Die Katze, die den Braten roch.
der Galerie und auf der Treppe das Trampeln von Stiefeln. Außerhalb der zerbrochenen Glastür lag der Martinikrug unversehrt, Unterteil auf der Zedernholzterrasse.
Die Fahrzeuge, die auf ein Kommando von der Galerie hin leise in die River Road gefahren waren, rasten jetzt aus Indian Village weg. Im Wagen des Sheriffs saß der mutmaßliche Brandstifter und Mörder; in einem anderen Polizeiwagen lagen die Reste der Pizza. Bevor Qwilleran im Pet Plaza anrief, benachrichtigte er die Wartungsmannschaft, damit sie die Glasscherben wegräumten und die Schiebetür mit Brettern vernagelten.
Als die Katzen zurückkamen, wußten sie auch ohne sichtbare Anzeichen, daß etwas Ungeheuerliches passiert war, und sie waren nicht geneigt, ihren Kennel zu verlassen. Nur geräucherte Austern lockten sie schließlich in ihre gewohnte Umgebung zurück. Trotzdem näherten sie sich dem Leckerbissen geduckt, den Bauch auf den Boden gedrückt, und blickten häufig über die Schulter.
Schließlich inspizierte Koko – nicht aber die ängstliche Yum Yum – den Schauplatz des Verbrechens. Erstaunlicherweise untersuchte er als Erstes den Martinikrug, der jetzt in der Mitte des Couchtisches stand, als sei nichts passiert. Wäre die Wohnung nach Vorschrift gebaut worden, mit Sicherheitsglas, hätte der Krug den Griff verloren.
»Hast du irgend etwas dazu zu sagen?«, fragte Qwilleran Koko. »Ich werde dich nicht zitieren.«
Der Kater war sprachlos.
Das Telefon klingelte, und Arch Riker meldete sich aufgeregt.
»Hast du die Nachrichten gehört? Wir bringen eine Meldung auf der Titelseite. Der Bürgermeister ist verhaftet worden.«
»Mit welcher Begründung?«
»Wegen illegaler Geldgeschäfte mit einem verbotenen Anlageplan… Amanda wird nackt auf der Straße tanzen!«
Qwilleran fragte: »Was meinst du mit verbotenem Anlageplan?«
»Nun, wie ich es verstehe«, sagte Arch, »investiert ein Anlageberater den Kies eines Klienten in ein viel versprechendes Unternehmen, das Startkapital braucht und hohe Zinsen verspricht. Der Deal klingt so gut, daß die Freunde und Verwandten des Klienten sich darum reißen, das Ausbildungsgeld ihrer Kinder und ihre Altersrücklagen zu investieren. Auf dem Papier sieht es toll aus. Sie geben dem Anlageberater noch mehr Geld… Der Haken daran ist natürlich, daß er das Geld gar nicht investiert hat – er hat es nur für seine eigenen Zwecke verwendet. Manchmal nennt man das auch ein Pyramidenspiel.«
»Pyramidenspiel!«, wiederholte Qwilleran und verzog verblüfft das Gesicht. Hatte Koko deshalb immer den braunen Lampenschirm verdreht? Oder hatte er das getan, weil Katzen nun einmal gerne Lampenschirme verdrehen?
Qwilleran verspürte ein großes Verlangen, ins Stadtzentrum zu gehen, sich unter die Menschen zu mischen und den Puls der Öffentlichkeit zu fühlen. Während der Fahrt mit dem Bus dachte er: Zoller hat ihn verpfiffen. Man braucht schon eine besondere Art von Mut, Korruption in einer Kleinstadt aufzudecken. Er hat Maggie mitgenommen, damit es so aussah, als wolle er mit ihr durchbrennen. Dann hat er sie mit den Unterlagen, oder was für Beweise er sonst hatte, zurückgeschickt. Sie ist untergetaucht und hat die Papiere Zollers Anwalt übergeben, der mit dem Staatsanwalt zusammengearbeitet hat.
War es der Luftdruck, der den nahenden Sturm ankündigte? Oder war es Erleichterung darüber, daß ein zwielichtiger Typ endlich entlarvt worden war? Horden von Menschen strömten auf die Straßen der Innenstadt – manche von ihnen betrunken und alle berauscht von der Neuigkeit. Die Polizei behielt sie im Auge, obwohl die Beamten genauso breit grinsten wie die feiernden Bürger. Im Postamt, in der Bank, in den Geschäften – es war überall das gleiche Bild.
Qwilleran ging zur Polizeistation, und Brodie winkte ihn in sein Büro. »Was habe ich Ihnen gesagt? Trinken Sie eine Tasse Kaffee.«
»Nun, Sie haben die Ratte in die Falle gelockt«, sagte Qwilleran, »bei allem Respekt für das Amt des Bürgermeisters.«
»Und Nightingale wird des Mordes und der Brandstiftung angeklagt. Wie kamen Sie auf die Idee, daß er Omblower ist?«
»Koko hat den Beweis gefunden. Er mißtraute auch Don Exbridges Brief mit dem Loblied auf die Bergwerkshütten und den darauf folgenden Leserbriefen, die dagegen protestierten – ganz zu schweigen von den ersten Anzeigen für den Videopalast.«
»Es wäre mir wirklich eine Genugtuung, die Spielautomaten zu konfiszieren. Unsere Leute brauchen so etwas nicht. Sollen sie
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