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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Wir haben keine Anzahlung verlangt. Wir sind hier in einer Kleinstadt; ihr Mann war der Bankdirektor; sie waren phantastische Kunden… Als ich die Sachen für Ihre Scheune bestellte, Qwill, habe ich da vielleicht um eine Anzahlung gebeten.«
    »Also… nein.«
    »Nun, als sie mir im Flugzeug ihr Herz ausgeschüttet hat, habe ich mich nicht getraut, sie direkt danach zu fragen. Schließlich habe ich zu ihr gesagt: ›Danielle, das wird jetzt eine schwere Zeit für Sie werden, aber es würde Ihnen vielleicht helfen, sich an die neue Situation zu gewöhnen, wenn Sie sich im Theaterclub engagieren. Sie haben Talent. Sie sollten in unserer nächsten Produktion eine Rolle spielen.‹ Wie Sie sehen, war ich verzweifelt, Qwill.«
    »Es sollen schon Leute für kleinere Lügen vom Blitz getroffen worden sein.«
    »Nun, es hat jedenfalls geklappt. Danielle lebte förmlich auf und hat mich gleich nach einer Rolle gefragt.«
    »Nun, ich wüßte schon ein paar«, sagte Qwilleran unfreundlich.
    Fran ignorierte seinen Seitenhieb. »Unser nächstes Stück ist Hedda Gabler, und ich bin für die Titelrolle vorgesehen, aber ich überlasse sie ihr gern, wenn sie dann in Pickax bleibt und das Haus fertig einrichtet.«
    »Und sie die Hedda spielen lassen? Sie sind wohl nicht bei Trost, Fran. Sie sind müde. Ich werde jetzt auch nach Hause gehen. Und Sie gehen ins Bett und schlafen sich aus. Morgen sehen sie dann hoffentlich wieder klar.«
    »Nein, es ist mein Ernst! Ich würde sie von Anfang bis Ende betreuen und die Rolle mit ihr einstudieren. Sie hat ein phänomenales Gedächtnis für Preise, Designnummern und Stoffbezeichnungen. Da sollte sie doch auch in der Lage sein, einen Text zu lernen.«
    »Die Schauspielerei besteht doch nicht nur aus Auswendiglernen von Texten. Oder werden Sie aus einer Tragödie eine Farce machen?«
    Fran sagte: »In der Not frißt der Teufel Fliegen, wie Vater immer sagt. Alles für einen guten Kunden, wie Amanda zu sagen pflegt. Als Danny-Girl ihren dritten Drink intus hatte, wollte sie das Haus fertig einrichten, einziehen, einen Swimmingpool bauen lassen, verschiedene Partys geben, ein paar Pferde kaufen und Reitunterricht nehmen. Sie hat sich auch nach einem Gesangslehrer und nach Schauspielstunden erkundigt. Als wir in Detroit landeten, war ihr Schmerz wie weggeblasen. Carter Lee erwartete sie, und es gab eine tränenreiche Begrüßung. Ich verabschiedete mich so bald wie möglich und sagte ihnen, daß wir uns schon darauf freuen, sie beide wieder in Pickax zu sehen – bald.«
    Qwilleran ging nach Hause, ohne den Schnee oder die Kälte wahrzunehmen. Er strich sich immer wieder über seinen angefrorenen Schnurrbart, während er über Frans Problem und dessen fragwürdige Lösung nachdachte. Als er schließlich seine Wohnungstür auf schloß, sah er aus wie ein Schneemann, und die weiße Gestalt machte den Katzen Angst.
    Er bürstete sich den Schnee von der Kleidung und wischte die Pfützen vom Boden auf. Dann rief er Polly an und teilte ihr die Neuigkeit mit.
    Sie war genauso bestürzt wie er. »Diese metallene Stimme? Als Hedda?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Und was ist mit Carter Lee? Kommt er zurück? Wenn nicht, wird Lynette enttäuscht sein. Sie will ihr Haus unbedingt als historisches Gebäude eintragen lassen.«
    »Glaubst du, es erfüllt die Auflagen?«
    »Laut Carter Lee, ja. Und Willard Carmichael dachte es auch.« Dann wechselte Polly abrupt das Thema. »Hast du die letzten Nachrichten im Radio gehört?«
    »Nein. Was ist passiert?«
    »Die Polizei hat einen Verdächtigen verhaftet, der für die Diebstahlserie verantwortlich sein soll.«
    »Wen?« fragte er ungeduldig.
    »Der Name wird erst nach der Anklageerhebung bekanntgegeben.«
    »Ich wette«, sagte Qwilleran, »George Breze ist der Verdächtige.«

›Spät zu Bette und auf zu später Stund‹, das war Qwillerans Motto. So lag er an jenem besonderen Januarmorgen um sieben Uhr friedlich schlafend da, als er plötzlich unsanft von lauter Blasmusik aus seinen Träumen gerissen wurde. Die Krachmacher spielten den Washington-Post-Marsch. Es hörte sich an, als würde das gesamte US-Marineorchester durch sein Schlafzimmer marschieren. Er brauchte ein paar Sekunden, bis er sich orientiert hatte: Er befand sich in einer schlecht gebauten Eigentumswohnung in Indian Village, und sein Wohnungsnachbar spielte John Philip Sousa.
    Bevor er Wetherby Goodes Telefonnummer fand, wurde der Ton zwar leiser gedreht, doch das dumpfe Dröhnen der Trommeln war

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