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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Estanyols erfasste.
    Bernat hatte oft versucht, sich für das zu entschuldigen, was geschehen war. Je weiter der Schrecken ihres Hochzeitstages in die Ferne rückte, desto ausführlicher wurden Bernats Erklärungen: die Angst vor der Grausamkeit des Herrn, die Folgen sowohl für ihn als auch für sie, wenn er den Gehorsam verweigert hätte. Und »Es tut mir leid« – Tausende Male hatte Bernat diese Worte zu Francesca gesagt, die ihn ansah und ihm stumm zuhörte, so als wartete sie auf den Moment, in dem Bernats Ausführungen unweigerlich auf denselben entscheidenden Punkt kamen: »Es wäre ein anderer gekommen, hätte ich es nicht getan …« An diesem Punkt verstummte Bernat jedes Mal. Jede Entschuldigung versagte, und erneut stand die Vergewaltigung zwischen ihnen wie eine unüberwindliche Hürde. Die Entschuldigungen und das Schweigen, das er zur Antwort bekam, legten sich über die Wunde, die Bernat schließen wollte, und das schlechte Gewissen ging in den alltäglichen Pflichten verloren, bis Bernat schließlich vor Francescas Gleichgültigkeit resignierte.
    Jeden Morgen, wenn er bei Tagesanbruch aufstand, um sein hartes Tagewerk als Bauer zu verrichten, sah Bernat aus dem Schlafzimmerfenster. Das hatte er schon mit seinem Vater getan, selbst in dessen letzten Zeiten. Gemeinsam hatten sie sich auf die mächtige steinerne Brüstung gelehnt und den Himmel betrachtet, um zu sehen, was für ein Tag sie erwartete. Sie hatten über ihr fruchtbares, von regelmäßigen Ackerfurchen durchzogenes Land geblickt, das sich in das weite Tal zu Füßen des Gehöfts erstreckte, sie hatten den Vögeln zugehört und aufmerksam auf die Geräusche der Tiere im Stall gelauscht. Es waren Momente stillen Einverständnisses zwischen Vater und Sohn und ihrem Land gewesen, die wenigen Minuten, in denen sein Vater wieder zu Sinnen zu kommen schien. Bernat hatte davon geträumt, diese Momente mit seiner Frau zu teilen, anstatt sie alleine zu erleben, während er sie im Untergeschoss wirtschaften hörte, und ihr all das erzählen zu können, was er selbst aus dem Mund seines Vaters gehört hatte, wie dieser vorher von seinem, und so weiter über Generationen hinweg.
    Er hatte davon geträumt, ihr erzählen zu können, dass dieses reiche Land einmal freieigener Besitz der Estanyols gewesen war und seine Vorfahren es mit Freude und Sorgfalt bestellt und seine Früchte geerntet hatten, ohne Abgaben oder Steuern zahlen zu müssen oder überheblichen, ungerechten Herren verpflichtet zu sein. Er hatte davon geträumt, mit ihr, seiner Frau, der zukünftigen Mutter der Erben dieses Landes, dieselbe Trauer teilen zu können, die er mit seinem Vater geteilt hatte, als dieser ihm von den Gründen berichtet hatte, deretwegen die Kinder, die sie ihm einmal schenken würde, nun, dreihundert Jahre später, eines anderen Knechte sein würden. Er hätte ihr gerne voller Stolz erzählt, dass vor dreihundert Jahren die Estanyols und viele andere als freie Männer ihre Waffen in ihren Häusern aufbewahrt hatten, um unter dem Befehl des Grafen Ramon Borrell und seines Bruders Ermengol d'Urgell das alte Katalonien vor den Einfallen der Sarazenen zu verteidigen. Er hätte ihr gerne erzählt, wie mehrere Estanyols unter dem Befehl des Grafen Ramon in dem siegreichen Heer gekämpft hatten, welches in Albesa, unweit von Balaguer in der Ebene von Urgell, die Sarazenen des Kalifats von Cordoba besiegte. Sein Vater hatte ihm voller Begeisterung davon erzählt, wenn sie die Zeit dazu gehabt hatten, doch die Begeisterung war Wehmut gewichen, als er vom Tod des Grafen Ramon Borrell im Jahre 1017 berichtete. Ihm zufolge hatte dieser Todesfall sie zu Leibeigenen gemacht. Der fünfzehnjährige Sohn des Grafen Ramon Borrell war diesem auf den Thron gefolgt. Seine Mutter, Ermessenda von Carcassonne, hatte die Regierungsgeschäfte übernommen, und die Barone von Katalonien, die Seite an Seite mit den Bauern gekämpft hatten, nutzten nun, da die Grenzen des Prinzipats gesichert waren, das Machtvakuum. Sie bedrängten die Bauern, jene zu ermorden, die nicht nachgaben, und sich dann ihres Landes zu bemächtigen. Den früheren Besitzern erlaubten sie, den Boden weiterhin zu bestellen, wenn sie dem Grundherrn einen Teil ihrer Ernte ablieferten. Die Estanyols hatten nachgegeben, aber viele Familien auf dem Lande waren grausam dahingemetzelt worden.
    »Als freie Männer, die wir waren«, hatte sein Vater ihm erzählt, »haben wir Seite an Seite mit den Rittern gegen die Mauren

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