte sie. »Ist sie so etwas wie eine Fälschung?«
    Paul schüttelte den Kopf. »Geografisch scheint es sich um das Tal zu handeln. Die Größe und die Lage des Sees. Das Panorama der Berge. Sogar das Collegegebäude. Es stimmt alles überein. Und...« Paul zog die Karte aus der hinteren Hosentasche. »Und auf der Rückseite, seht ihr, da steht auch das Druckjahr. 1972. Aber es fehlt die Hälfte. Und die Namen...«
    »Was ist mit den Namen?«
    »Alles heißt heute anders. Der Ghost zum Beispiel. Auf der Karte heißt er Blue Mind und die Nebengipfel White Soul und Black Spirit. Und der Name des Sees lautet nicht Lake Mirror, sondern Lake Solomon. Wie auch die Schule Solomon College hieß. Welchen Grund gibt es, eine ganze Landschaft umzubenennen?«
    Das Licht der Kerze flackerte, als ob ein plötzlicher Luftzug durch den Raum wehte, und Katie fröstelte. Ja, das alles war ein Geheimnis, aber seine Auflösung musste warten. Wichtig war jetzt nur, dass der Weg nach Fields auf dieser verdammten Karte eingezeichnet war. Wichtig war jetzt nur, Ana in ein Krankenhaus zu schaffen.
    »Ich steige morgen früh mit Paul ab. Julia und David, ihr bleibt bei Ana, bis Hilfe eintrifft.«
    Katie erhob sich und bewegte sich in Richtung Tür. Als sie sie öffnete, starrte sie wie gebannt in die Nacht. Über ihr breitete sich ein Sternenhimmel aus, wie sie ihn noch nie in ihrem Leben gesehen hatte.
    Samtschwarz war er und im Licht der Sterne überkam sie mit einem Mal solch eine Sehnsucht, dass sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog.
    Sebastien fehlte ihr.
    Er fehlte ihr so sehr.
    Aber sie konnte nicht darüber reden. Hatte es nie versucht. Auch nicht mit Mr Lebkowski, dem Psychologen. Was hätte sie auch sagen sollen?
    Ja, sie gab sich selbst die Verantwortung. Nicht aus dem Grund, den die Zeitungen geschrieben hatten, die Klatschreporter, die sich wie Hyänen auf die Tatsache gestürzt hatten, dass der Sohn des französischen Botschafters auf so spektakuläre Art verunglückt war, während seine Freundin, die bildhübsche und hochbegabte Tochter dieses smarten Politikers aus dem Außenministerium, nicht auf den Gedanken gekommen war, Hilfe zu holen.
    Nein, der Grund war ein anderer. Sie hatte den Aufprall gehört – den Schlag gegen den Brückenpfeiler, aber sie hatte nicht begriffen, dass es sich um Sebastien handelte. Hatte es auch dann nicht begriffen, als nur noch die Stille ihr antwortete.
    Sie hatte das getan, was sie noch immer tat. Sie war auf die Suche nach Sebastien gegangen. Bis heute hatte sie ihn nicht gefunden.
    Der Junge, der in diesem Bett in dem teuren Privatsanatorium lag, mit all diesen Schläuchen, das war nicht Sebastien. Das war nur seine Hülle. Lediglich seine Mutter sagte, er sei am Leben, solange sein Herz schlug.
    Aber es war gelogen.
    Sebastiens Seele war schon längst irgendwo dort draußen, vielleicht war er eine der Sternschnuppen, die in dieser Sekunde vom Himmel fiel. Ja, es wäre schön, daran glauben zu können, aber Katie gelang es nicht ganz. Sie war einfach nicht der Typ für solche Sentimentalitäten.
    Und dann spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie fühlte genau, dass Paul hinter ihr stand.
    »Was ist nur los mit

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