Die Kathedrale der Ketzerin
den
geschichtlichen Fakten habe ich nicht gerüttelt, nur natürlich manches
ausgeschmückt. Und sehr viele wichtige Persönlichkeiten und Ereignisse – vor
allem jene, die den Zwist mit England betreffen – unerwähnt lassen müssen, weil
dies sonst den Rahmen der Geschichte gesprengt hätte. Blankas Reise nach Rom
habe ich – wie auch die Person der Lisette – erfunden, nicht aber die Tatsache,
dass sie ein heimliches Gelübde abgelegt hat, von dem sie der Papst später
befreite. Historiker grübeln heute noch darüber nach, um was es dabei gegangen
sein mag. Als Romanautorin habe ich darauf eine Antwort gefunden.
Der Beweis, dass Theobald König Ludwig vergiftet hat, ist nie
erbracht worden, das Gerücht aber hält sich hartnäckig seit Jahrhunderten.
Unstrittig ist seine ungeheuerliche Verehrung für Blanka, die er in zahlreichen
Liedern dokumentiert hat. Sein ganzes Werk, dem Dante übrigens Tribut zollte,
wurde 1851 von Prosper Tarbé in der altfranzösischen Originalsprache
veröffentlicht, zusammen mit einem ausführlichen Text über Herkunft, Leben und
Taten des Grafen von Champagne und über seine Beziehung zu Blanka von
Kastilien. Ich habe die Übersetzung einiger seiner Verse manchen Kapiteln
vorangestellt, mir aber erlaubt, die Gedichte im Roman nach dem Muster
höfischer Lyrik selbst zu verfassen. Der von ihm gestaltete Vertrag von
Paris/Meaux gilt auch heute noch als juristisches Meisterwerk. »Und das in
einer Zeit, in der die verschiedenen Fragen meist ohne große Logik und ziemlich
verworren abgehandelt werden«, schreibt Régine Pernoud in ihrer großartigen
Blanka-Biografie Herrscherin
in bewegter Zeit .
Als König von Navarra starb Theobald im Jahr 1253, ein halbes Jahr
nach der von ihm so feurig verehrten Blanka. Die übrigens bis zu ihrem Tod allein
regierte, ohne Kronrat oder andere Institution. Und eigentlich auch ohne ihren
Sohn, den König. Wie der Historiker Gerd Treffer schreibt: »In der Praxis
wird Ludwig der Vormundschaft seiner Mutter erst durch ihren Tod entrinnen.«
Blanka soll übrigens eine grauenhafte Schwiegermutter gewesen sein.
Über eine Liebesbeziehung zwischen ihr und Raimund VII . von Toulouse gibt es historische Gerüchte zuhauf, aber
keinerlei Belege. Außerdem wurde ihr ein Liebesverhältnis mit dem päpstlichen
Legaten Frangipani nachgesagt, was ich aber angesichts ihrer gut belegten
Frömmigkeit für unwahrscheinlich halte und daher nicht aufgegriffen habe.
Raimund wird seinem Kreuzzugs-Gelübde erst im Jahr 1249 nachkommen, stirbt
jedoch auf dem Hinweg. Die Ehe seiner Tochter Johanna mit Prinz Alfons galt als
glücklich, blieb aber kinderlos.
Die geheimnisumwitterte alte Königin Ingeborg stirbt 1236 in
Corbeil, wo sie auch bestattet wird.
Über die Katharer ist viel geschrieben und spekuliert worden,
wiewohl sie selbst kaum schriftliche Zeugnisse hinterlassen haben. Den
umfassendsten Einblick in ihren Glauben und Alltag bietet ausgerechnet ihr
ärgster Feind: Die Inquisition hat penibel Protokoll über die Prozesse
geführt. Ich verweise jeden, der mehr über diese Glaubensgemeinschaft wissen
will, auf die Bibliografie am Ende dieses Romans. Derzeit erleben die Katharer
gewissermaßen eine Renaissance, wie ich auf meiner Reise durchs Languedoc
feststellen konnte, wo mich überall auf Schildern das Land der Katharer grüßte. An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner alten Schulfreundin Sabine
Stenger bedanken, die in Carcassonne lebt und mir viele nützliche Hinweise
gegeben hat. Dank gebührt auch meinen Freunden Brigitte Ahrens und Thomas
Augustin, mit denen wir durch das Languedoc gereist sind und ein
unvergessliches Gewitter im Schutz der Burgruine des Montségur erlebt haben.
Ich danke auch Claude-Cyrill Laurent, der die erste Fassung des Manuskripts
gelesen und nicht nur gewisse geografische Unstimmigkeiten richtig gestellt,
sondern mir auch den Unterschied zwischen einem Troubadour und einem Trouvère
erläutert hat (siehe Glossar). Dank auch an Roswitha Follmann, die alles über
die Garderobe des Mittelalters weiß, an Juliane Weidener für den Machandelbaum
und an Gisela Leuer, die sich in Religionen aller Art bestens auskennt und mich
beim Schreiben angefeuert hat. Natürlich gebührt meinen beiden Lektorinnen
Christine Neumann und Anja Rüdiger ebenfalls Dank. Aber vor allem möchte ich
mich bei meinem Lebenspartner Michael bedanken. Ohne seinen unermüdlichen
Ansporn, seine Kritik, seine fundierten Ratschläge, seine Begeisterung für
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