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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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de Cologne, alles mit Veilchenduft. Das ist der einzige Duft, den sie verwendet.«
    »Ich habe mich immer gewundert, wonach es in der Pleasant Street riecht. Ich dachte, es sei Möbelpolitur.«
    »Ach, Qwill, du bist garstig! Veilchenduft ist wunderbar. Um mir die Weihnachtseinkäufe zu vereinfachen, habe ich meiner Schwester in Cincinnati das gleiche geschickt. Sie hat mich gleich heute früh angerufen und gesagt, wie angenehm sie den Duft findet.«
    »Rufen dich jemals Leute an, die du beschenkt hast, um dir zu sagen, daß ihnen dein Geschenk nicht gefällt?«
    »Also, jetzt sei mal nicht so zynisch!«
    An ihrem Ziel angekommen, wurden sie an der Eingangstür von einem Dreierkomitee begrüßt: vom strahlenden Gastgeber in einem roten Wollhemd, von der molligen, hübschen Gastgeberin mit Kochschürze und von ihrem Kater in seinem üblichen Smoking mit weißer Hemdbrust und Gamaschen. Toulouse wirkte auf seine Art zufrieden mit seinem Schicksal, wie ein mit allen Wassern gewaschener Kater, der bei der Verfasserin der Haushaltsseite einer Zeitung ein Zuhause gefunden hat. Die beiden Frauen umarmten einander, und jede sagte der anderen, wie wunderbar sie aussähe. Die Männer, die seit frühester Kindheit befreundet waren, brauchten einander nur einen Blick zuzuwerfen, um alles auszudrücken, was gesagt werden mußte.
    Im Wohnzimmer stand eine schottische Kiefer, die genauso geschmückt war wie jene bei ihrer Hochzeit im Vorjahr: mit schillerndem weißen Christbaumschmuck, weißen Tauben und weißen Bändern. Unter den festlich verpackten Geschenken unter dem Baum waren auch jene, die Polly und Qwilleran herübergeschickt hatten. Es roch nach Kiefernzweigen, Truthahnbraten und würzigem heißen Apfelwein.
    Mildred nahm ihre Schürze ab und setzte sich zu den anderen an einen niedrigen Partytisch, auf dem sich warme und kalte Vorspeisen türmten.
    Polly sagte: »Wenn ich zum Essen hierherkomme, brauche ich mir nie Sorgen zu machen. Mildred verbreitet keinerlei Hektik in der Küche; sie erwartet nicht, daß ihr irgend jemand hilft; und alles klappt immer tadellos: die warmen Speisen sind warm, und die kalten Speisen kalt.«
    »Hört! Hört!« sagte Qwilleran.
    Während sich die vier den Vorspeisen widmeten, unterhielten sie sich über alles Mögliche:
    Über den Diebstahl: »Das muß ein Insider gewesen sein! Ein Fremder hätte den Krug nur stehlen können, wenn ein Eingeweihter das Geheimnis ausgeplaudert hätte.«
    Über Lynette: »Sie sieht auf einmal zehn Jahre jünger aus! Ist sie verliebt?… Seit sie vor zehn Jahren sitzengelassen wurde, hat sie sich mit keinem Mann mehr getroffen… Vielleicht ist es Wetherby Goode. Sie findet ihn süß.«
    Über George Breze: »Was macht denn der in Indian Village?… Sein Haus in der Sandpit Road steht zum Verkauf an… Seine Frau hat ihn verlassen. Warum ist sie überhaupt so lange bei ihm geblieben?«
    Über die Carmichaels: »Großer Altersunterschied… Er ist ein Gewinn für die Gemeinde, aber sie paßt überhaupt nicht hierher… Irgend jemand sollte mal mit ihr über ihre Kleidung reden.«
    Polly sagte: »Sie hat so einen Schmollmund! Ist der echt?«
    »Man nennt das einen Fischmund«, antwortete Mildred. »Den kann man sich machen lassen.«
    »Meine Frau ist so profan«, sagte Arch.
    Feierlich stolzierte Toulouse ins Zimmer und rieb sich an den Knöcheln der Köchin, um sie daran zu erinnern, daß der Truthahn fertig war. Mildred servierte ihn mit einer Füllung aus braunem Reis und Walnüssen, gebackenen Süßkartoffeln mit Orangenglasur, Brokkoli mit Sesamsauce und zwei Arten von Preiselbeersauce.
    »Ich habe das Gefühl, ich muß zwei verschiedene Preiselbeersaucen servieren«, sagte sie. »Andernfalls wird der Truthahn trocken und die Füllung matschig. Es ist natürlich nur ein Aberglaube.«
    »Es ist absurd«, sagte ihr Ehemann, »aber ich hindere sie nicht daran.«
    Qwilleran behauptete, er sei nie abergläubisch gewesen. »Als Kind bin ich absichtlich unter Leitern durchgegangen.«
    »Und seht, was aus ihm geworden ist!« sagte Riker. »Der größte Glückspilz im nordöstlichen Teil des Mittleren Westens der Vereinigten Staaten.«
    »Zur Pionierzeit«, erzählte Mildred, »dachte man, es bringe Unglück, wenn man in einem Bergwerk pfiff, in einem Holzlager einen Specht umbrachte oder an Deck eines Fischerbootes ein Messer fallen ließ.«
    »Heute«, sagte Polly, »praktizieren wir unsere abergläubischen Riten halb im Scherz, halb hoffen wir, daß sie wirken.

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