Die Kathedrale des Meeres
Klatschen des Leders zwang Bernat, seinen Sohn zu sich umzudrehen und seinen Kopf gegen seinen Bauch zu drücken. Die Sklavin schrie erneut auf. Arnaus Schreie wurden durch den Körper seines Vaters gedämpft. Grau peitschte die Maurin aus, bis ihr Rücken und ihre Schultern, ihre Brüste, ihr Hintern und ihre Beine eine einzige blutige Masse waren.
»Sag deinem Meister, dass ich gehe.«
Jaume presste die Lippen aufeinander. Für einen Moment war er versucht, Bernat zu umarmen. Doch sie wurden von einigen Lehrlingen beobachtet.
Bernat sah, wie der Geselle zum Haus hinüberging. Er hatte versucht, mit Guiamona zu sprechen, doch seine Schwester hatte ihn nicht empfangen. Seit Tagen hatte Arnau das Lager nicht mehr verlassen, auf dem sein Vater schlief. Er hockte den ganzen Tag auf Bernats Strohsack, den sie nun teilen mussten. Wenn sein Vater in den Raum kam, um nach ihm zu sehen, starrte er unablässig dorthin, wo sie versucht hatten, die Wunden der Maurin zu versorgen.
Nachdem Grau die Werkstatt verlassen hatte, hatten sie die Sklavin losgebunden, wobei sie gar nicht wussten, wo sie den Körper anfassen sollten. Estranya kam mit Öl und Salben in die Werkstatt geeilt, doch als sie die blutige Masse rohen Fleisches sah, schüttelte sie nur den Kopf. Arnau sah alles aus einiger Entfernung mit an, stumm, mit Tränen in den Augen. Bernat versuchte ihn hinauszuführen, doch der Junge weigerte sich. Habiba starb noch in derselben Nacht. Das einzige Zeichen, das ihren nahenden Tod ankündigte, war, dass die Maurin nicht mehr dieses unablässige Wimmern von sich gab, wie das eines Neugeborenen, das sie den ganzen Tag verfolgt hatte.
Grau hörte sich an, was sein Schwager ihm durch Jaume ausrichten ließ. Das war das Letzte, was er gebrauchen konnte: die beiden Estanyols mit ihren Muttermalen neben dem Auge, die auf der Suche nach Arbeit durch Barcelona liefen und jedem, der es hören wollte, von Grau erzählten … und das waren viele, jetzt, da er sich anschickte, den Gipfel der Macht zu erklimmen. Sein Magen revoltierte und er hatte einen trockenen Mund: Grau Puig, Ratsherr von Barcelona, Zunftmeister der Töpfer, Mitglied des Rats der Hundert, gewährt geflohenen Leibeigenen Zuflucht. Das durfte unter keinen Umständen herauskommen! Er wusste den Adel gegen sich. Je mehr Unterstützung Barcelona König Alfons gewährte, desto weniger war dieser von den Feudalherren abhängig und desto geringer fielen die Pfründen aus, die der Adel vom Monarchen zu erwarten hatte. Und wer hatte sich besonders für die Unterstützung des Königs eingesetzt? Er. Und wem schadete die Flucht der leibeigenen Bauern? Den Landadligen. Grau schüttelte den Kopf und seufzte. Verflucht die Stunde, in der er zugelassen hatte, dass dieser Bauer in seinem Haus unterkam!
»Er soll herkommen«, sagte er zu Jaume.
»Jaume hat mir gesagt, dass du uns verlassen willst«, sagte Grau, als sein Schwager vor ihm stand.
Bernat nickte.
»Und was gedenkst du zu tun?«
»Ich werde mir Arbeit suchen, um meinen Jungen zu versorgen.«
»Du hast keinen Beruf. Barcelona ist voll von Leuten wie dir: Bauern, die nicht von ihrem Land leben konnten, die Arbeit suchen und am Ende Hungers sterben. Außerdem«, setzte er hinzu, »bist du nicht einmal im Besitz des Bürgerbriefes, auch wenn du dich bereits lange genug in der Stadt aufhältst.«
»Was ist das, ein Bürgerbrief?«, fragte Bernat.
»Ein Dokument, das bescheinigt, dass du ein Jahr und einen Tag in Barcelona gelebt hast und deshalb ein freier Bürger bist, der keinem Herrn unterworfen ist.«
»Wo bekommt man dieses Dokument?«
»Das stellen die Ratsherren der Stadt aus.«
»Ich werde es verlangen.«
Grau musterte Bernat. Er war schmutzig, trug ein einfaches, zerschlissenes Hemd und Hanfschuhe. Grau stellte sich vor, wie sein Schwager vor den Ratsherren der Stadt stehen würde, nachdem er Dutzenden von Schreibern seine Geschichte erzählt hatte: der Schwager und der Neffe von Grau Puig, Ratsherr der Stadt, die dieser jahrelang in seiner Werkstatt versteckt hatte. Die Nachricht würde von Mund zu Mund gehen. Er selbst hatte oft genug Situationen wie diese ausgenutzt, um seine Gegner zu attackieren.
»Setz dich«, forderte er ihn auf. »Nachdem Jaume mir von deinen Absichten erzählt hat, habe ich mit Guiamona gesprochen.« Er log, um seinen Gesinnungswechsel zu erklären. »Und sie hat mich gebeten, mich gnädig zu zeigen.«
»Ich brauche keine Gnade«, unterbrach ihn Bernat. Er dachte an Arnau,
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