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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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wie er mit verlorenem Blick auf dem Strohsack kauerte. »Ich habe jahrelang hart gearbeitet, um …«
    »So war die Abmachung«, fiel ihm Grau ins Wort, »und du hast sie akzeptiert. Damals war sie in deinem Interesse.«
    »Mag sein«, gab Bernat zu, »aber ich habe mich nicht als Sklave verkauft, und jetzt ist sie nicht mehr in meinem Interesse.«
    »Vergessen wir das mit der Gnade. Ich glaube nicht, dass du irgendwo in der Stadt Arbeit finden wirst, schon gar nicht, wenn du nicht nachweisen kannst, dass du ein freier Bürger bist. Ohne dieses Dokument wird man dich nur ausbeuten. Weißt du, wie viele unfreie Bauern hier herumlaufen, ohne Kinder am Bein, die bereit sind, umsonst zu arbeiten, nur um ein Jahr und einen Tag in Barcelona bleiben zu können? Du kannst nicht mit ihnen konkurrieren. Noch bevor du den Bürgerbrief erhalten hast, wirst du verhungert sein. Du oder dein Sohn. Und trotz allem, was vorgefallen ist, können wir nicht zulassen, dass den kleinen Arnau das gleiche Schicksal ereilt wie unseren Guiamon. Einer reicht. Deine Schwester würde es nicht ertragen.« Bernat wartete schweigend ab, dass sein Schwager weitersprach. »Wenn du willst, kannst du weiter hier arbeiten, zu denselben Bedingungen … und für einen Lohn, der dem eines ungelernten Arbeiters entspricht, abzüglich der Kosten für Kost und Logis für dich und deinen Sohn.«
    »Und Arnau?«
    »Was ist mit dem Jungen?«
    »Du hast versprochen, ihn als Lehrling anzunehmen.«
    »Und das werde ich auch tun … wenn er alt genug ist.«
    »Ich möchte das schriftlich.«
    »Sollst du bekommen«, versprach Grau.
    »Und den Bürgerbrief?«
    Grau nickte. Für ihn war es ein Leichtes, ihn zu erhalten … und vor allem diskret.

7
    »Hiermit erklären wir Bernat Estanyol und seinen Sohn Arnau zu freien Bürgern der Stadt Barcelona.« Endlich! Bernat lief es kalt den Rücken hinunter, als er den Mann mit stockender Stimme die Dokumente vorlesen hörte. Er hatte ihn bei der Werft getroffen, nachdem er gefragt hatte, wo er jemanden finden könne, der des Lesens mächtig sei, und ihm eine kleine Münze für diese Gefälligkeit angeboten. Während im Hintergrund der Lärm aus der Werft zu hören war, der Geruch von Teer in der Luft lag und eine Brise Meeresluft sein Gesicht streichelte, hörte Bernat sich an, was in dem zweiten Schriftstück stand: Grau würde Arnau als Lehrling annehmen, wenn dieser zehn Jahre alt war, und verpflichtete sich, ihn im Töpferhandwerk zu unterweisen. Sein Sohn war frei. Er würde eines Tages seinen Lebensunterhalt verdienen und seinen Weg in dieser Stadt machen.
    Bernat trennte sich lächelnd von der versprochenen Münze und ging zur Werkstatt zurück. Dass man ihnen den Bürgerbrief ausgestellt hatte, bedeutete, dass Llorenç de Bellera sie nicht bei der Obrigkeit angezeigt hatte und keine Strafsache gegen ihn vorlag. Ob der Junge aus der Schmiede überlebt hatte? Wie auch immer … »Du kannst unser Land haben, Llorenç de Bellera. Wir haben unsere Freiheit«, murmelte Bernat trotzig. Graus Sklaven und auch Jaume unterbrachen ihre Arbeit, als sie Bernat, vor Glück strahlend, hereinkommen sahen. Auf dem Boden klebte immer noch Habibas Blut. Grau hatte angeordnet, es nicht wegzuwischen. Bernat versuchte, nicht daraufzutreten, und seine Miene verdüsterte sich.
    »Arnau …«, flüsterte er seinem Sohn in der Nacht zu, als sie auf dem Strohsack lagen, den sie sich teilten.
    »Ja, Vater?«
    »Wir sind jetzt freie Bürger Barcelonas.«
    Arnau antwortete nicht. Bernat tastete nach dem Kopf des Jungen und streichelte ihn. Er wusste, wie wenig das für ein Kind bedeutete, dem man die Freude genommen hatte. Bernat hörte das regelmäßige Atmen der Sklaven und strich seinem Sohn weiter über den Kopf. Doch dann befiel ihn ein Zweifel: Würde der Junge zustimmen, irgendwann für Grau zu arbeiten? In dieser Nacht lag Bernat lange wach.
    Jeden Morgen, wenn es hell wurde und die Männer ihr Tagwerk begannen, verließ Arnau Graus Werkstatt. Jeden Morgen versuchte Bernat, mit ihm zu sprechen und ihn aufzumuntern. Du musst dir Freunde suchen, wollte er einmal zu ihm sagen, doch bevor er dazu kam, kehrte Arnau ihm den Rücken und schlich niedergeschlagen auf die Straße. Genieße deine Freiheit, mein Sohn, wollte er ihm ein andermal raten, als der Junge ihn erwartungsvoll anschaute. Doch als er gerade zum Sprechen ansetzen wollte, kullerte eine Träne über die Wange des Jungen. Bernat ging in die Knie und konnte ihn nur umarmen.

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