Die Kathedrale des Meeres
der Junge weiter. »Deine Frau wehrte sich und schrie … Ich habe es gesehen, ich war in der Schmiede.« Er deutete auf einen Spalt in der Bretterwand. »Aber der Verwalter ist sehr kräftig … Als er fertig war, kam der Herr in Begleitung einiger Soldaten herein. Deine Frau lag auf dem Boden, und der Herr begann, über sie zu lachen. Dann lachten alle. Von da an warteten jedes Mal neben der Tür die Soldaten darauf, dass deine Frau herauskam, um deinen Sohn zu stillen. Sie konnte sich nicht wehren. Seit einigen Tagen kommt sie kaum noch. Die Soldaten … sie fallen über sie her, sobald sie Doña Caterinas Gemächer verlässt. Sie schafft es nicht mal mehr bis hierher. Manchmal sieht der Herr sie, aber er lacht nur.«
Ohne zu überlegen, hob Bernat sein Hemd und schob den kleinen Körper seines Sohnes darunter. Dann verbarg er die Ausbuchtung hinter dem Brot, das ihm verblieben war. Der Kleine bewegte sich nicht. Der Schmiedelehrling sprang auf, als Bernat zur Tür ging.
»Der Herr hat es verboten. Du kannst nicht einfach …!«
»Lass mich vorbei, Junge!«
Der Bursche versuchte, ihm zuvorzukommen. Bernat hatte keinen Zweifel daran. Während er mit einer Hand das Brot und den kleinen Arnau festhielt, ergriff er mit der anderen eine Eisenstange, die an der Wand lehnte, und drehte sich unerwartet um. Die Stange traf den Jungen am Kopf, als er gerade aus dem Verschlag schlüpfen wollte. Er fiel zu Boden, ohne dass ihm die Zeit blieb, ein Wort zu sagen. Bernat sah nicht einmal hin. Er ging einfach hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
Es war leicht, die Burg Llorenç de Belleras zu verlassen. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass Bernat unter dem Brotlaib den geschundenen Körper seines Sohnes trug. Erst als er vor dem Burgtor stand, dachte er an Francesca und die Soldaten. In seiner Wut machte er ihr Vorwürfe, weil sie nicht versucht hatte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, ihn vor der Gefahr zu warnen, in der sich ihr Kind befand, dass sie nicht um Arnau gekämpft hatte … Bernat drückte den Körper seines Sohnes an sich und dachte an all die Zeit, die er untätig gewesen war, während Arnau auf ein paar elenden Holzplanken den Tod erwartete.
Wie lange würden sie brauchen, um den Jungen zu finden, den er niedergeschlagen hatte? Ob er tot war? Hatte er die Tür des Verschlags hinter sich geschlossen? Unzählige Fragen schossen Bernat durch den Kopf, während er zu seinem Hof zurückging. Ja, er hatte sie geschlossen, er erinnerte sich vage daran.
Als er um die erste Kehre des Serpentinenpfades bog, der zur Burg hinaufführte, und diese aus der Sicht verschwand, holte Bernat seinen Sohn hervor. Seine stumpfen Augen blickten ins Leere. Er war leichter als der Brotlaib! Seine Ärmchen und Beinchen … Bernat schluckte schwer. Tränen traten ihm in die Augen. Er sagte sich, dass dies nicht der Moment war, um zu weinen. Er wusste, dass sie ihn verfolgen würden, dass sie die Hunde auf ihn hetzen würden, aber … Was nützte es zu fliehen, wenn das Kind nicht überlebte? Bernat verließ den Weg und versteckte sich in einem Gebüsch. Er kniete nieder, legte das Brot hin und nahm Arnau in beide Hände, um ihn vor sein Gesicht zu halten. Das Kind lag hilflos vor seinen Augen, sein Köpfchen fiel zur Seite. »Arnau!«, flüsterte Bernat. Er schüttelte ihn sanft, immer und immer wieder. Seine kleinen Äuglein bewegten sich, um ihn anzusehen. Mit tränenüberströmtem Gesicht stellte Bernat fest, dass das Kind nicht einmal die Kraft hatte zu weinen. Er legte sich das Bündel auf den Arm, zerkrümelte ein wenig Brot, befeuchtete es mit Speichel und hielt es dem Kleinen vor den Mund. Arnau reagierte nicht, aber Bernat versuchte es geduldig immer wieder, bis es ihm schließlich gelang, das Brot in den winzigen Mund zu schieben. Er wartete ab. »Iss, mein Sohn«, bat er ihn. Bernats Lippen bebten, als sich Arnaus Kehle fast unmerklich zusammenzog. Er zerkrümelte noch mehr Brot und wiederholte den Vorgang. Arnau schluckte noch siebenmal.
»Wir schaffen das«, sagte er zu ihm. »Ich verspreche es dir.«
Bernat ging auf den Weg zurück. Alles blieb ruhig. Mit Sicherheit hatten sie den Jungen noch nicht entdeckt. Andernfalls hätte er Lärm gehört. Für einen Augenblick dachte er an Llorenç de Bellera, grausam, niederträchtig und gnadenlos, wie er war. Welche Befriedigung würde es ihm verschaffen, einen Estanyol zu jagen!
»Wir schaffen das, Arnau«, sagte er erneut und lief zum Gehöft.
Er sah
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