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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Staatsgefängnis aus.« Er las ihnen den Brief vor.
Hallo, Mama!
Nur eine kurze Nachricht, um dir mitzuteilen, daß ich bald rauskomme, aber wenn Denise noch da ist, sag ihr, ich bin tot. Ich lege mir eine neue Identität zu – einen neuen Beruf, einen neuen Lebensstil, alles neu!
Ich habe in den fünf Jahren eine Menge gelernt. Daß es nur darum geht, sich durchzuschlagen, und nicht darum, die Vorschriften zu befolgen. Also verschwende deine Gebete nicht an mich, Mama. Ich werde immer dein schlechter Apfel sein.
George
    »Die Handschrift ist gut«, sagte Qwilleran, »mit einer charakteristischen Strichführung, und als Korrekturleser muß ich sagen, Rechtschreibung und Zeichensetzung sind perfekt.«
    Die beiden Zuhörer, die nicht recht wußten, was sie sagen sollten, murmelten irgend etwas.
    Qwilleran fragte: »Wer waren die beiden reichen Familien? Wie sind sie zu ihrem Reichtum gekommen?«
    »Die eine mit der Eisenbahn, die andere mit Schwarzbrennen«, antwortete Homer und fügte rasch hinzu: »Sie werden doch nicht darüber schreiben, oder?«
    »Homer«, ermahnte ihn seine Frau, »Qwill würde sein Talent nicht auf Skandalberichterstattung verschwenden.«
    Qwilleran dachte schnell nach und sagte: »Ich habe eine alte Holzschatulle gefunden, die für Mrs. Omblower Erinnerungswert hätte, wenn ich sie ausfindig machen könnte. Ich dachte, die beiden Komplizen ihres Sohnes wissen vielleicht, wo sie ist.«
    Rhoda sprang auf und sah auf die Uhr. »Homer, es ist Zeit für deine Therapie. Tut mir leid, Qwill. Würden Sie uns entschuldigen? Ich bringe Sie zum Aufzug.« Sobald sie außer Hörweite ihres Mannes waren, sagte sie: »Ich will nicht, daß ihn der Schlag trifft. Sein Blutdruck schießt sofort in die Höhe, wenn jemand Gideon Blake erwähnt. Er ist der ›faulige Apfel‹, der zwei Collegeabschlüße hat und unter dem Namen Gregory Blythe zurückgekommen ist. Als Homer in Pension ging, wurde dieser Mann Schuldirektor, schaffte es, einen Skandal zu überleben und drei Mal zum Bürgermeister gewählt zu werden. Oh, das alles ist zu viel für Homer!«
    »Ich verstehe«, sagte Qwilleran. »Passen Sie gut auf das Juwel unserer Gemeinde auf.«
    Auf dem Weg zu seinem Bus auf dem Parkplatz begegnete Qwilleran einem großen, wild dreinschauenden Schotten in Kilt, mit Schottenmütze und einem Dudelsack unter dem Arm – eine derartige Gestalt sah man selten ins Krankenhaus gehen.
    »Andy! Was machen Sie denn hier?«, fragte er.
    »Mein alter Onkel liegt da drinnen«, antwortete der Polizeichef düster. »Sein letzter Wunsch ist, noch einmal Dudelsackmusik zu hören. Eine traurige Geschichte. Danach werde ich mir einen guten Schluck Scotch genehmigen.«
    »Ich habe eine Flasche sehr guten Scotch«, sagte Qwilleran, »wenn es Ihnen nichts ausmacht, dafür nach Indian Village hinaus zu fahren.«
    »Das tue ich, aber es wird spät werden – nach zehn. An meinem freien Tag führe ich meine Frau zum Essen aus.«
    Qwilleran fuhr gut gelaunt nach Hause. Ihm fehlten die Gespräche mit dem Polizeichef, in denen sie Vermutungen, persönliche Theorien und manchmal auch Insiderinformationen austauschten.
    Zu Hause wurde er von einer überaus nervösen Yum Yum begrüßt. Sie hüpfte herum, nicht in Erwartung eines Leckerbissens, sondern weil sie an einer Missetat Anstoß nahm.
    »Was hast du denn, mein Liebling?«, fragte Qwilleran und wollte sie hochheben, um sie zu trösten; doch sie schoß davon und lief zum Couchtisch. Dort sah er, daß sich eine Katze auf seinem Buch über Ägypten mit dem schönen Einband übergeben hatte, der Pyramiden in der Wüste zeigte. Zum Glück war der Einband von einem dicken Schutzumschlag aus Plastik geschützt. Dennoch, warum hatte der Kater für diese Ungehörigkeit ausgerechnet diesen speziellen Platz gewählt?
    Offensichtlich war Koko der Missetäter. Die Katzen deckten einander nie. Der Unschuldige umkreiste und beschnüffelte stets den Schauplatz des Verbrechens. Und wo war der Übeltäter? Er hatte sich nicht etwa beschämt oder peinlich berührt versteckt; er saß selbstgefällig auf seinem Kissen auf dem Kühlschrank.
    Wortlos tat Qwilleran, was getan werden mußte. Ihn zu schelten brachte nichts. Vielleicht hatte sich Koko den Magen verdorben; trotzdem hätte er sich eine passendere Stelle aussuchen können.
    Qwilleran blieb ruhig. Und Koko war sowieso ruhig. Nur die süße kleine Yum Yum mit ihren häuslichen Instinkten litt unter dem Makel. Qwilleran nahm sie auf den Arm und ging ein

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