Die Katze, die den Dieb vertrieb
Musikstücke. Adriana ist eine interessante Oper mit guten Frauenrollen und einigen glanzvollen Melodien. Wir werden sie uns an einem Sonntagnachmittag einmal gemeinsam anhören.« Er hatte es ganz gut gemeistert, aber sicherheitshalber wechselte er das Thema. »Hast du mit Lynette schon eure alljährliche Wallfahrt zum Hügel gemacht?«
Lynette hatte das dringende Bedürfnis, einmal im Winter den Friedhof am Hügel zu besuchen. Die Grabsteine auf dem Hügelkamm, die aus dem Schnee aufragten und sich gegen den Himmel abhoben, waren ein erregender Anblick. Ihre Vorfahren lagen auf diesem Friedhof, und für ›die letzte gebürtige Duncan‹ war ebenfalls ein Grab reserviert.
Polly sagte: »Es macht mir nichts aus, mit ihr hinzugehen. An einem schönen Tag hat man einen herrlichen Blick darauf. Es würde ein gutes Motiv für ein Gemälde abgeben… Übrigens, Lynette ist im siebenten Himmel; Carter Lee hat sie aus Detroit angerufen. Er kommt wieder her und will, daß sie die Werbetrommel für das Pleasant-Street-Projekt rührt.«
»Wird er sie dafür bezahlen?«
»Ich glaube nicht, aber Lynette setzt sich gern für einen guten Zweck ein, und sie ist völlig begeistert von dem Projekt. Er hat sie vor seiner Abreise ein paarmal zum Abendessen ausgeführt, und sie war die erste Hausbesitzerin, die einen Vertrag unterschrieben hat… Übrigens hat sie bald Geburtstag, und ich möchte eine Party für sie geben. Würdest du auch kommen?«
»Wenn du erlaubst, daß ich den Champagner und den Geburtstagskuchen beisteuere.«
»Das wäre nett. Aber keine Kerzen! Es ist ihr Vierzigster. Ich würde natürlich Carter Lee einladen, was bedeutet, daß ich auch Danielle einladen muß. Das wiederum heißt, daß ich noch einen Mann einladen muß.«
»Wie wär’s mit John Bushland?« sagte Qwilleran. »Der kommt mit seinem Fotoapparat.« Er dachte, daß die Anwesenheit eines professionellen Fotografen die fotogene junge Witwe vielleicht ablenken würde.
Nachdem sie ihre polli scallopini alla funghi e noci gegessen hatten, tranken sie im Wohnzimmer koffeinfreien Kaffee. Qwilleran wurde das Gefühl nicht los, wieder beobachtet zu werden. Bootsie starrte zwischen den Streben des Treppengeländers auf ihn hinunter.
»Ach, du liebe Zeit! Er ist herausgekommen!« sagte Polly. »Er hat gelernt, sich auf die Hinterbeine zu stellen und sich an die Türklinke zu hängen. Macht Koko das auch?«
»Noch nicht«, sagte Qwilleran einigermaßen beunruhigt. »Noch nicht!«
Der erste Beitrag für Mehr oder weniger haarsträubende Geschichten sollte von Homer Tibbitt kommen, dem offiziellen Historiker von Moose County, der die Geschichte des Dimsdale-Fluchs kannte. Der pensionierte Pädagoge, der inzwischen fast hundert Jahre alt war, betätigte sich noch immer als Erforscher und Chronist der lokalen Geschichte und war aufgrund seines phantastischen Gedächtnisses von unschätzbarem Wert.
Er konnte sich vielleicht nicht erinnern, wo er seine Brille hingelegt oder was er zum Frühstück gegessen hatte, aber Ereignisse und Personen aus der fernen Vergangenheit waren jederzeit abrufbar. Er wohnte mit seiner reizenden fünfundachtzigjährigen Frau in einer Seniorensiedlung. Ihre Aufgabe war es, seine Brille zu finden, auf seine Ernährung zu achten und das Auto zu fahren – bei gutem Wetter. Im Winter freuten sie sich beide über Besuch.
»Wie waren die Feiertage?« erkundigte Qwilleran sich zur Begrüßung. »Waren Sie zufrieden mit dem Weihnachtsmann? Hat er Ihnen noch ein paar Bücher gebracht?« Ihre Wohnung war mit Büchern und Erinnerungsstücken vollgestopft.
Rhoda zeigte mit einer anmutigen Geste auf ihre Ohrläppchen. »Homer hat mir diese Granatohrringe geschenkt. Sie sind ein Familienerbstück.«
Ihr Ehemann, eine knochige Gestalt, versank in einem wahren Nest aus Kissen und trug einen kastanienbraunen Schal. »Den hat mir Rhoda geschenkt. So eine düstere Farbe! Da komme ich mir vor wie ein alter Mann.«
»Ich habe ihn selbst gestrickt«, sagte sie. »Er hat vergessen, daß er die Farbe ausgesucht hat… Soll ich dir heißes Wasser in die Wärmflasche füllen, Lieber?«
Als sie das Zimmer verlassen hatte, sagte Qwilleran: »Sie ist eine reizende Frau, Homer. Sie können sich glücklich schätzen, daß sie sie haben.«
»Sie war fünfundzwanzig Jahre hinter mir her, bevor sie mich eingefangen hat. Also würde ich sagen, sie hat Glück, daß sie mich hat! Was gibt’s Neues im Stadtzentrum?«
Sie sprachen gerade über den Mord an
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