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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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der Old Stone Mill mit mir zu Abend zu essen?«
    Gegen sieben Uhr rief sie zurück. »Sie haben recht, Qwill. Ich bin sogar so erschöpft, daß ich nicht einmal mehr ausgehen möchte. Ich will bloß noch meine Schuhe ausziehen, eine Tasse Kakao trinken und eine Kleinigkeit essen. Aber wenn sie in einer halben Stunde herüberkommen wollen, erzähle ich Ihnen alles.«
    »Ich werde da sein.«
    Nachdem er die Katzen gefüttert hatte, bereitete er sich sein eigenes Abendessen zu. Dabei kam ihm eine Idee für ›Qwills Feder‹: Leibspeisen! Was essen prominente Bewohner von Pickax, wenn sie erschöpft, traurig oder enttäuscht sind? Polly aß immer pochierte Eier auf Toast. Er konnte sich vorstellen, daß der Bürgermeister rote Götterspeise futterte, daß George Breze Unmengen Kartoffelpüree mit Bratensoße verschlang, daß Amanda Goodwinter sich mit cremegefüllten Schokoladenkeksen vollstopfte und daß Polizeichef Brodie Schokoladenpudding aß.
    Während er seine Käsemakkaroni verzehrte, lagen die Katzen mit geschlossenen Augen wie reglose Bündel auf dem Teppichboden. Dann sprang Koko abrupt auf, streckte sich und lief zu Yum Yum und versetzte ihr einen Hieb mit der Pfote. Yum Yum zuckte zusammen.
    »Laß das!« rief Qwilleran. »Benimm dich gefälligst wie ein Gentleman.«
    Koko schlenderte nonchalant aus dem Zimmer.
    Qwilleran hob das Kätzchen hoch, streichelte seine seidigen Ohren und murmelte: »Warum läßt du dir das gefallen? Gib ihm eins auf die Nase!« Yum Yum schnurrte kehlig.
    Dann war es Zeit für seinen Besuch bei Fran. In mehrere Schichten warme Kleidung gehüllt, stapfte er ans andere Ende von Indian Village. Fran trug einen Trainingsanzug und war völlig ungeschminkt. Ihr Gesicht war bleich vor Erschöpfung.
    »Nehmen Sie sich was aus dem Kühlschrank, wenn Sie wollen«, sagte sie und ließ sich auf das Sofa fallen. Das Wohnzimmer war mit Möbeln eingerichtet, die früher mal im Einrichtungsatelier gestanden hatten und sich offenbar nicht hatten verkaufen lassen: ein mit Hahnentrittmuster-Stoff bezogenes Sofa, ein Cocktailtisch in Elefantenform, eine Lampe mit Weinblatt-Schirm.
    »Sie haben bestimmt einen harten Tag hinter sich«, sagte er teilnahmsvoll.
    »Wir haben den Nouvelle Gourmetclub wirklich mit einem Startschuß eröffnet, nicht wahr? – wenn Sie das Wortspiel gestatten«, sagte sie.
    »Es ist in der Tat ein interessanter Zusammenfall von Ereignissen.«
    »Danielle hatte Glück, daß sie bei Freunden war. Wäre sie allein zu Hause gewesen, hätte Dad sie in ihrer Wohnung aufgesucht und ihr die schlechte Nachricht in Polizistenmanier überbracht. Dann wäre sie endgültig zusammengebrochen. Aber ihre Freunde konnten das Schlimmste verhindern, und nach einer Beruhigungsspritze, die ihr Dr. Diane gegeben hat, ist sie dann eingeschlafen. Ich hingegen habe die ganze Nacht über kein Auge zugetan. Larry besorgte uns die Flugtickets, so daß wir am frühen Morgen losfahren konnten. Sie war völlig benommen, bis wir in Minneapolis in den Jet stiegen. Dann bestellte sie sich einen Drink und begann zu reden. Sie hätte schon so eine Ahnung gehabt, daß irgend etwas passieren würde, weil er die Zigaretten vergessen hatte, die er immer mit auf Reisen nahm – als Glücksbringer.«
    »Hatte sie kein schlechtes Gewissen?«
    »Nein«, sagte Fran. »Nach einem weiteren Drink begann sie ihn schlechtzumachen. Sie haßte es, daß er sie immer Danny-Girl nannte. Außerdem hatte sie ihn gebeten, nicht zu diesem Seminar nach Detroit zu fahren, aber seine Arbeit hatte wie immer Vorrang. Alles, was sie tat, kritisierte er – wie sie sich kleidete, was sie sagte, was sie aß… Ist es nicht absurd, Qwilleran, daß ein Fast-food-Typ wie Danielle einen Feinschmecker geheiratet hat, der Ketchup für eine Todsünde hält?«
    »Sie kannten einander noch nicht lange, als sie heirateten«, bemerkte Qwilleran.
    »Sie hat nicht erwähnt, wie er sie mit Geld überhäuft hat. Er muß sehr reich gewesen sein, denn er hat das Fitch-Haus bar bezahlt und ihr ein unbeschränktes Budget zur Verfügung gestellt, damit sie es entsprechend einrichten lassen konnte… Aber jetzt mache ich mir Sorgen, Qwill. Sie hat für das Haus phantastische Möbel und Teppiche in Sonderanfertigung bestellt. Angenommen… nur angenommen, sie kommt überhaupt nicht mehr zurück, und das Atelier bleibt auf den Waren sitzen! Einige der Stoffe kosten hundert Dollar pro Meter!«
    »Wieviel hat sie denn anbezahlt?«
    Kleinlaut sagte Fran: »Gar nichts.

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