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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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doch. Im Haus ist sie schon …«
    »Warum bist du dann nicht bei ihr?«
    Der schmutzige Junge gab keine Antwort.
    »Ist sie krank?«, fragte Arnau weiter.
    Der andere schüttelte den Kopf. »Nein. Es geht ihr gut.«
    »Was dann?« Arnau ließ nicht locker.
    Der Junge sah ihn traurig an. Er biss sich ein paar Mal auf die Lippen, dann fasste er einen Entschluss. »Los«, sagte er und zog Arnau am Ärmel. »Komm mit.«
    Der unbekannte Junge flitzte in einem Tempo davon, das man dem kleinen Burschen gar nicht zugetraut hätte. Arnau heftete sich an seine Fersen und versuchte, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, was ihm nicht schwerfiel, solange sie sich in dem offenen, übersichtlichen Töpferviertel befanden. Doch je weiter sie nach Barcelona hineinkamen, desto schwieriger wurde es. Die engen Gassen der Stadt mit all ihren Menschen und den zahllosen Verkaufsständen wurden zu wahren Trichtern, die ein Durchkommen nahezu unmöglich machten.
    Arnau wusste nicht, wo er sich befand, aber darum machte er sich keine Gedanken. Sein einziges Ziel war es, den flinken, wendigen Jungen nicht aus den Augen zu verlieren, der durch die Menschenmenge und an den Markständen vorbeischlüpfte, sehr zum Ärgernis des einen oder anderen. Arnau, der nicht so geschickt darin war, den Passanten auszuweichen, musste den Unmut ausbaden, den der Junge in seinem Kielwasser hinterließ, und wütende Rufe und Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Einer verpasste ihm einen Schubs, ein anderer versuchte ihn am Hemd zu packen, doch Arnau riss sich von beiden los, verlor dabei allerdings seinen Führer aus den Augen und stand plötzlich alleine an einem großen, belebten Platz.
    Er kannte diesen Platz. Er war schon einmal mit seinem Vater dort gewesen. »Das ist die Plaza del Blat«, hatte dieser gesagt. »Das Herz von Barcelona. Siehst du den Stein dort in der Mitte des Platzes?« Arnau hatte dorthin geschaut, wohin sein Vater zeigte. »Dieser Stein bedeutet, dass sich die Stadt von hier aus in ihre Viertel aufteilt: Mar, Framenors, Pi, La Salada oder Sant Pere.« Arnau betrat den Platz von der Straße der Seidenhändler her. Vor dem Portal des Palasts des Stadtrichters stehend, versuchte er, die Gestalt des schmutzigen Jungen ausfindig zu machen. Doch die Menschenmassen auf dem Platz hinderten ihn daran. Neben dem Portal befand sich der größte Schlachthof der Stadt, auf der anderen Seite wurde an mehreren Ständen frisches Brot verkauft. Arnau versuchte angestrengt, den kleinen Jungen zwischen den steinernen Bänken zu beiden Seiten des Platzes auszumachen, an denen sich die Bürger entlangschoben. »Das ist der Getreidemarkt«, hatte ihm Bernat erklärt. »Auf der einen Seite dieser Bänke dort verkaufen die Zwischenhändler und Händler der Stadt ihr Getreide, und auf der anderen Seite bieten die Bauern, die in die Stadt kommen, um ihre Ernte zu verkaufen, ihre Ware feil.« Arnau konnte den schmutzigen Jungen, der ihn hierher gelockt hatte, weder auf der einen noch auf der anderen Seite entdecken und auch nicht zwischen den Menschen, die um die Preise feilschten oder Getreide kauften.
    Während Arnau dastand und versuchte, den Jungen ausfindig zu machen, wurde er von der Menge weitergeschoben, die auf den Platz strömte. Er wollte dem Strom entgehen, indem er sich zu den Brotständen stellte, aber als er mit dem Rücken gegen einen der Tische stieß, erhielt er eine schmerzhafte Kopfnuss.
    »Hau ab, du Rotzlöffel!«, schrie ihn der Brotverkäufer an.
    Arnau verschwand erneut in der lärmenden Menschenmenge des Marktes, ohne zu wissen, wohin. Er wurde hin und her geschoben von Leuten, die viel größer waren als er und ihn gar nicht bemerkten, weil sie mit Getreidesäcken beladen waren.
    Arnau war den Tränen nahe, als plötzlich wie aus dem Nichts das verschmitzte, schmutzige Gesicht des Jungen auftauchte, den er durch halb Barcelona verfolgt hatte.
    »Was stehst du hier herum?«, fragte der Kleine, wobei er die Stimme erhob, um sich bemerkbar zu machen.
    Arnau antwortete nicht. Diesmal klammerte er sich an dem Hemd des Jungen fest und ließ sich über den ganzen Platz bis in die Calle Bòria schleifen. Durch diese gelangten sie in das Viertel der Kesselflicker. In den engen Gassen hallte das Hämmern auf Kupfer und Eisen wider. Jetzt rannten sie nicht mehr. Erschöpft nötigte Arnau, der immer noch den Hemdsärmel des Jungen umklammert hielt, seinen unaufmerksamen und ungeduldigen Führer, seine Schritte zu verlangsamen.
    »Hier wohne

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