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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Vorteile bringen. Was meinen Sie, Qwill? Dieser James klingt ja recht überzeugend, aber umsonst macht er das nicht! Er kennt sich aus, und die Leute mögen ihn. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich kenne seine Argumente nicht aus erster Hand, aber Lynette Duncan ist begeistert von ihm«, sagte Qwilleran.
    »Die Frage ist: angenommen, wir bleiben hart. Dann wären wir vielleicht die einzigen in der ganzen Straße, die nicht mitmachen?… Aber was stehen wir denn hier herum? Gehen wir in die Küche. Dort stehen Kaffee und Kuchen. Ich esse gerne süße Sachen. In der schottischen Bäckerei gibt es diesen Queen-Mum-Kuchen, der ist Spitze, wenn man Schokolade mag.«
    Qwilleran setzte sich an den Küchentisch und betrachtete eine Reihe von gerahmten Fotos, die an der Wand hingen. »Ist der blonde gelockte Junge Ihr Enkel? Sie wirken noch viel zu jung für Enkelkinder.«
    »Danke für das Kompliment. Ja, das ist mein kleiner Bobby. Meine Tochter ist geschieden und wohnt bei uns. Da sie einen Teilzeitjob hat, müssen Vivian und ich als Babysitter herhalten. Ich kann Ihnen sagen, Qwill, das ist das Beste, was einem pensionierten Versicherungsvertreter passieren kann! Ich habe zwar auch Enkeltöchter, aber die sind in Arizona. Dort ist Vivian gerade und besucht unseren Sohn.«
    Die Küche war insofern altmodisch, als sie sehr groß war und eine hohe Decke hatte. Doch die Schränke und die Geräte waren hochmodern. Plötzlich ertönte wieder Kemples laute Stimme, und Qwilleran zuckte zusammen. »Haben Sie eigentlich schon mal auf der Bühne gestanden, Ernie?« wollte er wissen.
    »Aber sicher! Ich war jahrelang im Theaterclub. Ich habe den Sheridan Whiteside in The Man Who Came To Dinner gespielt. Als wir dann öfter auf Reisen gingen, bin ich ausgetreten… Trinken Sie normalen oder koffeinfreien Kaffee? Wir haben beides. Ich mahle die Bohnen frisch.«
    »Normalen«, sagte Qwilleran und wartete, bis der Lärm aufhörte, den die Kaffeemühle machte. Dann sagte er: »Der Theaterclub besetzt gerade ein Stück, in dem die perfekte Rolle für Sie wäre. Kennen Sie Hedda Gabler?«
    »Ist das das Stück, wo eine Frau so von ihrem Haus besessen ist, daß sie ihren Mann verliert?«
    »Sie denken an Craig’s Wife von George Kelly. Ich meine das Drama von Ibsen über eine andere egozentrische Frau, die einen Mann ruiniert und dann in die Gewalt eines anderen gerät. Die Rolle des Assessor Brack ist für Sie geradezu maßgeschneidert, und ich weiß zufällig, daß sie einen Schauspieler suchen, der die Figur überzeugend genug darstellen kann. Wie sehen Sie mit Schnurrbart aus?«
    »Klar, ich könnte die Rolle schon spielen, und jetzt hätte ich auch Zeit. Der Schnurrbart ist kein Problem. Ich habe schon früher falsche Barte getragen.«
    »Ihre Partnerin wäre eine sehr attraktive junge Frau, die neu in dieser Gegend ist.«
    »Tatsächlich?« sagte Kemple schon wesentlich interessierter. »Wer führt Regie?«
    »Carol Lanspeak.«
    »Ach, die ist gut! Nicht nur talentiert, sondern auch immer gut vorbereitet. Ich glaube, ich werde Ihren Vorschlag annehmen und Vivian damit überraschen, wenn sie nach Hause kommt. Sie sagt immer, ich könnte ohne Mikrofon im Madison Square Garden spielen.«
    »Stammen Sie beide aus Moose County?«
    »Nein, wir sind vor zwanzig Jahren aus dem Süden unten heraufgezogen, weil die Gegend hier für Kinder besser geeignet ist. Und weil ich gerne auf die Jagd ging. Ich hatte überall Jagdtrophäen hängen – hier und auch in meinem Büro. Dann habe ich von einem Tag auf den anderen damit aufgehört, nachdem ich einmal einen Rehbock nicht richtig erwischt hatte. Als ich ihn erschießen mußte, sah er mit seinen traurigen Augen zu mir auf. Es war, als hätte man mir ein Messer ins Herz gestoßen! Ich bin nie wieder auf die Jagd gegangen und habe sogar die Trophäen verkauft.«
    Fast ehrfürchtig widmeten sich die beiden Männer dem Queen-Mum-Kuchen. Eine Zeitlang war es still im Raum, bis Qwilleran das Schweigen unterbrach:
    »Was hat eigentlich Ihr Interesse an Puppen geweckt?«
    »Als ich das Jagen aufgab, brauchte ich ein neues Hobby. Da ich auf dem College als Nebenfach Geschichte hatte und Vivian sich gerade für klassische Puppen interessierte, begann ich mit Recherchen über berühmte Puppenmacher in England, Frankreich und Deutschland. Es waren an die hundert. Es ist gut, wenn ein Ehepaar ein gemeinsames Hobby hat, und es ist gut, wenn man etwas dazulernt.«
    »Was hat denn Vivian vor den klassischen Puppen

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