Die Katze, die den Braten roch.
Bingo spielen.«
Qwilleran fragte: »Und was ist mit Don Exbridge? Er arbeitet stets gegen das Wohl der Gemeinde und kommt damit durch.«
»Man wird ihn wegen Anstiftung zu einem Verbrechen anklagen, da können Sie sicher sein. Es war alles seine Idee. Omblower hat die Drecksarbeit erledigt, und der wird Exbridge nicht ungeschoren davonkommen lassen… Was war das für ein Krach, den ich auf dem Tonband gehört habe?«
»Nightingale hat den Martinikrug am Griff gepackt und ihn wie ein Hammerwerfer gegen meinen Kopf geschleudert. Ich habe mich geduckt, und der Krug ist durch Exbridges billige Glastür gesegelt und aufrecht stehend auf der weichen Zedernholz-Terrasse gelandet.«
»Ein dummer Mann, dieser Exbridge«, bemerkte Brodie. »Mit Brandstiftung rasch zu Land für seine Bauvorhaben kommen zu wollen…«
»Jetzt besteht kein Zweifel mehr, Andy: Er wollte die Book Alley für ein Einkaufszentrum in der Innenstadt, und er wollte die zehn Bergwerksgrundstücke für Landhäuser und riesige Eigentumswohnanlagen.«
Bevor Qwilleran das Stadtzentrum verließ, ging er in die Bücherei, um Polly die Neuigkeiten mitzuteilen. Sie kannte sie bereits; auf die Gerüchteküche von Pickax war Verlaß.
»Es ist schwer zu glauben«, sagte sie, »daß Kirt in so etwas verwickelt ist. Er wirkte so anständig, und er liebte Bücher.«
»Er verkaufte Bücher!«, korrigierte Qwill sie.
Als er nach Indian Village fuhr, wurde der Himmel bleigrau, und es dämmerte früh. Es überraschte Qwill nicht, daß sich die Wohnung in Einheit Vier in einem chaotischen Zustand befand. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, war auf den Fußboden geworfen worden – fast alles. Seltsamerweise waren der Martinikrug, die Schüssel mit den hölzernen Äpfeln und die Handschuhschatulle unberührt geblieben. Doch Qwillerans Schreibtisch war leer gefegt; zwei Lampen waren umgeworfen worden, und der dänische Teppich war zusammengeschoben wie ein ungemachtes Bett. Das war die schlimmste Art von Katzenanfall – oder die beste, je nachdem, aus welcher Warte man es betrachtete.
Koko war offensichtlich glücklich mit seinem Werk. Er lag lang ausgestreckt auf dem Kaminsims und blickte zufrieden auf das Durcheinander hinunter. Und wo war Yum Yum? Sie kauerte auf der Zuschauergalerie auf der Treppe und bewachte einen Schatz, den die Polizei zurückgelassen hatte: einen Streifen Kaugummi, wahrscheinlich der erste, den sie je gesehen hatte.
Qwilleran hatte schon genug Katzenanfälle überlebt, um zu wissen, was er zu tun hatte: ruhig bleiben; nicht schimpfen; aufräumen.
Während er das tat, dachte er über den derzeitigen Stand der Dinge nach. Der Katzenanfall hatte das Herannahen des Großen Sturms angekündigt – aber auch den Abschluß des Falles mit den drei fauligen Äpfeln. Qwilleran wußte aus Erfahrung, daß Koko jetzt das Interesse an Äpfeln, Rotkehlchen, Holzschatullen und Leserbriefen verlieren würde. Das war ein Beweis für eine von zwei Theorien: Entweder entlarvte Koko bewußt das Böse… oder er war bloß eine Katze, die sich kurz für dieses oder jenes interessierte, und alle Zusammenhänge waren reiner Zufall. Es gab keine absoluten Antworten. Wissenschaftler, die von einem Polizeilieutenant im Süden unten von den Fähigkeiten des Katers erfahren hatten, hatten Kokos Gehirn untersuchen wollen; doch Qwilleran hatte das glatt abgelehnt. Er schrieb Kokos Talente lieber dessen 60 Schnurrhaaren zu.
Zum Abendessen schnitt Qwilleran für die Katzen Truthahn von Toodles Delikatessenstand klein; für sich selbst öffnete er eine Dose Suppe. Dann las er den Katzen laut vor, wobei Yum Yum sich auf seinem Schoß zusammenrollte und Koko aufrecht auf der Sessellehne saß. Einmal spannten sich die beiden kleinen Körper an, und die Köpfe wandten sich zu den Vorderfenstern. Dann rasten beide Katzen zum Küchenfenster. Draußen war alles still, und die Nacht war finster, doch das Licht aus der Küche beleuchtete die ersten paar Schneeflocken, die träge auf den ausgedörrten Boden fielen.
Koko stieß einen tiefen, gurgelnden Laut aus, und Yum Yum miaute leise. Das waren die Vorboten des Großen Sturms!
Qwilleran schnappte sich seine Jacke und die Wollmütze und ging zur Eingangstür hinaus. Die Schneeflocken rieselten zu Boden wie ein sanfter Segen. Kein Nachbar war in Sicht, um diesen zauberhaften Augenblick mit ihm zu teilen. Zwei zarte Schneeflocken landeten auf seinem Schnurrbart. Und dann – warum auch nicht? –, dann streckte er seine
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